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STUDIEN & UMFRAGEN11. Januar 2022

Die IT-Zukunftstrends in der Finanzbranche 2022 – das Stimmungsbild

Stimmungsbild
ITFM

Welche Technologien beschäftigen Institute, Versicherer und FinTechs im Jahr 2022 und welche Prozesse werden ausschlaggebend für den Erfolg in der Finanzbranche? Mit diesen Fragen beschäftigt sich unser Stimmungsbild für das angehende Jahr. Und es gibt einige Überraschungen!

Vorab die gute Nachricht für alle IT-Spezialisten: Sie werden gebraucht. Sehr sogar! Durch alle Führungsschichten und IT-Lager ist klar: Finanz­unter­nehmen brauchen mehr IT-Fachkräfte (96,5 %).

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Nur 3,5 % der Befragten gaben an, dass es in ihrem Unternehmen nicht an IT-Kräften fehlt. Aber es braucht nicht nur IT-Fachkräfte – sie müssen zudem qualifiziert sein (91 %). Die schiere Zahl an IT-Kräften hilft heute nichts mehr.

Folgerichtig betonen fast zwei Drittel (62,1 %) der Unternehmen, dass sie bereits für 2022 vorhaben, weitere IT-Fachleute einzustellen. Allerdings wird auch die Fluktuation steigen, denn ein knappes Viertel (24,2 %) sehen sich in den nächsten 5 Jahren nicht mehr beim selben Unternehmen. Die Zeit der lebenslangen  Betriebszugehörigkeit scheint in der IT vorbei zu sein. Für die Unternehmen bedeutet das, dass sie alles daran setzen müssen, möglichst attraktive Arbeitsangebote zu schaffen, um sich auf dem Stellenmarkt durchzusetzen und gleichzeitig so attraktive Arbeitsbedingungen zu bieten, dass IT-Angestellte gehalten werden können.

Low-Code – ein Streitthema

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Legende: siehe Grafik obenITFM

Beim Thema Low-Code sieht das Stimmungsbild in der Finanzbranche schon ganz anders aus. Hier sind sich die Befragten einig, dass sie sich uneinig sind. Rund 38 % sind der Meinung, dass Low-Code die IT mehr belastet als entlastet, während 41 % die Technologie als positiv betrachten.

Auffällig ist: ein Großteil derer, die Low-Code in Hinblick auf die Entlastung der IT eher kritisch sehen, sind diejenigen, die ihre IT-Kenntnisse als hoch bis sehr hoch einschätzen.”

Zwar lässt sich noch immer eine leichte Tendenz in Richtung “Pro-Low-Code” erkennen, dennoch scheint die Begeisterung weitaus weniger groß zu sein, als es in den letzten Monaten in den Medien den Anschein erregt hatte.

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das IT-Wissen außerhalb der IT-Abteilungen schlechter ist als erwartet und trotz Low-Code viel Betreuungs- und Erklärungsbedarf von Seiten der IT’ler besteht. Wenn Experten trotz der neuen Technologie andere Bereiche weiterhin betreuen müssen, könnte Low-Code tatsächlich zu einer Zusatzbelastung werden. Vor allem dann, wenn eh schon zu wenige Fachkräfte vorhanden sind.

Technologien und Prozesse der Zukunft: Open Banking wird auch 2022 das Thema Nummer 1

Bei der Frage nach den Technologien, die das angehende Jahr bestimmen werden, gehen als klare Sieger Open-Banking, Microservices & Modularisierung sowie – überraschend – der Identity-Bereich hervor. Offenbar ist bei Banken und Versicherern angekommen, dass Identifizierung und Authentifizierung das Thema für Finanzdienstleister ist, da sie bereits über einen großen Vertrauensbonus verfügen.

Erstaunlich: KI und maschinelles Lernen landen bei der Einordnung nur auf Platz 4.”

Klar war: Quanten-Computing spielt 2022 nur bei echten Insidern eine Rolle: nur 2,8 % (vor allem IT-Experten) halten es im kommenden Jahr für relevant. Ab 2027 sieht das anders aus: fast 60 % gaben im Stimmungsbild an, dass QuBits für ihr Unternehmen relevant bis sehr relevant sein werden.

