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ARCHIV26. Juni 2018

Google Pay in Deutschland gestartet – Kommt jetzt der Durchbruch für Mobile Payment?

Rudolf Linsenbarth
Rudolf Linsenbarth

Im Jahr 2010 hörte ich das erste Mal von Mobile Payment, also der Möglichkeit, an der Supermarktkasse mit dem Handy zu bezahlen. Die Meldung kam aus Frankreich. Mein damaliger Arbeitgeber die Targobank war gerade von der französischen Genossenschaftsbank „Credit Mutuel“ übernommen worden. Die französischen Genossen hatten dort sogar ein eigenes Mobilfunkunternehmen gegründet, nur um dieses Geschäftsfeld nicht an die Telkos zu verlieren. Mein erster Gedanke, das braucht kein Mensch, schließlich haben wir ja Karten. Und ab heute haben wir sogar Google Pay!

von Rudolf Linsenbarth

Die Karten in der Google Pay-Wallet
Die Karten in der WalletGoogle Pay/Rudolf Linsenbarth
Trotzdem war mein Interesse geweckt. Der Ingenieur in mir erwachte und ich wollte auf jeden Fall wissen, wie das funktioniert. Near Feald Comunication (NFC) hieß hier das Zauberwort. Also erst mal Literatur besorgt und geschaut, was sich dahinter so alles verbirgt. Neben Bezahlen war auch die Möglichkeit angedacht, Fahrkarten, Tickets und Schlüssel auf dem Smartphone, respektive der SIM-Karte zu speichern. Außerdem sollte der neue Personalausweis ebenfalls irgendwie auf dieser Frequenz Funkkontakt aufnehmen.

Ein Jahr später am 27.05.2011 war es dann soweit, Google Wallet wurde präsentiert. Osama Bedier, ein ehemaliger PayPal-Mitarbeiter, trug seine Ideen vor.

Neben dem Bezahlen sollte man in Google Wallet auch noch seine Kundenkarten ablegen können. Außerdem würden Coupons auf das Smartphone gepusht und der Kassenbon sollte dort in digitaler Form ebenfalls wiederzufinden sein. Ein Konzept, welches mich auf Anhieb überzeugte!”

Einzig die dafür notwendige Infrastruktur machte mir ein wenig Sorgen. Außerdem sah es nicht so aus, als ob die Banken gewillt waren, mit Google zu kooperieren. Auch den Telkos waren die Google-Aktivitäten suspekt, so dass sich alle irgendwie gegenseitig blockierten. Zudem stand ständig die Frage im Raum, was macht Apple?

Diese Banken unterstützen GooglePayGooglePay-App/Rudolf Linsenabrth

Nachdem Google erkannt hatte, dass es mit der Brechstange nicht weiter geht, begann man das Konzept zu verändern:

Host Card Emulation (HCE) wurde das neue Paradigma.”

Damit konnte nun jeder seine eigene Payment Applikation auf einem NFC-fähigen Android-Smartphone installieren. Auch Apple begann sich zu bewegen und startete im Herbst 2014 Apple Pay. Allerdings nur für kooperierende Banken, die zudem eine hohe Gebühr zahlen müssen.

Wirecard ist mit Boon ein Vorreiter

Wenige deutsche Banken haben die letzten 4 Jahre genutzt, um Erfahrungen mit HCE zu sammeln. Vorreiter war meist Wirecard mit seinem Payment Brand Boon. Erst im letzten Jahr ist die Deutsche Bank dann an den Start gegangen. In diesem Monat kamen die Fidor Bank und die Genossenschaftsbanken hinzu. Die Sparkassen wollen irgendwann im Sommer launchen.

Autor Rudolf Linsenbarth
Rudolf Linsenbarth beschäftigt sich mit Mobile Payment, NFC, Kundenbindung und digitaler Identität. Er ist seit über 15 Jahren in den Bereichen Banken, Consulting, IT und Handel tätig. Linsenbarth ist profilierter Blogger der Finanzszene und kommentiert bei Twitter unter @holimuk die aktuellen Entwicklungen. Alle Beiträge schreibt Rudolf Linsenbarth im eigenen Namen.

Am heutigen Dienstag ist Google Pay in Deutschland gestartet. Mit dabei Boon, Comdirect, Commerzbank und N26. Eine Targobank, die eigentlich schon sehr früh an diesem Thema war, ist nicht dabei!”

In den nächsten Wochen werden wir die einzelnen Lösungen im Vergleich testen. Wo ist das Handling besser? Wer schafft hier jetzt schon Mehrwerte? Lohnt es sich, die Bank zu wechseln?

Aber eines ist sicher: Auch der heutige Start wird nicht dazu führen, dass wir ab morgen alle mit dem Smartphone bezahlen werden. Auch der für den Herbst zu erwartende Launch von Apple Pay wird das nicht schaffen. Aber es sind Vorboten einer digitalen Veränderungswelle, die nicht zu stoppen ist und genauso wenig verschwindet wie das Internet!
Rudolf Linsenbarth

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