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STUDIE4. Dezember 2014

Studie “Frauen in der Finanzbranche”: Geringe Aufstiegschancen in die Führungsetage

looby/bigstock.com
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In keiner Branche haben Frauen eine so geringe Chance, aus dem mittleren Management in die Führungsetage aufzusteigen wie in der Finanzwirtschaft. Einer der Hauptgründe dafür liegt in der Kultur der Branche. Sie ist von traditionell als männlich wahrgenommenen Attributen geprägt. Die englischsprachige Studie „Women in Financial Services“ (PDF-Download) untersucht die Frage, was Frauen daran hindert, an die Spitze von Finanzinstituten vorzustoßen, und wie die Branche Hindernisse beseitigen kann.

 

Anzahl der Frauen in der Führungsetage bei Banken und Versicherern, nach LändernOliver Wyman
Anzahl der Frauen in der Führungsetage bei Banken und Versicherern, nach LändernOliver Wyman
Nur vier Prozent der größten Finanzdienstleistungsunternehmen weltweit werden von einer Frau geführt, der Anteil der Frauen auf Ebene der Konzernleitung liegt bei 13 Prozent. Anlass für die Studie „Women in Financial Services“ war eine Initiative zur mangelnden Geschlechter-Diversität bei Oliver Wyman selbst und die anschließende Entwicklung und Umsetzung interner Initiativen. Die Studie umfasst qualitative und quantitative Forschung zur Geschlechterverteilung von Führungskräften in über 150 internationalen Firmen sowie die Befragung von 1.000 Angestellten und potenziellen Mitarbeitern von Finanzdienstleistern. Außerdem wurden Tiefeninterviews mit 60 überwiegend weiblichen Führungskräften in leitenden Funktionen der Branche geführt.

Entwicklung der Charaktereigenschaften Oliver Wyman
Entwicklung der Charaktereigenschaften Oliver Wyman

Zur Verbesserung des Gleichgewichtes von Männern und Frauen werden in dieser Studie gezielt Initiativen vorgestellt:
1. Hinterfragen bewusster & unbewusster Vorurteile
2. die Bestärkung von Frauen, früh auf ihrem Karriereweg bilanzrelevante Positionen zu übernehmen
3. die Förderung familienfreundlicher Arbeitsweisen
4. Einführen Mentoren- & Sponsorenprogrammen
5. die Definition und konsequente Umsetzung von Diversitätszielen.

Die Studie umfasst zudem individuelle Artikel zu den Themen Frauen in Aufsichtsräten, Frauen und Risikokultur, Erkenntnisse aus der Geschlechterdebatte in der KfZ-Versicherung, Frauen als Konsumenten von Investmentprodukten, Case Studies aus Russland, Skandinavien und Kanada sowie zu Oliver Wymans eigenen Initiativen zum Thema Geschlechterdiversität.

Anteil von Frauen in der Konzernleitung steigt langsam

Der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten bei Banken und Versicherungen ist in den vergangenen Jahren zwar deutlich gestiegen, auf Konzernleitungsebene bleiben sie jedoch mit 13 Prozent klar unterrepräsentiert, und ihr Anteil steigt nur langsam. Zugleich besetzen Frauen häufig Positionen, in denen der Erfolg nicht unmittelbaren Einfluss auf Gewinn und Verlust hat. So werden in den Bereichen Recht, Compliance, Audit und Marketing über 25% der Führungsposten von Frauen besetzt, im Bereich Personal sogar in über der Hälfte der Fälle. Es sind jedoch gerade die Posten mit unmittelbarem Bezug zur Unternehmensbilanz, die gemäß der Studie an die Spitze führen.

Signifikante Unterschiede zwischen einzelnen Ländern

Auffällig sind die signifikanten Unterschiede hinsichtlich des Anteils von Frauen in Führungspositionen von Finanzinstituten zwischen den untersuchten 19 Ländern. Dabei wurden in Skandinavien die deutlichsten Fortschritte festgestellt: So sind in Norwegen 35% der Konzernleitungsmitglieder weiblich, in Schweden 29%. Auch Russland schneidet mit 20% gut ab, während Deutschland mit Platz 15 von 19 im hinteren Drittel landet. Hierzulande hat sich der Anteil der Frauen in Führungspositionen im Zeitraum von 2003 bis 2013 auf sehr niedrigem Niveau von zwei auf sieben Prozent leicht erhöht. In Japan war im vergangenen Jahr sogar kein einziger Vorstandsposten von einer Frau besetzt.

Die Finanzbranche muss sich im Wettbewerb um die besten Talente positionieren

Die Studie stellt fest, dass sich die Dominanz von Männern in Führungspositionen der Finanzbranche ändern muss, wenn die Unternehmen Talente effektiv nutzen und Diversität in den Führungsetagen erhöhen wollen. „Der Mangel an Vielfalt in unserer Branche – ob Geschlecht oder anderweitig – verringert auf lange Sicht die Geschäftschancen. Die Finanzdienstleistungsbranche greift im Wettbewerb um Talente zu kurz und ist beim Thema Diversität noch lange nicht am Ziel“, sagt Finja Carolin Kütz, Partnerin bei Oliver Wyman. „Eine diverse Arbeitswelt verbessert Entscheidungsfindung, Leistung, Nachhaltigkeit, Service und Erträge. Die Veränderungen müssen über den evolutionären Wandel hinaus vorangetrieben werden.“

Wie die Studie zeigt, hindern zum einen die aktuellen Arbeitsmodelle in der Finanzbranche Frauen am Erfolg. Interviews mit Führungskräften zeigen zum anderen, dass die Kultur der Finanzdienstleistungsbranche von traditionell als männlich wahrgenommenen Attributen geprägt ist, wodurch eine unbewusste Tendenz entsteht, Frauen zu benachteiligen.

Frauen und Männer nehmen die damit verbundenen Herausforderungen ganz unterschiedlich wahr: 51% der Frauen finden, dass eine fairere Geschlechterverteilung in Führungspositionen oberste Priorität haben sollte, doch nur 30% der Männer sind derselben Meinung. Die Erhöhung der Vielfalt in Führungspositionen von Finanzunternehmen ist für etliche Unternehmen inzwischen jedoch ein zentrales Thema. Um Diversität erfolgreich umzusetzen, muss diese von einem stiefmütterlichen Projekt der Personalabteilung zu einer grundsätzlichen Bedingung für die Führung von Finanzinstituten werden.

Die Studie ist kostenfrei zum Download erhältlich.

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