STUDIEN & UMFRAGEN12. August 2021

Google Cloud: Für viele europäische Banken ist der Weg noch weit

Google

Für viele Banken und Finanzdienstleister ist die Cloud inzwischen zum wichtigen Element ihrer IT-Infrastruktur geworden – entweder komplett wie etwa bei der Solarisbank oder zumindest in Teilen, als Hybrid-Cloud-Infrastruktur oder mit einer Multi-Cloud-Strategie. Google hat in der Vergangenheit bereits mit einigen Vertretern der deutschen Finanzwirtschaft entsprechende Kooperationen angekündigt, etwa mit der Deutschen Börse, mit der Deutschen Bank oder mit der Commerzbank. Jetzt hat das Unternehmen eine umfassende Studie zur Cloud-Einführung im Finanzdienstleistungskontext vorgelegt. Wichtige Erkenntnis: Für viele Banken und Finanzdienstleister ist der Weg hin zu einer Mehrwert stiftenden Cloud-Infrastruktur noch weit.

Die Cloud ist ein wichtiger Ansatzpunkt für Unternehmen, die ihre Performance in einem breiten Spektrum von Aktivitäten verbessern wollen. Der Wechsel zur öffentlichen Cloud kann die betriebliche Ausfallsicherheit erhöhen, die Produktivität der Mitarbeiter steigern, die Einhaltung von Vorschriften verbessern und die Innovation von Geschäftsmodellen fördern.

Dennoch gibt es immer noch gerade im Bankensektor eine Reihe von Unternehmen, die zögern, auf die Cloud umzusteigen. Die Hindernisse, die einer Einführung entgegenstehen, sind vielfältig und reichen von der Komplexität der Altsysteme über mangelndes Vertrauen und fehlende Qualifikationen bis hin zu regulatorischer Unsicherheit und der Fragmentierung der Compliance-Anforderungen. Obwohl viele Unternehmen die Vorteile der Cloud-Technologie erkannt haben, ist für eine solidere Cloud-Einführung – insbesondere im Bereich der zentralen Back-Office-Funktionen – eine weitere Erleichterung der regulatorischen Vorschriften erforderlich.

Um die Herausforderungen und Chancen der Cloud-Einführung im Finanzsektor besser zu verstehen, befragte Google Cloud gemeinsam mit Harris Poll mehr als 1.300 Führungskräfte aus der Finanzdienstleistungsbranche in den USA sowie in Kanada, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Hongkong, Japan, Singapur und Australien. Die Umfrage wurde im Dezember 2020 online unter 1.363 Führungkräften im Bereich Risiko/Compliance oder IT in einem Unternehmen der Banken-, Finanz- oder Finanzdienstleistungsbranche durchgeführt. Es wurde eine globale Nachgewichtung vorgenommen, um sicherzustellen, dass jedes Land das gleiche Gewicht in der Gesamtsumme hat.

Die Cloud ist verbreitet – in unterschiedlicher Ausprägung

Die zentralen Erkenntnisse der Studie sind eher eine Bestandsaufnahme als dass sie IT-Verantwortliche in den Banken und Versicherungen überraschen könnten: Zum einen nutzt die große Mehrheit der Finanzdienstleister bereits heute irgendeine Form von Public Cloud. 83 % der Befragten gibt an, Cloud-Technologie als Teil ihrer primären Computing-Infrastrukturen einzusetzen. Von denjenigen, die Cloud-Technologie nutzen, ist die beliebteste die Hybrid-Cloud (38 %), gefolgt von Single-Cloud (28 %) und Multi-Cloud (17 %). Und 88 % derer, die keine Multi-Cloud-Installation haben, ziehen die Einführung einer Multi-Cloud-Strategie in den nächsten zwölf Monaten in Betracht.

Google Cloud

Dabei ist der Finance Sector in Nordamerika am Weitesten bei der Cloud-Einführung. Hier ist der höchste Grad an Cloud-Workloads in Nordamerika zu beobachten, wohingegen geringste Anteil an Cloud-Anwendern aus Japan (42 %) gemeldet wurde.

Zunehmens werden auch immer mehr Kernfunktionen migriert. Während viele Finanzdienstleistungsunternehmen bereits erhebliche Workloads in die Cloud migriert haben, ist die Branche aber noch weit von einer vollständigen Übernahme entfernt, wenn es um die zentralen Back-Office-Workloads geht. Von den Finanzdienstleistungsunternehmen, die derzeit in den USA eine mehrheitliche Cloud-Strategie verfolgen, sind beispielsweise nur die Hälfte (54 %) ihrer Workloads vollständig in der Cloud implementiert. Daten- und IT-Sicherheit (74 %), regulatorische Berichterstattung (57 %), sowie Betrugserkennung und -vermeidung (57 %) gehören zu den Bereichen, die am häufigsten genutzt werden. Am wenigsten verbreitet sind die Kerntätigkeiten Underwriting (40 %) und Datenabgleich (48 %). In ganz Europa ist die Cloud-Nutzung für Kerntätigkeiten wie das Underwriting ebenfalls gering, in UK liegt der Anteil bei nur 30 %.

Cloud erleichtert Innovationen und wirkt Silos entgegen

Google Cloud

Das Potenzial der Cloud in der Unterstützung von Geschäftsabläufen und bei der Einhaltung von Vorschriften wird laut der Umfrage sehr positiv eingeschätzt. Fast alle Befragten (>88 %) stimmten zu, dass die Einführung der Cloud die Anpassung an verändertes Kundenverhalten und veränderte Kundenerwartungen erleichtern und die betriebliche Widerstandsfähigkeit verbessern kann. Auch die Entwicklung innovativer neuer Produkte und Dienstleistungen sei dadurch leichter möglich. Zudem werde die Datensicherheit der Finanzdienstleister verbessert und gegen das Silodenken vorgegangen, indem eine bessere Verbindung zwischen isolierten Software-Infrastrukturen in Finanzdienstleistungsinstituten hergestellt werden kann.

Hürden stellen dagegen bestimmte aufsichtsrechtliche Herausforderungen, darunter die Komplexität der Compliance-Rahmenbedingungen und die Fragmentierung dar. Auch wenn 88 % der Befragten die derzeitigen Bemühungen der Aufsichtsbehörden, Leitlinien und Klarheit für die Cloud-Implementierung zu schaffen, positiv beurteilen, zeigen die Ergebnisse, dass, so Google, mehr getan werden muss, um die Einführung zu erleichtern.

Banken sind noch in unterschiedlichem Maße cloud-ready

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Dabei sind 84 % der Befragten der Meinung , dass aufsichtsrechtliche Überprüfungen und Genehmigungen aufgrund der Fragmentierung der Aufsichtsbehörden zu lange dauern. Und 78 % der Befragten gaben an, dass die regulatorische Unsicherheit in Bezug auf die Nutzung der öffentlichen Cloud ihre Unternehmen davon abhält, Cloud-Technologien einzuführen, die ihnen sonst Vorteile bringen würden. Alarmierend dürfte für Cloud-Provider wie Google aber auch eine andere Zahl sein: 38 % der Befragten gabeb an, dass der hohe Ressourcenaufwand für den behördlichen Genehmigungsprozess ein Grund ist, warum sie keine Cloud-Dienste nutzen.

„Während viele Banken bereits hybride Cloud-Umgebungen eingerichtet haben, befinden sich andere noch in verschiedenen Phasen der Planung und Bereitstellung“, erklärt Jerry Silva, Research Vice President bei IDC Financial Insights.

IDC/Google

Es ist klar, dass hybride Infrastrukturen eine Realität sind, und Finanzinstitute müssen sich nicht nur darauf konzentrieren, das moderne Infrastrukturmodell zu nutzen, um Effizienz, Belastbarkeit und Agilität zu gewinnen, sondern auch darauf, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um solche Umgebungen zu verwalten, einschließlich der Sicherheit und Compliance von Cloud-Diensten.“

Jerry Silva, Research Vice President bei IDC Financial Insights

Die Empfehlung, die Google hier gibt, liegt auf der Hand: Finanzdienstleistungsunternehmen sollten das Potenzial der Technologie optimal ausschöpfen, indem sie mehr Workload in die Cloud verlagern und aktiv Multi-Cloud- und Hybrid-Cloud-Strategien in Betracht ziehen. Solche Strategien verbessern die Widerstandsfähigkeit der bestehenden IT-Infrastruktur und verringern die Bedenken hinsichtlich einer Anbieterbindung.

Google setzt sich für Veränderungen in der Regulatorik ein

Doch Google würde gerne auch auf Veränderungen in der Regulatorik hinwirken, die der tatsächlichen Situation und Technologie gerecht werden sollen. Hier weist die Studie auch auf Schritte hin, die die Aufsichtsbehörden unternehmen könnten, um für zusätzliche Klarheit und Orientierung zu sorgen, etwa die Angleichung der behördenübergreifenden Überprüfungen, um eine Fragmentierung zu vermeiden, die Entwicklung regulatorischer „sicherer Häfen” für Cloud-Anwender auf der Grundlage der Einhaltung anerkannter Standards und bewährter Verfahren, die Schulung von Mitarbeitern der Aufsichtsbehörden zu neuen Technologien und die Weiterentwicklung der Anforderungen an die Datenberichterstattung über die Cloud und verwandte Technologien.

Google Cloud

So haben zuletzt zahlreiche Aufsichtsbehörden weltweit einen soliden Ansatz zur Rationalisierung von Regeln und Leitlinien für die Cloud-Einführung im Finanzsektor verfolgt, was zu einer deutlichen Förderung der Einführung beigetragen hat. Um risikobasierte und sichere digitale Innovationen voranzutreiben, sind jedoch weitere Zusicherungen und eine Harmonisierung der bewährten Praktiken im Bereich der Aufsicht erforderlich.

Google Cloud habe sich dazu verpflichtet, mit Finanzdienstleistungskunden und Aufsichtsbehörden zusammenzuarbeiten, um ihnen Kontrollen und Zusicherungen in Bezug auf Risikomanagement, Datenlokalisierung, Transparenz und Compliance zu bieten. Doch gerade die deutschen und EU-weiten Datenschutzverordnungen machen es für Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister schwer, geeignete Modernisierungen, die in den meisten Fällen in irgendeiner Weise Cloud-Elemente beinhalten, umzusetzen und so für eine moderne IT-Strategie bereit zu sein.tw

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