Anzeige
STRATEGIE18. August 2020

Bitkom: Immer noch nicht zu Ende gedacht – der Kommentar von Frank Braatz, ChR Source-Magazin

Kritisiert die Bitkom: Frank Braatz, ChR Source
Frank Braatz, Chefredakteur SourceSource

Da hat nun also der Digitalverband Bitkom (Website) seine Ideen zur Wahlfreiheit der Kunden an der Kasse nochmals präsentiert. Zugegeben etwas überarbeitet und aktualisiert, aber kein Deut besser als Ende 2018.

von Frank Braatz, Chefredakteur Source-Magazin

Natürlich ist es wünschenswert, dass solche unsäglichen Schilder, wie „Keine Kartenzahlung“ möglichst weitgehend verschwinden. Aber dazu eine gesetzliche Vorschrift zu fordern, geht einfach entschieden zu weit. Man stelle sich nur mal die Reaktion des Digitalverbandes vor, wenn seine eigenen Mitglieder einem ähnlichen regulatorischen Eingriff unterworfen würden.

Die Forderung nach der verpflichtenden Akzeptanz mindestens einer europaweit nutzbaren digitalen Bezahlmöglichkeit geht schlichtweg weit an der Realität vorbei.”

So ist zum Beispiel Apple Pay europaweit nutzbar, allerdings hat längst nicht jeder Verbraucher ein iPhone.

Dafür hat (fast) jeder Deutsche eine girocard – aber die wird nicht europaweit akzeptiert.”

Bleiben eigentlich „nur“ noch Mastercard und Visa als letzte Hoffnung – aber auch die sind weder bei Verbrauchern noch bei Händlern flächendeckend verbreitet. Es bleibt also das Geheimnis des Bitkom, was er sich unter einer europaweit nutzbaren digitalen Bezahlmöglichkeit vorstellt.

Frank Braatz, Chefredakteur Source
Frank Braatz, Chefredakteur SourceFrank Braatz ist Chef­re­dak­teur des Source. Der PDF-News­let­ter Source lie­fert seit 1994 mo­nat­lich Zah­len, Fak­ten und Hin­ter­grün­de für Kar­ten-Ex­per­ten bei Fi­nanz­dienst­leis­tern, bei Han­dels­un­ter­neh­men so­wie bei Pro­du­zen­ten und Dienst­leis­tern.

Ak­tua­li­tät und Neu­tra­li­tät ste­hen bei Source im Vor­der­grund. Die be­son­de­re Stär­ke von Source liegt in selbst re­cher­chier­ten Daten.
Mehr zum Source-PDF-Newsletter finden Sie hier bei B+B Publish.

Auch die Forderung nach einer gesetzlichen Abschaffung von Wertgrenzen beim digitalen Bezahlen schießt ziemlich weit über das Ziel hinaus. Denn solche Betragsgrenzen sind schon jetzt normalerweise in den Akzeptanzverträgen sowohl für Kreditkarten als auch für die girocard untersagt. Es ist allerdings Acquirern und Netzbetreibern kaum zuzumuten, die Einhaltung dieser Regelung in jedem Einzelfall zu überprüfen und durchzusetzen.

Warum der Bitkom finanzielle Hilfen bei der Erstanschaffung von Bezahl-Terminals vorschlägt, erscheint ebenfalls rätselhaft. Eine solche Forderung hat bisher nicht einmal der Handelsverband Deutschland (HDE) erhoben. In den als „vorbildlich“ genannten Ländern Polen und Tschechien fand die staatliche Förderung der Infrastruktur für digitale Zahlungen vor einem gänzlich anderen Hintergrund statt.

Immerhin ist dem Bitkom der Realitätssinn nicht komplett abhandengekommen. Verbands-Präsident Achim Berg macht das Zugeständnis, das Bargeld nicht abschaffen zu wollen, sondern nur um weitere Bezahlmöglichkeiten zu ergänzen.

Trotzdem bleibt es dabei: Die Forderung des Bitkom nach einer Wahlfreiheit der Kunden an der Kasse ist einfach nicht zu Ende gedacht.”Frank Braatz, Chef­re­dak­teur Sour­ce

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert