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ARCHIV30. Mai 2023

Läuft Berlin Frankfurt den Rang als Hauptstadt der Banken ab?

darrenmbaker / Bigstock

Daten der Wirtschaftsförderung Frankfurt zeigen, dass die Mainmetropole unter Druck gerät und nicht mehr selbstverständlich ist, dass diese die Nummer 1 unter den Städten ist, in denen in der Bankenwelt die Musik spielt: Denn Berlin als Hauptstandort für FinTechs und ohnehin beliebtes Ziel für viele internationale Fachkräfte wird immer wichtiger und zugleich zum wachstumsstarken Standort für bestimmte Außenstellen im Bankenwesen. Was das für die beiden Standorte bedeutet und warum man in diesem Kontext auch München nicht aus den Augen verlieren darf.

Noch ist Berlin gerade einmal auf Position 3 hinter Frankfurt und München, was die Mitarbeiterzahlen betrifft. In Frankfurt stieg die Zahl der Beschäftigten im Banken- und Börsensektor in Frankfurt im Zeitraum von Juni 2015 bis Juni 2022 um 6170 Beschäftigte auf 71.762, während der Zuwachs im selben Zeitraum in Berlin 8864 Beschäftigte betrug, sodass die Zahl auf insgesamt 32.126 anwuchs. München wiederum zählt 35.699 Beschäftigte im Banken- und Börsensektor, konnte im betrachteten Zeitraum von 2015 bis 2022 aber lediglich 2371 neue Beschäftigte hinzugewinnen.

Dabei ist, das berichten Experten der FinTech-Wirtschaft, München weiterhin ein interessanter Standort für technisches Personal, wenn auch in jeder Hinsicht ein teurer. Denn zu den hohen Rahmenkosten, etwa bei Mieten, kommen hohe Gehälter und anspruchsvolles Personal im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen. Berlin hingegen kann aus einer vergleichsweise großen und internationalen Bewerberschar auswählen. Die Folge ist daher einerseits ein weiteres Anwachsen der FinTechs (verbunden auch mit Konsolidierungen vor allem in den letzten Monaten) sowie das Verlagern von Außenstellen der Banken (und übrigens auch Versicherungen), was technische Entwicklung betrifft.

Miriam Wohlfarth, bekanntes FinTech-Gesicht, Gründerin unter anderem von Banxware und Ratepay und zugleich Vorständin des Bundesverband Deutsche Startups wirbt daher für Berlin:

RatePay

Berlin ist der Standort schlechthin für Start-ups allgemein, aber insbesondere auch für FinTechs.”

Miriam Wohlfarth, Gründerin

Viele Bewerber offen für mehr berufliche Sicherheit im Bankensektor

Dass sich Berlin so zu einer FinTech-Hochburg entwickelt hat, hat natürlich einerseits mit Vorzeige-Start-ups wie N26 oder Solaris zu tun, könnte aber auch nach der großen Konsolidierung für jene FinTechs, die gestärkt aus der Krise hervorgehen, interessant sein. Profitieren werden hiervon auch die klassischen Finanzinstitute, die nach den diversen Kündigungswellen nunmehr auf ein wachsendes Angebot an Fachkräften mit Digitalkompetenz zugreifen können. Die, so erklärt es ein HR-Berater hinter vorgehaltener Hand, sind in vielen Fällen durchaus offen für die höhere Sicherheit, die ein solches Unternehmen im Vergleich zur sehr agilen Start-up-Welt verspricht.

Von Deutsche Bank bis JP Morgan sind bereits viele etablierte Finanzinstitute mit technischen Ressourcen und Entwicklungs-Know-how in Berlin vertreten – und das könnte sich in den kommenden Jahren noch weiter in diese Richtung entwickeln. Zudem bleibt Berlin gerade für viele englischsprachende Fachkräfte aus aller Welt der attraktivste Standort in Deutschland – und jener, an dem man in seiner internationalen Parallelwelt mit eingeschränkten Deutschkenntnissen sehr weit kommt.

Prinzipiell profitieren dabei übrigens sowohl Frankfurt als auch Berlin vom Brexit – der eine Standort aufgrund seiner Börse und angesichts seines Rufs als europaweit wichtiger Finanzplatz, der andere durch eben jene Internationalität in der Aufstellung und durch die traditionell gute Start-up-Wirtschaft.tw

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