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FINTECH16. Oktober 2019

Bafin schlichtet im PSD2-Streit

Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht bei der BaFin
Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht bei der BaFin Bernd Roselieb / BaFin

Banken und Zahlungsdienstleister haben sich nach einem von der Finanzaufsicht vermitteltem Zusammentreffen auf eine bessere Kooperation bei PSD2 verständigt. Im Interesse der gemeinsamen Kunden sollen die Streitpunkte dauerhaft ausgeräumt werden.

Bereits im August sah sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gezwungen, die deutsche Kreditwirtschaft vor unzulässigen Hindernissen gegenüber Zahlungsauslöse- und Kontoinformations-Dienstleistern zu warnen. Diese hatten sich massiv beschwert: über fehlende oder nicht zugängliche Testsysteme, Test-Schnittstellen, die vom Produktivsystem abweichen, Ausgrenzung von kostenlosen Zugangssystemen und einiges mehr.

Zwar hatte die BaFin die Banken dazu verdonnert, die bestehenden Schnittstellen auch über den Stichtag der PSD2-Umstellung am 14. September hinaus zu betreiben, bis alle Systeme ordnungsgemäß laufen. Doch hatte sich gezeigt, dass dies allein nicht ausreichte, um die auftretenden Probleme zu reduzieren. Deshalb hatte die BaFin am 11. Oktober zu einem gemeinsamen Gespräch nach Frankfurt geladen, um zwischen den Parteien zu vermitteln.

Gemeinsame Erklärung verabschiedet

Wenige Tage nach diesem Treffen gaben die Teilnehmer nun eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie eine bessere Kooperation geloben. So wurden Maßnahmen verabredet, um bestehende Probleme auszuräumen und bei der Weiterentwicklung von Finanzservices über den Rahmen von PSD2 hinaus ergebnisoffen zusammenarbeiten.

Für die Zahlungsdienstleister dürfte von besonderer Bedeutung sein, dass die deutsche Kreditwirtschaft sich dazu bekennt, den gemeinsamen Kunden auch weiterhin „eine sichere und komfortable Nutzung von bestehenden Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdiensten“ zu ermöglichen. Beide Seiten wollen dafür leistungsfähige PSD2-Schnittstellen zur Verfügung stellen. Die Verbände der Kreditwirtschaft empfehlen ihren Mitgliedern, noch offene Anforderungen schnellstmöglich umzusetzen und benötigte Dokumentationen bereitzustellen, um die zügige Umstellung auf PSD2-konforme Schnittstellen zu ermöglichen.

Vertrag auf Gegenseitigkeit

Umgekehrt sichern die beteiligten Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdienstleister zu, die Schnittstellen weiterhin intensiv zu testen und die Kontozugriffe möglichst schnell umzustellen. Um die Kommunikation zu verbessern, haben die Banken Ansprechpartner definiert, die bei Problemen anzusprechen sind. Darüber hinaus soll geprüft werden, ob die beiden Seiten eine gemeinsame Plattform zum kontinuierlichen Informationsaustausch einrichten können.

Nicht zuletzt wurde auch die technische Weiterentwicklung der Schnittstellen über das PSD2-Pflichtprogramm hinaus in den Blick genommen. Erweiterungen und Verbesserungen werden ergebnisoffen diskutiert. Dabei seien die bisherigen Nutzungsmöglichkeiten der gemeinsamen Kundinnen und Kunden zu berücksichtigen, so die Vereinbarung.

Unterzeichnet wurde diese auf Bankenseite vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, dem Bundesverband Deutscher Banken, dem Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands und dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband e.V., dazu von den vier Zahlungsdienstleistern FinAPI, Finleap Connect, FinTecSystems und Sofort.

BaFin bleibt aufmerksam

Die BaFin begrüße, dass die Branche im Interesse der gemeinsamen Kunden an einer zügigen Umsetzung zusammenarbeite und die Chancen der PSD2 für den deutschen Markt nutzen wolle, kommentierte Raimund Röseler, Exekutivdirektor Bankenaufsicht bei der BaFin. Er kündigte an: „Wir werden den Prozess der Umsetzung weiter intensiv begleiten und den Markt hier nicht alleine lassen.“

Rössler hofft, dass die konstruktive Zusammenarbeit bei der Weiterentwicklung von Finanzservices Früchte trägt: „Hier kann Deutschland ruhig die Vorreiterrolle in Europa spielen.“ hj

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