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SB & FILIALE3. Dezember 2021

Festsprengstoff statt Gasgemisch

Verwüstung.banqtec

Kriminelle steigen zunehmend von Gasgemisch auf Festsprengstoff um. Hintergrund für den bundesweiten Trend ist laut Polizei, dass viele dieser Automaten inzwischen explosives Gas neutralisieren und Explosionen verhindern können. Festsprengstoff kann jedoch immense Schäden verursachen.

So betrug z. B. in Rheinland-Pfalz der Anteil von Attacken auf Geldautomaten mit diesem Explosivmittel nach Angaben des Landeskriminalamts 2018 noch lediglich acht Prozent. 2019 sei er auf 14, 2020 auf 37 und in diesem Jahr auf 75 Prozent gestiegen.

In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Sprengungen von Geldautomaten bundesweit insgesamt zugenommen. Im Vergleich zum Banküberfall sind diese Attacken aus Tätersicht weniger riskant: Gesprengt wird meist nachts ohne Zeugen in der Nähe. Außerdem sind die Strafen für klassische Raubüberfälle in Banken höher.

Zum Abschluss der Innenministerkonferenz von Bund und Ländern forderte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Freitag die Banken in Deutschland mit Nachdruck auf, mehr für die Sicherheit ihrer Geldautomaten zu tun. Andernfalls seien auch entsprechende gesetzliche Vorgaben nicht ausgeschlossen, ließ Pistorius in Stuttgart durchblicken. Schließlich gingen von diesen Taten Gefahren für Bankkunden und Anwohner aus, die im schlechtesten Fall durch die Sprengung erheblich verletzt werden könnten.

Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport

In den Niederlanden und in Belgien gibt es gesetzliche Verpflichtungen für die Banken, die Geldautomaten besser zu schützen.”

Boris Pistorius (SPD), Innenminister Niedersachsen

Er rufe Banken und ihre Verbände zunächst zu einer freiwilligen Verbesserung beim Schutz von Geldautomaten auf.

2020 war mit 35 Automatensprengungen alleine in Rheinland-Pfalz das bisherige “Rekordjahr”. 2021 kam es bislang laut LKA zu 21 derartigen Straftaten. Oft übersteige der Sachschaden die Beutesumme. 2020 wurden dem LKA nach eigenen Angaben Sachschäden von insgesamt drei Millionen Euro bekannt – und 2021 in Höhe von bisher 1,6 Millionen Euro, ohne den jüngsten Fall in Mainz.

Die Aufklärungsquote bei Sprengungen von Geldautomaten erreichte laut LKA im vergangenen Jahr im Bundesland 54 Prozent – und in diesem Jahr bislang einen deutlich niedrigeren Wert. Allerdings laufen noch Ermittlungen.

R+V/Veloform
Es geht auch sprengsicher …R+V/Veloform

Oft kommen Geldautomaten-Knacker mit schnellen Wagen in der Dunkelheit und sprengen sich das Bargeld frei. Nicht selten sind es laut Europol Täter aus den Niederlanden. Auch im aktuellen Prozess vor dem Landgericht Koblenz soll der Angeklagte einer Bande in dem Nachbarland angehört haben.

Nach Angaben der Deutschen Kreditwirtschaft haben die Banken in der Bundesrepublik schon einiges getan, um ihre Automaten sicherer zu machen. Das reiche von der Schließung besonders gefährdeter Automaten in der Nacht über die Aufschaltung von Einbruchsmeldungen bis eben zum Einsatz von Anti-Gas- und Vernebelungssystemen.

Auch das LKA in Mainz empfiehlt beispielsweise Videoüberwachung sowie weniger Bargeld in den Automaten. Die Präventionsstellen der Polizei beraten Banken und Sparkassen. “Durch die Umsetzung eines individuellen und gestaffelten Sicherungskonzeptes können viele Taten und Tatgelegenheiten deutlich erschwert, unterbunden beziehungsweise Taten auch besser aufgeklärt werden”, erklärte die Polizeibehörde.dpa

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