FINTECH3. November 2023

Chips im Körper und Einkauf per Kühlschrank? Die neuen digitalen Zahlungsmöglichkeiten

Lukas Schmitz, CEO Pagopace
Lukas Schmitz, CEO Pagopace

Der Kühlschrank kauft automatisch Lebensmittel (t3n). Auch andere Zahlungsarten sind im Kommen, wie das Bezahlen per Ring oder Chip im Körper. Lukas Schmitz (CEO Pagopace) wirft einen Blick auf neue Zahlmöglichkeiten – und – wie sie Alltag werden könnten.

von Lukas Schmitz ,CEO der Pagopace

Lassen Sie uns kurz – bevor wir zu den Bezahl-Gadgets komme,n einen kurzen Blick auf die dahinter versteckte Technologie werfen. Im Kern gibt es aktuell vier Wege, eine Zahlung zu authentifizieren:

1. NFC-Technologie (Near Field Communication): NFC ist die gängigste Technologie für kontaktloses Bezahlen. Dabei werden Informationen drahtlos zwischen dem Zahlungsgerät (z.B. Smartphone oder Karte) und dem Verkaufsterminal übertragen.

Bei der NFC-Technologie unterscheidet man zwischen aktiven und passiven Geräten. Als aktiv werden Geräte mit Akku bezeichnet, wie z.B. Smartphone oder Fitness Tracker. Passiv hingegen sind die Geräte, die keinen Akku benötigen. Das ist z.B. bei der Karte oder dem Ring der Fall. Die Authentifizierung erfolgt hierbei meist über PIN.

2. QR-Code: Auf dem asiatischen Markt ist das Bezahlen per QR-Code schon weit verbreitet. Hierzulande steht diese Zahlungsmethode noch in ihren Anfängen. Vorrangig ist das mit dem PayPal-QR-Code möglich. Dabei wird der QR-Code mit dem Smartphone gescannt und man wird weiter zu Paypal geleitet, um die Zahlung zu tätigen. Danach wird dem Dienstleister oder Verkäufer i. d. R. noch die Zahlungsbestätigung gezeigt, damit die Zahlung verifiziert werden kann.

3. Mobile Wallets: Mobile Wallets wie Apple Pay oder Google Pay werden heute auch immer gängiger. Dabei bezahlt man mit dem Handy oder der Smartwatch. Die Authentifizierung erfolgt hier biometrisch, also per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung.

4. Biometrische Authentifizierung: Neben den Wallets, bei denen die Authentifizierung biometrisch erfolgt, gibt es auch Karten mit dieser Funktion. Es ist also auch hier nur der Fingerabdruck oder die Gesichtserkennung nötig, um zu bezahlen. In China z.B. wird die Authentifizierung mit Gesichtserkennung oft angewendet. Danach muss lediglich noch die Handynummer bestätigt werden, bevor der Kauf getätigt werden kann.

Autor Lukas Schmitz, Pagopace
Lukas Schmitz, Pagopace Pagopace

Lukas Schmitz ist CEO der Pagopace (Website) und Experte in den Bereichen Unternehmensaufbau und Contactless Payment. Das Produkt der Firma, der „Pago“, ist ein Ring, mit dem man kontaktlos bezahlen kann und der weder Akku noch Batterie benötigt.

Was man in Zukunft erwarten kann

Zunächst einmal werden die zuvor genannten Möglichkeiten zur Bezahlung in Zukunft aller Wahrscheinlichkeit nach immer mehr Verwendung finden. Sie machen den Kaufprozess schneller und einfacher. Zudem ist eine hohe Sicherheit gegeben. Bargeld oder Kreditkarte lassen sich leichter verlieren, vergessen oder stehlen als Uhr oder Handy. Den Fingerabdruck- oder die Gesichtserkennung auszuspielen, ist zwar nicht unmöglich, jedoch höchst unwahrscheinlich, da dafür ein größerer technischer Aufwand notwendig ist. Darüber hinaus wird auch die NFC-Technologie nicht so schnell vom Markt verschwinden. Sie ist die gängigste der Zahlungsmethoden und daher bereits weit verbreitet. Zwar wird man in Zukunft immer weniger Bargeld sowie Giro- und Kreditkarten zu Gesicht bekommen, aber NFC ist schließlich auch auf aktiven Geräten anwendbar.

