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STUDIEN & UMFRAGEN21. Juli 2020

McKinsey Private Banking Report: Beschleunigter Wandel in der Bankenwelt

McKinsey

Die Unternehmensberatung McKinsey hat den jährlich erscheinenden Private Banking Report veröffentlicht. Wie das Unternehmen mitteilt, haben im vergangenen Jahr 102 Banken aus Westeuropa an der Erhebung teilgenommen, die sämtliche Größen und Business-Modelle des Bankenwesens abbilden. Kernerkenntnis der Studie ist, dass die europäischen Privatbanken bereits jetzt den Druck der anstehenden Digitalisierung spüren, dass der  Wandel sich angesichts der Coronakrise aber noch deutlich beschleunigen wird.

Für die europäischen Privatbanken kommt die Covid-19-Krise zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt – angesichts sinkender Gewinne im zweiten Jahr in Folge. Trotz steigender Märkte im Jahr 2019 fiel der Profitpool auf 13,3 Milliarden Euro von 13,5 Milliarden Euro im Jahr 2018. McKinsey hat in diesem Jahr absichtlich die Auswertung auch auf den Anfang 2020 ausgedehnt, um erste Erkenntnisse zur Krise mitnehmen zu können. Nach einem starken Jahresbeginn hat die Krise die deutschen Banken mit voller Härte getroffen – und insbesondere die Kundenbeziehungen auf eine starke Probe gestellt. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten rückt das Kunden-Bank-Verhältnis wieder in ein neues Licht.

McKinsey sieht drei Auswirkungen der Coronakrise auf Banken zukommen

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Weltweit wird deutlich, dass die Früchte der Banken inzwischen ein ganzes Stück höher hängen. Nach einem Jahrzehnt, indem die Profite zumindest noch zu erwirtschaften waren, wird es schwieriger, in Zukunft Wachstum zu erzielen – noch dazu ohne ausreichende Digitalisierungsansätze. Doch jetzt muss die Branche sich konsolidieren, um gestärkt in das „new normal“ zu starten. Die Auswirkungen der Krise haben drei Trends angestoßen oder beschleunigt, mit denen sich führende Vertreter des Private Banking konfrontieren müssen.

Erstens werden die Zinssätze wahrscheinlich auf absehbare Zeit niedrig bleiben, so dass nur begrenzte Einnahmen aus Zinsmargen zu erwarten sind. Zum Zweiten haben sich die Präferenzen der Kunden in Bezug auf Verkaufs- und Beratungskanäle aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen schnell in Richtung digital unterstützter Remote-Lösungen verschoben. 71 Prozent der Kunden verlangen Multichannel-Interaktion und immerhin 25 Prozent setzen dabei den Fokus eher auf digital – mit Unterstützung durch Menschen, wo erforderlich. Und zum Dritten hat sich der Anteil der Mitarbeiter, die bereit sind, aus dem Homeoffice zu arbeiten, laut dem Smart Working Survey auf 80 Prozent verdoppelt. Viele Private-Banking-Mitarbeiter konnten in den letzten Monaten die meiste oder die ganze Zeit von zu Hause aus arbeiten – mit einigen Ausnahmen.

McKinsey: Profit Pool der Banken binnen 12 Jahren halbiert

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Betrachtet man die deutschen Trends, fällt auf, dass die Trends sich hier in ähnlicher Form fortsetzen, wie dies auch in ganz Westeuropa zu beobachten ist. Naturgemäß sind die Brokerage Fees hier etwas niedriger und die wiederkehrenden/regelmäßigen Gebühren hier etwas höher. Die niedrigen Zinsen haben dazu beigetragen, dass die Banken immer seltener an einer Bepreisung bestimmter Leistungen vorbeikommen. Bemerkenswert und erstaunlich ist aber die Langzeitbetrachtung: Der Profit Pool hat sich bei den betrachteten Banken zwischen 2007 und 2019 halbiert! Die Grenzerlöse sanken in dem Zeitraum von 87 auf 55 Prozentpunkte während sich die Kosten nur von 55 auf 45 Punkte reduzierten.

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Banken und Finanzdienstleistungsunternehmen sollten unter diesen Gesichtspunkten das Verhalten gegenüber den Kunden auf den Prüfstand stellen und eine individuelle Kundenberatung als Maßstab für die erfolgreiche Kundenbindung sehen. Sie sollten zudem ihr Erlösmodell überdenken und sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren, was auch mit einer effizienten Verwendung von menschlichen Mitarbeitenden und mit agilerem Verhalten einhergehe. Wichtig sei es zudem, Haltung in die Geschäftsentscheidungen einfließen zu lassen, sich auf seine Vision zu besinnen und für den Kunden einen echten Mehrwert zu schaffen.tw

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