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STUDIEN & UMFRAGEN4. November 2021

Swift will digitale Zentralbankwährungen (CBDC) in den globalen Zahlungsverkehr integrieren

Experte für die Integration digitaler Zentralbankwährungen: Jürgen Marstatt
Jürgen Marstatt, Head of Swift Germany, Austria und Central Europa Swift

Swift und Accenture haben eine neue gemeinsame Studie über die Integration digitaler Zentralbankwährungen (Central Bank Digital Currencies – CBDCs) in die bestehenden Infrastrukturen des internationalen Zahlungsverkehrs veröffentlicht. Damit wollen die beiden Partner die weltweite Financial Community auf die Möglichkeit vorbereiten, dass sich im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr neue Währungsformen etablieren.

von Jürgen Marstatt, Head of Swift Germany

Mehr als die Hälfte aller Zentralbanken weltweit prüfen derzeit bereits den Einsatz digitaler Zentralbankwährungen, deren Entwicklung zu einem tiefgreifenden Wandel im Ökosystem des globalen Zahlungsverkehrs führen könnte. Für Europa hat die Europäische Zentralbank EZB im Oktober 2020 ihren „Bericht über den digitalen Euro“ veröffentlicht. Darin verweist sie auf die Digitalisierung der Wirtschaft sowie technologische Innovationen, die heute die Wahrnehmung der Nutzer von Zahlungsdienstleistungen beeinflussen und somit das Interesse an der möglichen Emission eines digitalen Euro befeuern.

Grenzüberschreitende CBDCs als Echtzeit-Zahlungen via Swift
An­läss­lich der Ver­öf­fent­li­chung der Stu­die be­tont Swift die in­ten­si­ve Zu­sam­men­ar­beit mit den Zen­tral­ban­ken, um sie bei der Ent­wick­lung auf Ba­sis von CB­DCs zu un­ter­stüt­zen. Der An­bie­ter von Fi­nanz­nach­rich­ten­diens­ten kün­digt an, in Zu­kunft wei­te­re Tests mit di­gi­ta­len Wäh­run­gen durch­zu­füh­ren. Schwer­punkt: grenz­über­schrei­ten­de Nut­zung von CB­DCs in Echt­zeit zwi­schen 4 Mil­li­ar­den Kon­ten welt­weit zu er­mög­li­chen – un­ab­hän­gig von Stan­dards, Tech­no­lo­gi­en und Wäh­run­gen. Im Mit­tel­punkt ste­he da­bei die neue, der­zeit in der Ent­wick­lung be­find­li­che Swift-Platt­form mit erweitertem Fo­kus auf Trans­ak­ti­ons­ma­nage­ment.

Zu­sam­men mit der Com­mu­ni­ty möch­te Swift die ei­ge­ne Rol­le in die­sem Kon­text wei­ter aus­lo­ten: zum einen als Trä­ger au­then­ti­fi­zier­ter In­for­ma­tio­nen über CB­DC-Trans­ak­tio­nen, wie es heu­te bei Fi­at-Wäh­run­gen der Fall ist, un­d zum an­de­ren als Trä­ger des tat­säch­li­chen Wer­tes von CB­DCs, in wel­cher Form auch im­mer die­se aus­ge­ge­ben wer­den.

Szenarien und praktische Fragen zur Einführung einer digitalen Währung

Die Studie von Swift und Accenture (hier) befasst sich mit den praktischen Aspekten einer solchen Umstellung auf digitale Währungen. Diese reichen von der Art und Weise, wie CBDCs über die Grenzen nationaler regulatorischer Anforderungen hinweg transferiert werden können, bis hin zu der Integration von CBDCs in den Mix der bereits existierenden Währungen. Darüber hinaus beschreibt die Studie detailliert, unter welchen Bedingungen CBDCs eine praktikable Lösung für den internationalen Zahlungsverkehr darstellen können.

Das Papier kommt zu dem Schluss, dass das Rad dabei nicht neu erfunden werden müsse – selbst in Anbetracht der Tatsache, dass CBDCs neue Herausforderungen und neue Möglichkeiten mit sich bringen sowie neue Lösungen erfordern.

Ein sinnvoller Ansatz sei stattdessen, neue Lösungen nur dann zu entwickeln, wenn sie nötig seien, und sie pragmatisch mit bestehenden Lösungen zu kombinieren.”

So könne der Studie zufolge ein größtmöglicher Nutzen erzielt werden.

Der EZB-Bericht rückt hingegen vor allem die Herausforderungen eines digitalen Euro in den Vordergrund und betont überdies, dass aus operativer Sicht die konzeptionelle Analyse und praktische Arbeit mannigfaltige Aspekte abdecken müsse. Eine gründliche Untersuchung der Stabilität und technischen Machbarkeit der Konzepte wird als wesentlich für die weitere Entwicklung eines digitalen Euro erachtet.

Autor Jürgen Marstatt, Swift
Jürgen Marstatt ist Head of Swift Germany, Austria und Central Europa (Webseite) und seit 2006 in ver­schie­de­nen Füh­rungs­po­si­tio­nen bei Swift tä­tig. Er war für die Be­treu­ung von Pri­vat­ban­ken so­wie der In­sti­tu­te des ge­sam­ten Spar­kas­sen­sek­tors in Deutsch­land ver­ant­wort­lich und an der Ent­wick­lung und dem Auf­bau neu­er Ge­schäfts­fel­der von Swift wie Con­sul­ting und Va­lue Ad­ded Ser­vices be­tei­ligt. Im Ja­nu­ar 2018 wur­de er zum Head of Ger­ma­ny von Swift und 2019 in sei­ne ak­tu­el­le Po­si­ti­on be­ru­fen. Jür­gen Mar­statt war zu­vor in lei­ten­den Ma­nage­ment-Po­si­tio­nen bei ver­schie­de­nen IT-Fir­men tä­tig. Sei­ne be­ruf­li­che Lauf­bahn be­gann er 1990 nach Ab­schluss ei­nes be­triebs­wirt­schaft­lich ori­en­tier­ten In­for­ma­tik-Studiums.

In verschiedenen Zukunftsszenarien betont der EZB-Bericht, dass ein digitaler Euro für das Eurosystem eine praktikable Option sein könnte, um die Ziele der Zentralbank im Zusammenhang mit der allgemeinen Wirtschaftspolitik der EU zu erreichen.”

Voraussetzung sei, dass die Gestaltung des digitalen Euros den szenariospezifischen Anforderungen entspreche. Demnach könnte ein digitaler Euro in den folgenden Szenarien ausgegeben werden:

  • Zur Unterstützung der Digitalisierung der europäischen Wirtschaft und der strategischen Unabhängigkeit der Europäischen Union;
  • als Reaktion auf einen deutlichen Bedeutungsverlust des Bargelds als Zahlungsmittel;
  • für den Fall, dass ein großes Potenzial für die Verbreitung ausländischer digitaler Zentralbankwährungen oder privater digitaler Zahlungen in der Eurozone gesehen wird;
  • als neuer geldpolitischer Transmissionskanal, um Risiken bei der normalen Erbringung von Zahlungsdiensten zu mindern;
  • zur Förderung der internationalen Bedeutung des Euro sowie zur Verbesserung der Gesamtkosten und des ökologischen Fußabdrucks der Geld- und Zahlungssysteme.Jürgen Marstatt, Swift

Die Swift/Accenture-Studie finden Sie hier.

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