STRATEGIE21. September 2023

Wie Sie Ihre IT-Teams internationalisieren und darüber neue IT-Fachkräfte finden

Katharina Pratesi rät, die Unternehmenssprache auf Englisch umzustellen, um international Fachkräfte anwerben zu können.
Julia Teine

Nach wie vor herrscht in Deutschland ein großer Mangel an IT-Fachkräften. Dabei bietet der Markt viele internationale Experten und Quereinsteigende. Um diese Potenziale nutzen zu können, müssen immer noch einige Entscheider umdenken und Prozesse transformieren. Dazu gehört auch die Unternehmenssprache. Ein 7-Punkte-Programm könnte Unternehmen bei der Umstellung helfen.

von Katharina Pratesi, Brandmonks 

Um offene Stellen im IT-Bereich zu besetzen, sind immer mehr Unternehmen dazu bereit, talentierte Quereinsteigende einzustellen. Diese verfügen zwar über keine klassische IT-Ausbildung, bringen dafür jedoch erste Kenntnisse und eine hohe Affinität zu IT-Themen mit. Dazu kommt, dass diese Talente oft hochmotiviert sind und meist recht schnell auf neuen Themen eingearbeitet werden, so dass sie bereits nach wenigen Monaten wie eine voll ausgebildete IT-Fachkraft eingesetzt werden können.

Unternehmen, die nicht auf Quereinsteigende setzen wollen, können ihre IT-Fachkräftelücke aber auch über internationale Talente schließen. Denn der Arbeitsmarkt bietet viel Potenzial, wenn Entscheider ihren Blick für englischsprachige Talente öffnen.

Das bedeutet aber auch, dass sie sich mit dem Gedanken anfreunden müssen, ihre Unternehmenssprache zu internationalisieren. Doch diese Umstellung fällt gerade deutschen mittelständischen Unternehmen nicht immer leicht.”

Autorin Katharina Pratesi, Brandmonks
Katharina Pratesi ist Partnerin und CHRO bei der Brandmonks (Website) und be­reits seit mehr als 10 Jah­ren im HR/Re­cruit­ing Um­feld tä­tig. Ne­ben Ih­rer in­ter­nen HR-Ver­ant­wor­tung be­rät sie Kli­en­ten aus der Fi­nanz­dienst­leis­tung, dem Con­sul­ting und der In­dus­trie zu den ge­sam­ten Pro­zess­ket­ten der Re­cruit­ing-Stra­te­gi­en. Ihr ak­tu­el­ler Schwer­punkt liegt auf dem nach­hal­ti­gen Re­cruit­ing und der In­te­gra­ti­on so­wie der Op­ti­mie­rung von Re­cruit­ing- und On­boar­ding-Prozessen.
Langjährige Mitarbeiter haben Sorge, dass dadurch Informationsbarrieren entstehen. Auch gibt es Bedenken, dass Mitarbeiter, die bereits über gute Englischkenntnisse verfügen, mehr Vorteile genießen könnten – obwohl sie fachlich nicht unbedingt besser sind.

Führungsebene muss Rahmenbedingungen schaffen

Um das ganze Potenzial an internationalen IT-Fachkräften auszuschöpfen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, werden viele Unternehmen ihre Unternehmenssprache früher oder später zweisprachig ausrichten müssen. Damit das gelingt, sollten alle Mitarbeitenden sorgfältig darauf vorbereitet werden.

Vor allem die Führungsebene sollte voll und ganz hinter der Umstellung stehen und Rahmenbedingungen schaffen, mit denen Mitarbeitende dabei unterstützt werden, sich auf die neue Unternehmenssprache einzustellen.”

7-Punkte-Plan zur Umstellung der Unternehmenssprache

Wer eine Umstellung der Unternehmenssprache vornehmen möchte, sollte dafür Zeit einplanen und ein Konzept entwickeln. Die folgenden sieben Punkte sind dabei besonders wichtig:

1.Motivieren Sie Ihre Belegschaft
Starten Sie am besten mit einem Kick-off Event, auf dem Sie das Konzept der Umstellung vorstellen und die Möglichkeiten aufzeigen, wie sich jeder individuell darauf vorbereiten kann.

