STUDIEN & UMFRAGEN2. Mai 2023

Vier von fünf Senioren setzen inzwischen auf Online-Banking

fabiocamandona2 / Bigstock

Die Zahl der Deutschen, die Online-Banking nutzen, steigt laut einer neuen Studie des IT-Branchenverbandes Bitkom kontinuierlich an. Interessant ist dabei vor allem, dass auch die älteren Zielgruppen – sofern sie überhaupt im Internet sind – auf das Online-Banking setzen. Laut Umfrage erledigen 9 von 10 Internetnutzerinnen und -nutzern in Deutschland (90 Prozent) ihre Bankgeschäfte online. Bei den Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren liegt der Anteil mit inzwischen 80 Prozent nur noch knapp unter dem Durchschnitt. In dieser Altersgruppe waren es vor vier Jahren erst 60 Prozent.

Bei der Befragung von 1.002 Personen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergab sich ein erstaunliches Bild: Betrachtet man die Gesamtbevölkerung inklusive derer, die das Internet nicht nutzen, erledigen drei Viertel (76 Prozent) ihre Bankgeschäfte online, bei den über 65-Jährigen sind es immerhin 45 Prozent, Tendenz stark steigend: 2019 haben mit 21 Prozent nicht einmal halb so viele Seniorinnen und Senioren eine Online-Bank besucht. Eine Rolle spielte dabei sicher auch die Corona-Pandemie, durch die für viele die Erledigung von Bankgeschäften auf digitalem Weg alternativlos wurde. Und wer es einmal gelernt hat, bleibt oft dabei.

Online-Banking ist für die meisten der übliche Weg, seine Finanzangelegenheiten zu regeln. Die Nutzung hängt kaum noch vom Alter ab, sondern vom Zugang zum Internet.”

Bernhard Rohleder, Bitkom-Hauptgeschäftsführer

Die Nutzung von Online-Banking ist verglichen mit dem Vorjahr (78 Prozent) und dem Corona-Rekordjahr 2021 (80 Prozent) leicht zurückgegangen, 2020 waren es aber erst 73 Prozent, 2019 nur 70 Prozent. Unter den 16- bis 29-Jährigen erledigen 90 Prozent ihre Bankgeschäfte online, unter den 30- bis 49-Jährigen sogar 94 Prozent und unter den 50- bis 64-Jährigen 85 Prozent.

Die Zahlen des Bitkom unterscheiden sich deswegen so stark von vergleichbaren Zahlen (diese kamen zuletzt auf rund jeden und jede Zweite, die in Deutschland Online-Banking nutzt), weil die Fragestellung und Erhebung anders ablief und die Bundesbank die Zahlen nicht in Zusammenhang mit den Internetnutzern, sondern mit allen in Deutschland lebenden Menschen in Beziehung setze. Auch Payment-Anbieter Unzer kam auf ähnliche Zahlen.

Dabei nutzt die große Mehrheit vor allem die Möglichkeit, den Kontostand abzufragen und Überweisungen zu tätigen (je 94 Prozent), sowie ihre Daueraufträge zu verwalten (84 Prozent). Andere Banking-Funktionen werden seltener genutzt und haben entsprechend viel Potenzial. So verwalten nur 47 Prozent ihre Kreditkarten online, 22 Prozent können sich das künftig vorstellen. Anlage- und Vorsorgeprodukte verwalten derzeit 29 Prozent via Internet, 23 Prozent können es sich vorstellen. Und Kredite schließen 18 Prozent auf diese Weise ab, 23 Prozent halten das aber künftig für möglich. „Das Online-Banking hat für die Banken noch großes Potenzial, gerade wenn es um komplexere Anwendungen jenseits des Girokontos geht“, so Rohleder.

Zugang zum Online-Banking: Smartphone auf Platz 1

Zum ersten Mal ist das Smartphone einer der wichtigsten Zugangswege zum Online-Banking. 8 von 10 Personen (79 Prozent), die Online-Banking nutzen, verwenden zumindest hin und wieder ihr Smartphone für diesen Zweck, während es vor einem Jahr nur 67 Prozent waren. Damit liegt es zum ersten Mal gleichauf mit dem Notebook, welches ebenfalls noch von 79 Prozent genutzt wird. Im Jahr 2022 lag der Laptop mit 82 Prozent noch deutlich an der Spitze. Dahinter folgen der Desktop (46 Prozent, 2022: 47 Prozent) und der Tabletcomputer (43 Prozent, 2022: 46 Prozent). „Online-Banking ist heute Smartphone-Banking. Damit trägt die große Mehrheit der Menschen den Zugang zu ihrer Bank fast immer bei sich“, so Rohleder.

Bitkom

Besonders die 16- bis 29-Jährigen nutzen heute ihr Smartphone, um online zu bezahlen (89 Prozent). Etwas weniger ist es bei den 30- bis 49-Jährigen (81 Prozent) und den 50- bis 64-Jährigen (83 Prozent). Aber auch bei den Senioren ab 65 Jahren nutzt eine deutliche Mehrheit von 60 Prozent zumindest gelegentlich das Smartphone, um Bankgeschäfte online abzuwickeln.

