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STUDIEN & UMFRAGEN6. Oktober 2022

Banken könnten mit DLT-Lösungen vor allem den Mittelstand unterstützen

wutzkoh/bigstock.com

Immerhin 89 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen könnten sich vorstellen, mit einer Challengerbank oder einem der Payment-FinTechs zusammenzuarbeiten. Das zeigt eine neue Studie von Capgemini auf. Neue Zahlungsmethoden (Instant Payments, e-money, mobile und digitale Geldbörsen, Konto-zu-Konto, QR-Codes) sind aber auch bei den Verbrauchern auf dem Vormarsch. Doch die drohende Rezession und die steigenden Inflationsraten in Verbindung mit den anhaltenden geopolitischen Problemen stellen eine ganze Reihe neuer Herausforderungen dar.

Trotz der großen Herausforderungen durch die wirtschaftliche Krise und die damit verbundene zunehmende Inflation geht der neu veröffentlichte World Payments Report 2022 des Capgemini Research Institute davon aus, dass der Anteil neuer Zahlungsmethoden an den gesamten bargeldlosen Transaktionen bis 2026 von rund 17 Prozent auf rund 24 Prozent steigen wird. Während der Zahlungsverkehr zwischen Handel und Endkunden (B2C) durchaus gut funktioniert, wurde bisher die Wertschöpfungskette im Geschäftskundenbereich (B2B) allzu oft vernachlässigt.

Die Zahlungsverkehrsbranche hat sich während der unruhigen Marktverhältnisse in den vergangenen Jahren robust dargestellt. Der Erfolg wurde durch die Einführung innovativer neuer digitaler Zahlungsmethoden, wie zum Beispiel Mobile Walletes, für Verbraucher sogar noch beschleunigt. Viele Banken bieten jedoch nicht die gleiche Unterstützung für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) an, wie wir diese einerseits für den Großkunden oder die Privatkunden sehen.

Der Studie zufolge haben KMUs trotz der Erholung nach der Pandemie weiterhin mit Cashflow-Problemen und Konversionszyklen zu kämpfen, was die nächste Wachstumsphase für viele behindert. Dies hat zu einer steigenden Nachfrage bezüglich Innovationen bei Zahlungsdienstleistern geführt.

„Kleine und mittlere Unternehmen tragen signifikant zum Bruttoinlandsprodukt und der Beschäftigung in Deutschland bei. Dennoch sind sie mit am stärksten von der jüngsten Marktvolatilität betroffen”, sagt Klaus-Georg Meyer, Leiter Business and Technology Innovation für Financial Services bei Capgemini in Deutschland.

Capgemini

Banken und Zahlungsdienstleister müssen ihre Prioritäten neu ausrichten, um ungenutzte Potenziale für ihre Kunden durch innovative und gegebenenfalls experimentelle Zahlungsdienste nutzbar zu machen.

Klaus-Georg Meyer, Leiter Business and Technology Innovation Capgemini Deutschland

KMU laufen für viele Banken unter dem Radar

Obwohl der Studie zufolge das Marktsegment der kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) in Bezug auf den Zahlungsverkehr weltweit einen Wert von über 850 Mrd. US-Dollar hat, werden KMUs von den traditionellen Banken häufig zugunsten größerer Firmenkunden und des größeren Privatkundenmarktes übersehen oder auf Kosten der Großkunden bewusst nur nebenbei betreut.

Infolgedessen haben KMUs häufig mit Cashflow-Problemen, Cybersecurity-Risiken, schlechter Liquidität und betrieblichen Ineffizienzen alleine zu kämpfen. Das schürt die bestehende Unzufriedenheit mit etablierten Zahlungsdienstleistern. Tatsächlich fühlen sich 89 Prozent der befragten KMUs von ihren Primärbanken unterversorgt und erwägen einen Wechsel zu einem kulanteren alternativen PayTech-Herausforderer.

In der Studie wurde festgestellt, dass die weltweiten bargeldlosen B2B-Transaktionen zwischen 2021 und 2026 mit einer durchschnittlich jährlichen Wachstumsrate von ca. 10 Prozent zunehmen werden. Die Umstellung auf einen digitalen Zahlungsanbieter würde es KMUs ermöglichen, diesen zunehmenden digitalen Zahlungstrend im B2B-Bereich ähnlich zum Trend auf den Verbrauchermärkten widerzuspiegeln.

Um die Loyalität der KMUs zurückzugewinnen, müssen laut Capgemini die Banken neue Angebote auf ihren Plattformen implementieren, was jedoch die unflexiblen Altsysteme behindern. Mehr als ein Viertel der Banken haben der Studie zufolge mit einer monolithischen und unflexiblen Infrastruktur zu kämpfen. 75 Prozent der Führungskräfte räumen den Kosten für den Betrieb der aktuellen Systeme Vorrang vor der Entwicklung neuer Angebote ein – ein klares Hindernis für die notwendigen Investitionen in Innovation und Flexibilität, nach denen sich KMUs sehnen.

Neue Zahlungsmöglichkeiten durch DLT-Lösungen

In der Fülle innovativer Technologien, die von Banken eingesetzt werden, um im Wettbewerb bestehen zu können, erweist sich die Distributed Ledger Technology (DLT) als ein entscheidender Vorteil im Zeitalter des nahtlosen Wertetauschs. Viele Banken und Zahlungsdienstleister (PSP) sind sich über das Potenzial dieser Technologie zur Umgestaltung der Branche einig. Doch die Einführung wird langsam vorangehen, da knappe Ressourcen die Investitionsmöglichkeiten weiterhin begrenzen und da der Fachkräftemangel es erschwert, insbesondere bei kleineren Banken das nötige Know-how zu implementieren.

Immerhin fast zwei von drei (64 Prozent) der KMUs sind der Meinung, dass DLT eine sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden Zahlungsnetzwerken darstellen könnte, da die grenzüberschreitenden B2B-Transaktionen auf der Blockchain neben den Kryptowährungen weiter zunehmen. Infolgedessen kann DLT als Teil einer mehrgleisigen Gründungsstrategie betrachtet werden, um diese globalen und regionalen Zahlungsnetzwerke besser zu unterstützen.

Ebenso hat der rasche Anstieg unregulierterer Krypto-Assets viele Banken dazu veranlasst, die Möglichkeiten der digitalen Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, CBDC) zu erkunden. Schließlich hebt die Studie hervor, dass diejenigen, die in der Branche eine Vorreiterrolle einnehmen wollen, bereits DLT-Anwendungsfälle für die nächste Welle von Wachstumschancen skalieren.

Der World Payments Report 2022 stützt sich auf Erkenntnisse aus zwei Primärquellen – dem „Global Small and Medium Business Survey 2022“, an dem 150 Personen teilnahmen, und den „Global Banking and Payments Executive Surveys and Interviews 2022“, an denen 125 Führungskräfte führender Banken teilnahmen. Diese primären Forschungsquellen decken Erkenntnisse aus 17 Märkten ab. – Die Studie steht zum kostenlosen Download bereit. tw

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