Da man das eigene Mobiltelefon im Regelfall heute immer bei sich trägt, ist das Bezahlen hiermit immer noch eine der attraktivsten Methoden und wird zukünftig noch häufiger genutzt werden.”

Darüber hinaus kann man aber auch die Zahlung mit Wearables erwarten – beispielsweise per Ring. In naher Zukunft ist es wahrscheinlich, dass auch andere Accessoires, wie z. B. ein Armband oder eine gewöhnliche Uhr (keine Smartwatch), zu Zahlungszwecken verwendet werden wird.

Weiterhin ist das Bezahlen per Handfläche im Kommen. Amazon One ist die Technologie dahinter, bei der die Hand einfach über ein entsprechendes Terminal gehalten werden muss.”

Dafür ist ein Amazon-One-Profil nötig, welches mit dem eigenen Amazon-Konto verknüpft ist. Die hinterlegte Kredit- oder Debitkarte wird dann entsprechend mit dem Betrag belastet. Ebenfalls eine schnelle und einfache Bezahlmöglichkeit, die sich in Zukunft durchsetzen kann. Zudem gehört sie, aufgrund der biometrischen Bestätigung, zu den sichersten Methoden.

Voice Payment (Sprachzahlung) kann in Zukunft ebenso Anwendung finden. Das funktioniert u. a. mit Amazons Alexa oder iPhone-Assistent Siri. So lassen sich Produkte per Sprachbefehl kaufen. In den USA und China wird diese Methode bereits vermehrt genutzt. In Deutschland ist die Skepsis gegenüber der Technologie noch recht groß. Schließlich benötigt es lediglich die Stimme, um einen Kauf zu tätigen. Werden die Sicherheitsstandards jedoch erhöht, ist es durchaus denkbar, dass diese Methode auch hierzulande mehr Anwendung findet.

Chips im Körper und Einkauf per Kühlschrank – So kann es aussehen

Auch das Internet of Things erbringt Möglichkeiten für zukünftige Bezahlweisen. Maschinen wissen dann selbst, wann genau z. B. neue Teile für den Produktionsprozess benötigt werden. Das kann funktionieren, weil jede Maschine eine eindeutige Identifizierung hat und zweifelsfrei authentifiziert werden kann, z. B. durch Zertifikate oder kryptische Schlüssel. Das geschieht wiederum über IoT-Protokolle wie MQQT (Message Queuing Telemetry Transport). Zudem müssen die Maschinen Zahlungsdaten erfassen können und die Daten hochverschlüsselt werden, z.B. über ein TLS-Protokoll.

Darauf folgen Zahlungsverarbeitung und die Abrechnung. Darüber hinaus ist es möglich, das Feedback bezüglich Kontostand oder Status der Transaktionen an die Maschinen oder das zuständige Personal zu schicken.”

Die Implementierung von IoT-Zahlungen ist somit hochkomplex in den Bereichen Verschlüsselung, Sicherheit, Netzwerkkommunikation sowie Zahlungsverarbeitungstechnologie.

Zuletzt ist es möglich, einen Chip im eigenen Körper zu haben, mit dem man bezahlen kann. Das wird Biohacking genannt. Normalerweise kommen hierfür RFID- oder NFC-Chips zum Einsatz. Der Chip benötigt ein biokompatibles Gehäuse, welches sicher im menschlichen Körper platziert werden kann, ohne gesundheitliche Risiken. Ärzte oder auch ausgebildete Tattoostudios sind in der Lage, den Eingriff vorzunehmen.

Bereits jetzt gibt es ein in Deutschland ca. 5000-10000 Leute, die sich einem solchen Eingriff unterzogen haben. Die meisten tragen den Chip an der Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger oder im Unterarm.”

Nach Implantation wird der Chip getestet und aktiviert und mit einem Zahlungskonto verknüpft. Danach kann kontaktlos bezahlt werden, indem man die Körperstelle in die Nähe des Zahlungsterminals oder Lesegeräts bringt. Wie bei einer Kartenzahlung wird dann im Hintergrund die Zahlung abgewickelt. Lukas Schmitz, Pagopace

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