Stellen Sie auf dem Event die Vorteile in den Vordergrund: Denn jeder Mitarbeitende, der sich der neuen Unternehmenssprache öffnet, wird auch persönlich davon profitieren.”

Er entwickelt sich dadurch persönlich weiter und erfährt eine bessere Teilhabe an einer immer globaler werdenden Welt.

2.Bieten Sie Sprachkurse an
Um alle Mitarbeiter auf die neue Unternehmenssprache vorzubereiten, sollten Sie Englisch-Kurse anbieten, die individuell auf die vorhandenen Kenntnisse aufbauen. Idealerweise räumen Sie ihnen dafür auch entsprechende Zeitfenster während der Arbeitszeit ein, so dass die Kurse nicht nach Feierabend stattfinden.

Über Brandmonks
Brandmonks (Website) ist ei­ne Ma­nage­ment­be­ra­tung mit Sitz in Mainz, die sich auf di­gi­ta­les Re­cruit­ing, Chan­ge- und Peop­le-Ma­nage­ment spe­zia­li­siert hat. Das Kern­team be­steht aus Re­cruit­ing-, IT-/Soft­ware- und Mar­ke­ting­ex­per­ten. Brand­mon­ks wur­de 2012 von CEO Mor­ten Ba­bak­ha­ni ge­grün­det. 2020 kam das voll­au­to­ma­ti­sier­te di­gi­ta­le Re­cruit­ing-Tool flyn­ne auf den Markt, das die CVs von Kan­di­da­ten ana­ly­siert und ih­re Kom­pe­ten­zen und Po­ten­zia­le screent und mit dem Job­pro­fil matcht.
3.Etablieren Sie Kennenlern-Formate
Fördern Sie den regelmäßigen Austausch von neuen internationalen Mitarbeitenden und bestehenden Mitarbeitenden. Etablieren Sie dafür neue wiederkehrende Formate. Bringen Sie sie zum Beispiel einmal im Monat zu einem Speeddating zusammen. So lernen sich die Teilnehmer in kurzer Zeit kennen und bauen sprachliche Hemmschwellen beim Kennenlernen ab.

4.Laden Sie zum englischen Lunch-Austausch ein
Bieten Sie Ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, auf Firmenkosten miteinander essen zu gehen. Bedingung ist dabei natürlich, dass sie sich dabei auf Englisch, Ihrer Unternehmenssprache, unterhalten. Die Einladung schafft sicher einen zusätzlichen Anreiz für den internationalen Lunch Smalltalk

5.Fördern Sie die regelmäßige Kommunikation
Etablieren Sie englischsprachige Newsletter, interne Blogs oder andere Kommunikationskanäle. Damit lässt sich die Praxis der englischen Sprache fördern und das Sprachniveau im Unternehmen verbessern.

6.Planen Sie Zeit ein
Stellen Sie nicht sofort auf Englisch um, sondern machen Sie deutlich, dass es sich dabei um einen Prozess handelt und in den ersten zwölf Monaten beide Sprachen genutzt werden dürfen. Jeder Mitarbeiter kann sich so nach und nach an die neue Unternehmenssprache gewöhnen.

Es ist wichtig, den Mitarbeitenden diese Zeit zu geben, nur so können sie ihre Fähigkeiten verbessern. Setzen Sie daher eine realistische Erwartungshaltung bezüglich des Spracherwerbs.”

7.Bieten Sie Feedback und Unterstützung an
Fördern Sie gerade in der Umstellungsphase eine offene Feedback-Kultur und bieten Sie den Mitarbeitenden Unterstützung bei der Verbesserung ihrer englischen Sprachkenntnisse an. Dies kann durch regelmäßige Sprachbewertungen, individuelles Coaching oder Sprachaustauschprogramme erreicht werden. Bieten Sie dafür vielleicht sogar eine eigene Sprechstunde an, in der sich Mitarbeitende persönlich an einen Entscheidungsträger wenden können, wenn sie mit der neuen Sprache nicht klarkommen. So kann er individuell darauf eingehen und entsprechende Maßnahmen veranlassen.Katharina Pratesi

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