Für die große Mehrheit ist das Online-Banking auch der wichtigste Kontakt zu ihrer Bank. 38 Prozent nutzen es ausschließlich, weitere 43 Prozent überwiegend, gehen aber nach wie vor hin und wieder in eine Filiale ihrer Bank. Umgekehrt wird Online-Banking von 17 Prozent nur ab und zu genutzt, aber überwiegend in der Filiale.

Filialnetz verliert für viele Kunden an Wichtigkeit

Bei der Wahl ihrer Bank sind für viele Menschen daher digitale Angebote wichtig. Für rund drei Viertel (72 Prozent) aller Befragten ist eine benutzerfreundliche Online-Banking-App wichtig, für 70 Prozent eine breite Angebotspalette im Online-Banking und für 58 Prozent die Möglichkeit zur Nutzung mobiler Bezahlverfahren wie Apple Pay oder Google Pay. Vor der Höhe der Tagesgeldzinsen (56 Prozent), einer bekannten Marke (48 Prozent), persönlicher Beratung (46 Prozent), Kundenbindungsprogrammen wie Punkten oder Prämien (43 Prozent) oder einem dichten Filialnetz (40 Prozent) haben diese digitalen Aspekte eine höhere Bedeutung.

Bitkom

Banken müssen sich umstellen, alte Wahrheiten verlieren massiv an Gültigkeit. Marke, Filialnetz oder die Beratung am Schalter sind weniger wichtig als ein digitales Angebot, das die Möglichkeiten der Technologie umfassend nutzt.”

Bernhard Rohleder, Bitkom-Hauptgeschäftsführer

Am wichtigsten bei der Bankauswahl sind die Höhe der Gebühren (98 Prozent), die Höhe der Einlagensicherung (97 Prozent), viele kostenlos zu nutzende Geldautomaten (88 Prozent), das Engagement für Nachhaltigkeit (88 Prozent), der gebührenfreie Zugang zu Bargeld im Ausland (84 Prozent) sowie das Herkunftsland der Bank (74 Prozent).

Mehrheit hat bereits die Bank gewechselt – Jüngere liebäugeln mit FinTechs

Im Großen und Ganzen hat die Treue zur Bank weiter abgenommen. 55 Prozent derjenigen, die mindestens ein Konto bei einer Bank besitzen, haben schon einmal das Konto gewechselt, das sie hauptsächlich nutzen. Vor einem Jahr lag dieser Anteil noch bei 51 Prozent und vor fünf Jahren sogar nur bei 35 Prozent. Davon haben 7 Prozent sogar schon fünf Mal oder öfter die Hauptbankverbindung gewechselt, 24 Prozent vier Mal, 42 Prozent drei Mal, 13 Prozent zwei Mal und 11 Prozent ein Mal. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) derer, die schon einmal ihr kontoführendes Institut gewechselt haben, nennt als Grund ein besseres digitales Angebot der neuen Bank. In der Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen gibt dies sogar eine Mehrheit von 54 Prozent als Grund an.

Der Wettbewerbsdruck für die etablierten Banken wächst aber auch noch von einer anderen Seite. Ein Girokonto bei einem Digitalunternehmen wie Amazon, Apple oder Google zu eröffnen, können sich 41 Prozent aller Deutschen vorstellen. Bei den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 55 Prozent. Und einen Wechsel zu einem Tech-Startup können sich 31 Prozent der Befragten vorstellen, bei den Jüngeren sind es 43 Prozent.

„Es geht für Banken nicht mehr allein darum, ein digitales Angebot zu machen – es geht darum, ein richtig gutes digitales Angebot zu machen, das technologisch cutting edge ist. Dabei messen die Kundinnen und Kunden die digitale Qualität ihrer Bank nicht nur an anderen Banken, sondern an den digitalen Angeboten, die sie aus ihrem Alltag kennen, etwa dem Online-Shopping oder Video-Streaming“, sagt Rohleder.

Gerade Tech-Startups können für Banken nicht nur Wettbewerber sein, sondern auch wichtige Kooperationspartner. Unsere starke FinTech-Szene bietet beste Chancen für den Banking-Standort Deutschland.”

Bernhard Rohleder, Bitkom-Hauptgeschäftsführer

Alles in allem bekommen die deutschen Banken von ihren Kundinnen und Kunden in Sachen Digitales ein durchwachsenes Zeugnis ausgestellt. Unter dem Strich wird das digitale Angebot der eigenen Bank nur mit der Note „befriedigend“ (3,1) bewertet. Rohleder:  „Finanzangelegenheiten müssen sich online bequem, sicher und mobil erledigen lassen. Im Idealfall macht Online-Banking sogar Spaß.“tw

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