FINTECH9. April 2019

Neuer Ärger für N26: BaFin stellt in Sonderprüfung Mängel fest

Valentin Stalf, N26-CEON26

Neue Sorgen für die digitale Vorzeigebank N26: Nachdem die Smartphone-Bank kürzlich wegen Problemen mit dem Kundenservice und einigen auffälligen Phishing-Fällen zu kämpfen hatte, wird jetzt bekannt, dass es bereits 2018 Auffälligkeiten gab. Laut Medienberichten seien anlässlich einer Sonderprüfung durch die BaFin schon damals Mängel festgestellt worden und auch seitens anderer Banken gibt es bemerkenswerte Beschwerden bezüglich der Erreichbarkeit.

Mit einer Bewertung von 2,3 Milliarden Euro gehört die Smartphone-Bank zu den europäischen Stars der FinTech-Szene und gilt insbesondere als das Vorzeige-Unternehmen aus Deutschland. Doch das FinTech-Einhorn, das mit reichlich Investorengeldern und einer Top-Bewertung bedacht wird, hat erneut mit reichlich Gegenwind zu kämpfen. Kürzlich beschwerten sich Kunden über leergeräumte Konten und die schwierige Erreichbarkeit des Kundenservice, daraufhin gelobte CEO und Gründer Valentin Stalf im Interview Besserung und versprach jedem Kunden, der dies wünsche, auch in weniger brisanten Fällen einen telefonischen Rückruf.

Finanzaufsicht findet in Sonderprüfung Mängel

Jetzt berichtet das Handelsblatt, dass offenbar auch die BaFin sich für die Erreichbarkeit des Geldhauses interessiert. Denn wie einige andere Geldhäuser berichten, sei die Bank nicht über den kurzen Dienstweg per Telefon, wie er ansonsten offenbar zwischen den Banken in Betrugsfällen üblich ist, erreichbar gewesen. N26 stehe, das bestätigt auch Valentin Stalf, in sehr engem Austausch mit der BaFin. Um welche Vorwürfe es genau geht, dazu macht der Gründer aus verständlichen Gründen keine Angaben.

Wenn es bei einer Prüfung Beanstandungen gibt, dann setzen wir Verbesserungsmaßnahmen in Abstimmung mit der BaFin zeitnah um. Unser Ziel ist es immer, so schnell wir möglich den Status zu erreichen, der gefordert ist.“

Valentin Stalf, Gründer und CEO von N26 laut Handelsblatt

Laut mit dem Fall vertrauen Kreisen, so berichtet es das Handelsblatt, habe die BaFin bei der Sonderprüfung unter anderem Mängel in der Personalausstattung und bei der Technik beanstandet. Das bestätigt den Eindruck, den wir auch bereits vor einigen Tagen geschildert hatten: Das Unternehmen wächst derzeit einfach zu schnell – auf Kosten der Prozesse und des Kundenservice. Laut Handelsblatt wurde das Bankhaus nicht nur eindringlich ermahnt, sondern es wurde auch eine Deckelung des Einlagengeschäfts als ultimative Drohung thematisiert. In der Praxis könnte dies bedeuten, dass die Smartphone-Bank über einen bestimmten Zeitraum keine neuen Kunden annehmen könnte – ein ernsthaftes Problem, das mit einem Imageschaden verbunden wäre.

Risiko mit Foto-Identifizierung ausländischer Kunden

In den letzten Monaten gab es einige Fälle, in denen Betrüger hohe Geldbeträge erbeutet haben und diese über andere N26-Konten ins Ausland weitergeleitet haben. Alleine in mehreren Fällen, die IT-Finanzmagazin bekannt sind, kam es zur widerrechtlichen Abbuchung fünfstelliger Summen. Erst nach mehreren Wochen, so Vorwürfe verschiedener Kunden, habe die Bank auf ihre Kontaktanfragen und Beschwerden reagiert. Andere Banken, die ansonsten über ein brancheninternes Telefonbuch Banken kurzfristig über Betrugsfälle informieren können, belasteten N26 ebenfalls schwer – auch ihnen gelang es nicht mehr als eine Bandansage zu erreichen.

Und dann ist da noch die Foto-Identifizierung bei der Kontoeröffnung, die der Sicherheitsexperte Vincent Haupert bereits Ende 2016 anlässlich einer Veranstaltung des Chaos-Computer-Clubs als unsicher entlarvte. Dieses Verfahren ist zwar in Deutschland nicht erlaubt, in anderen Ländern aber durchaus noch anzutreffen. Experten vermuten, dass eine deutsche IBAN, die das Unternehmen ja auch an ausländische Kunden vergibt, in einigen Fällen dazu geführt haben könnten, dass die Sicherheitssysteme der Banken von einer inländischen Überweisung ausgegangen seien, auch wenn es sich dabei um Kunden im Ausland handelte.

Es besteht wohl kaum ein Zweifel daran, dass Valentin Stalf derzeit eine Vielzahl von Baustellen im Unternehmen hat. Er wird sie zeitnah in den Griff bekommen müssen, will er nicht riskieren, dass sich die Kunden anderen Banken zuwenden. Denn das Vertrauen ist schnell verspielt, was übrigens nicht nur nur N26, sondern der gesamten FinTech-Branche schaden würde. Die etablierten Banken hätten dann gut lachen. tw

 

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