PAYMENT-PRAXIS28. Januar 2019

Bluecode: Das Payment Scheme & Geschäftsmodell – alle Hintergründe für Insider (Teil 2)

Bluecode auf einem Apple-Smartphone
Bluecode

Ein Payment Scheme setzt Regeln und technische Standards für die Ausführung von bargeldlosen Zahlungsvorgängen zwischen Endkunden und Händlern. Zu den bekanntesten und größten Schemes zählen American Express (AMEX), China Union Pay, Japan Credit Bureau (JCB), Mastercard und VISA. Üblicherweise werden Schemes in sogenannte 3- oder 4-Parteien Schemes eingeteilt – auch Bluecode ist ein 4 Parteien Scheme – aber mit besonderen Details. Erklärt

von Rudolf Linsenbarth

Ein 3-Parteien Sche­me ist zum Bei­spiel AMEX. Hier ist der Ver­trags­part­ner von Händ­ler und Kun­de iden­tisch. Das hei­ßt AMEX steht so­wohl mit dem Han­del als auch dem Kon­su­men­ten in ei­ner di­rek­ten Ge­schäfts­be­zie­hung.

Autor Rudolf Linsenbarth
Rudolf LinsenbarthRudolf Linsenbarth be­schäf­tigt sich mit Mo­bi­le Pay­ment, NFC, Kun­den­bin­dung und di­gi­ta­ler Iden­ti­tät. Er ist seit über 15 Jah­ren in den Be­rei­chen Ban­ken, Con­sul­ting, IT und Han­del tä­tig. Lin­sen­barth ist pro­fi­lier­ter Fachautor und Praktiker im Fi­nanz­be­reich und kom­men­tiert bei Twit­ter un­ter @holimuk die aktuellen Entwicklungen. Alle Beiträge schreibt Rudolf Linsenbarth im eigenen Namen.

Bluecode: 4-Parteien Scheme, aber anders …

Bei einem 4-Parteien Scheme (Mastercard und VISA) gibt es den Issuer/Kartenherausgeber, also die Kundenbank und den Acquirer die Händlerbank. Dazwischen sitzt das Payment Scheme und stellt zum einen die Regeln auf, wie und zu welchen Kosten eine Zahlung abgewickelt wird. Zum anderen wird die Infrastruktur für ein Autorisierungs- und Abwicklungsnetzwerk gestellt. Für diese Dienstleistungen stellt das Scheme sowohl dem Acquirer, als auch dem Issuer eine Gebühr in Rechnung.

Bei Bluecode beauftragt der Händ­ler auch ei­nen Ac­qui­rer, der für ihn die Zah­lun­gen der Kun­denbank (Is­su­er) ent­ge­gen­nimmt. Blue­code sitzt als Sche­me da­zwi­schen und sen­det im Auf­trag des Ac­qui­rers, der wie­der­um im Auf­trag des Händ­lers han­delt, die Au­to­ri­sie­rungs­in­for­ma­tio­nen zur Kun­den­bank. Wenn die Kun­den­bank die Zah­lung au­to­ri­siert hat, teilt Blue­code das in Echt­zeit dem Ac­qui­rer mit und an der Kas­se wird die Zah­lung als be­stä­tigt ge­mel­det. Ab­ge­wi­ckelt wer­den die Zah­lun­gen über ei­ne Sett­le­ment-Bank, die al­le For­de­run­gen der Ac­qui­rer mit den Ein­zah­lun­gen der Is­su­er verrechnet.

Wichtige Sparkassen wurden Issuer

Im ersten Schritt konnte Bluecode in Deutschland 4 der 5 größten Sparkassen sowie weitere Institute des DSGV als Issuer gewinnen. Kunden, deren Banken Bluecode nicht unterstüt­zen, werden über einen „Ersatz-Issuer“ bedient. Ähnlich wie bei einer kontoungebundenen Kreditkarte übernimmt ein Dritter an Stelle der Kundenbank die Zahlungsgarantie. Das Geld wird anschließend per Lastschrift eingezogen. Die Rolle des „Ersatz-Issuers“ übernimmt hier die VÖB-ZVD Processing GmbH, ein Tochterunternehmen von SIX Payment Services.

Bluecode-Regelwerk für Europa <q>Bluecode</q>
Bluecode-Regelwerk für Europa Bluecode
Insoweit entspricht das Setup im wesentlichem einem 4-Parteien Scheme. Neu hinzu kommt jetzt die Rolle des App Providers. Um Bluecode nutzen zu können, ist der Kunde nämlich nicht auf die App von Bluecode festgelegt. Durch eine modulare Plug-In Architektur lässt sich Bluecode auch in eine Banken- oder Händler-App integrieren.

Womit wir zum Scheme Geschäftsmodell kommen. Anders als zum Beispiel bei Mastercard und VISA gibt es keine festgelegte Marge für Bluecode. Der Händler zahlt eine Merchant Service Fee, die er mit dem Acquirer frei vereinbart. Von dieser Gebühr geht als erstes der Issuer-Anteil ab. Er liegt in der Größenordnung dessen, was eine Bank zurzeit für eine girocard-Transaktion erhält. Der verbleibende Rest wird nach folgendem Schlüssel verteilt. Der Acquirer behält 40% ein, weitere 40% gehen an Bluecode und die verbleibenden 20% erhält der App Provider.

Bluecode Geschäftsmodel
Bluecode

4-Parteien-System ohne feste Merchant Service Fee

Insbesondere die Tatsache, dass Bluecode keinen festen Anteil an der Merchant Service Fee beansprucht, ist ein echter Paradigmenwechsel für ein 4-Parteien-System. Für den Bluecode CEO Christian Pirkner spiegelt dieses Vergütungsmodell die Tatsache wieder, dass man nur gemeinsam erfolgreich ist.

Als Acquirer wurden bisher Payone und SIX Payment von der Ingenico Gruppe sowie die First Cash Solution, der Zahlungsdienstleister der „Volksbank in der Ortenau“, gewonnen.

App Provider können neben Bluecode selbst der Händler, die Issuer Bank oder jemand anderes wie zum Beispiel ein Kundenbindungsprogramm sein. Das bringt für die Bank eine Erlössteigerung oder dem Handel eine Kostenreduktion durch Kick-Back. Eine führende Rolle von Bluecode als App Provider ist jedenfalls nicht gewollt. Im Gegenteil, Pirkner wird nicht müde zu betonen, dass man daran arbeitet, die eigene App überflüssig zu machen. Bisherige App Provider sind neben Bluecode, der 1.FC Köln und Bluesource mit seiner Mobile Pocket App.

Nach den Scheme-Regeln soll nun die Skalierung folgen

Nachdem 2018 das Jahr war, in dem die Scheme-Regeln definiert und verhandelt worden sind, soll 2019 die Skalierung vorangetrieben werden. Geplant sind eine deutlich 3-stellige Zahl an Issuern aus dem Sparkassenlager sowie weitere Privat- und Genossenschaftsbanken, 10 App Provider und 5 weitere Acquirer sind dabei auf der Roadmap.

Bei der Gewinnung weiterer Händler will Bluecode vor allem mit Mehrwertdiensten und der optionalen Alipay-Akzeptanz punkten.Rudolf Linsenbarth

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