SB & FILIALE28. Juni 2022

Online-Banking killt weitere Bankfilialen

Auch im vergangenen Jahr setzte sich der Trend zu weniger Bankfilialen ungebrochen fort. Beinahe jede zehnte Filiale musste 2021 schließen. Ein wesentlicher Treiber ist die von der Corona-Pandemie vorangetriebene Digitalisierung und der damit verbundene Boom des Online-Bankings, so die Interpretation der Bundesbank. Allerdings haben auch Wachstumssorgen, Zinswende und Inflation ihren Anteil.

Immer öfter stehen Bankkunden vor stillgelegten Filialen. <q>Philopenshaw / Bigstockphoto
Immer öfter stehen Bankkunden vor stillgelegten Filialen. Philopenshaw / Bigstockphoto

 

Das Jahr 2022 begann mit 2.388 Bankfilialen weniger als das Vorjahr. Zum Jahreswechsel verzeichnete die Bundesbank noch 21.712 inländische Filialen, also Bankniederlassungen mit Schalterservices. Denn reine Automatenstandorte werden in der Statistik nicht erfasst. Damit wurden 2021 9,9 Prozent aller Filialen geschlossen.

Deutsche Bank und CoBa „vorne“

Im Saldo waren alle Sektoren des Kreditgewerbes betroffen. Jedoch lassen sich deutliche Unterschiede ausmachen. So gab es ein regelrechtes Filialsterben bei der Deutschen Bank, die mehr als jeden fünften Standort ausmusterte. 867 Filialen weniger in nur einem Jahr, übrig geblieben waren zum Stichtag 31.12.2021 noch 3.115 Standorte. Ein Teil der Schließungen betrifft die Marke Postbank, wo die ursprünglich bis Ende 2025 geplanten Schließungen um zwei Jahre vorgezogen worden waren und so schon 2021 mehr Standorte dichtgemacht wurden. Entsprechend sauer äußern sich die Kunden, beispielsweise auf der Unternehmensseite in Facebook. Aber auch bei der Hauptmarke war eine Reduzierung um 20 Prozent angekündigt gewesen.

Den zweiten Platz in diesem unrühmlichen Ranking geht an die Commerzbank, die 243 Standorte zusperrte. Nach absoluten Zahlen liegt sie zwar hinter der Deutschen Bank, relativ gesehen ist sie sogar Spitzenreiter, denn es war mehr als jede vierte Filiale betroffen. Mit 143 Schließungen trugen auch die Regionalbanken ihren Anteil zum Filialsterben bei. Sie betrieben zum Jahreswechsel noch 1.013 Zweigstellen. Doch die Bundesbank verweist darauf, dass diese Zahlen jeweils nur Momentaufnahmen sind. Nach den veröffentlichten Plänen werde sich die rückläufige Entwicklung weiter fortsetzen.

Öffentliche und Geno-Banken zurückhaltender

Insgesamt verringerten die Kreditbanken die Anzahl ihrer Zweigstellen um 1.279 (2020: minus 1.155) auf 5.199 Ende 2020. Dies entspricht einem Gesamtanteil von 23,9 Prozent – im Vorjahr waren es noch 26,9 Prozent.

Bei Sparkassen und Landesbanken wurden 617 Filialen abgebaut. Dies ist gemessen am Gesamtangebot ein Rückgang um 7,2 Prozent. Mit 7.911 aktiven Filialen deckten die Sparkassen 36,4 Prozent des Marktes ab. Knapp dahinter liegt der genossenschaftliche Sektor mit 7.310 Filialen zum Jahreswechsel und einem Marktanteil von 33,7 Prozent. Bei den Geno-Banken blieben im vergangenen Jahr 468 Filialen auf der Strecke.

Öffentliche Bausparkassen haben acht Zweigstellen geschlossen und kamen auf noch 459 Filialen, die privaten Bausparkassen haben ihre Niederlassungen um 12 auf 780 reduziert. Unter den sonstigen Instituten gab es zwei Schließungen, hier verblieben 109 Filialen, so die Statistik der Bundesbank.

Ursachenforschung

In dieser Entwicklung spiegele sich der Einfluss der Digitalisierung auf die Vertriebswege aufgrund einer verstärkten Nutzung von Online-Banking wider, so die Marktbeobachter der Bundesbank, ebenso die Maßnahmen zur Kostenreduzierung in einem herausfordernden Wettbewerbsumfeld.

Der wirtschaftliche Druck schlägt sich nicht nur in Filialschließungen nieder, sondern auch in Übernahmen und Zusammenschlüssen. So waren beispielsweise im genossenschaftlichen Bereich 45 Fusionen zu verzeichnen.

Professor Dr. Joachim Wuermeling, das für Bankenaufsicht zuständige Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, beurteilt den deutlichen Rückgang der Anzahl der Institute und Zweigstellen durchaus positiv. Er sieht darin ein Zeichen für die anhaltende Dynamik von Konsolidierung und Restrukturierung im deutschen Bankensystem.

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Deutsche Bundesbank

Angesichts der heraufziehenden Wolken am Bankenhimmel durch Zinswende, Abschwächung des Wachstums und Inflation sind die Banken gut beraten, ihre Widerstandskraft durch Kostenbewusstsein und gegebenenfalls Zusammenschlüsse weiter zu erhöhen.“

Prof. Dr. Joachim Wuermeling, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank hj

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