Doch während wir Medien uns bereits Gedanken über Quantencomputing, DeFi und IoT-Payment machen, sieht die Realität indes ganz anders aus:

Uns wird die Migration von Windows 7 und Office 2010 noch 1 bis 2 Jahre beschäftigen. Danach werden wir unser Back-Office-Processing, welches zu 90% auf Excel-Makros beruht, umstellen müssen.“

Kommentar eines Managers einer internationalen Top 10 Bank

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Bei der Aufstellung des eigenen Unternehmens gaben für den Bereich KI/ML nur 19 % der Befragten an, gut bis sehr gut dabei zu sein. Beim Stichwort Internet-of-Things (IoT) sind es nur schlappe 5 %. Ähnlich schlecht sieht das Stimmungsbild bei DeFi (11 %) und Low-Code (14,4 %) aus. Mit am besten stehen die Finanz-Unternehmen nach eigener Einschätzung bei der Digitalisierung und Prozess-Automatisierung da. Mit 58,5 % und 58,2 % ist hier mehr als die Hälfte der Meinung, dass ihr Unternehmen auf dem jeweiligen Gebiet gut bis sehr gut aufgestellt ist.

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Positiv fällt auch die Bewertung der eigenen Prozesse aus. 75,9 % der Teilnehmer sind der Meinung, dass sie im Bereich Kundendialog gut bis sehr gut gerüstet sind und weitere 70 % sehen die eigenen Compliance-Prozesse als ebenso gut bis sehr gut an. Am schlechtesten sieht das Bild im Bereich der DevOps aus. Hier glauben zwar auch ungefähr 40 % gut aufgestellt zu sein, genauso viele sehen sich in einer eher schlechten bis schlechten Position.

Interessant werden unter Beachtung dieser Erkenntnisse die Antworten auf die Frage, welche Prozesse die Unternehmen gedenken auszulagern: Hier ist das Stimmungsbild klar davon abhängig, wie gut die Befragten selbst in den Bereichen dastehen. So gedenken zum Beispiel nur 11 % ihre Kundendialog-Prozesse an externe Dienstleister auszulagern, während mit über 18 % DevOps künftig am meisten ausgelagert werden sollen.

Private (eigenes RZ), hybrid oder public Cloud?

In den Medien längst totgeritten, scheint das Thema Cloud bei den Unternehmen der Finanzbranche lange nicht ausdiskutiert zu sein – noch immer sorgt es für Unsicherheiten und Diskrepanzen bei Banken und Versicherern. Zwar geben 42,9 % an, mittlerweile auf Cloud oder hybride Lösungen umgestiegen zu sein, dennoch bleibt damit eine Mehrheit, die weiterhin auf On-Premise-Ansätze vertraut. Dieser Lösung wird auch mit Abstand das meiste Vertrauen geschenkt, wenn es um Datenschutz geht; über 80 % halten sie für sicher bis sehr sicher. Bei Cloud und hybriden Ansätzen sind es nur 37 % bzw. 37,3 %. Nur die Private Cloud hält noch dagegen, ihr schenken mit 70 % fast so viele das Vertrauen wie der On-Premise-Lösung (also alles selber im eigenen RZ zu halten).

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Auffällig ist die große Anzahl an Befragten, die sich bei Cloud und hybrider IT-Architektur unsicher sind. Je 55,6 % gaben an, nicht zu wissen, was sie von der Datenschutzkonformität der beiden Lösungen halten sollen.”

Bei der Frage nach der Verfügbarkeit der jeweiligen Architektur sieht das Bild deutlich ausgeglichener aus. Besonders die Cloud kommt hier mit 69 %, die sie für sicher bis sehr sicher halten, besser davon. Mit 68,2 % büßt die On-Premise-Lösung hier ein wenig Vertrauen ein.

IT-Security muss und wird deutlich zulegen

In einer Sache sind sich dann aber doch über 80 % aller Befragten einig: 2022 wird mehr, deutlich mehr oder mindestens so viel wie im vergangenen Jahr in die IT-Security investiert. Eine Hauptaufgabe sollte laut den Experten zudem sein, Mitarbeiter zu schulen, keine Sicherheitslücke darzustellen. Was zunächst hart klingt, ist tatsächlich ein Problem, unvorsichtige oder unwissende Mitarbeiter werden schnell Opfer von Phishing-Attacken und anderen Versuchen, IT-Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen.

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Und die Nachhaltigkeit?

Immerhin wurde das in der Finanzbranche sonst fast schon verhöhnte Thema Nachhaltigkeit auf einer Skala von 1 bis 10 im Schnitt bei 6,7 eingeordnet – sicher noch nicht optimal, aber dennoch ein Schritt nach vorn. Der steigende Druck von Politik und Endkunden scheint auch in der Welt der Finanzen seine Wirkung zu zeigen.

Zur Methodik der Umfrage

Für das Stimmungsbild wurden Mitarbeiter, Manager und Inhaber von Banken, Versicherungsunternehmen, FinTechs, InsurTechs und sonstigen Finanzdienstleistern befragt. Die Erhebung erfolgte zwischen dem 21. Dezember 2021 und dem 10. Januar 2022 über SurveyMonkey (Website).ft

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