BANK STRATEGIE21. August 2023

SWK Bank – Banking im Wandel: Fliehkräfte, KI und Nachhaltigkeit

Timm Wege, Vice President Business Development, SWK Bank zu Fliehkräfte, KI und Nachhaltigkeit im Banking
Timm Wege, Vice President Business Development, SWK BankSWK Bank

Was sind die aktuellen Fliehkräfte im Bankensektor und ihre Auswirkungen auf Prozesse, welchen Einfluss haben KI, Innovationen, Plattformökonomie, Banking as a Service und schließlich Nachhaltigkeit auf die Zukunft des Bankings?

von Timm Wege, Vice President Business Development, SWK Bank

Es gibt drei Bereiche, in denen die Geschäftsmodelle von Banken unter Druck stehen und die Einfluss auf Prozesse im Hintergrund nehmen, wodurch die Gefahr besteht, dass Geschäft abwandern könnte:

  1. Kundenansprüche – Kunden sind aus anderen Lebensbereichen einfache und schnelle Prozesse gewöhnt. Wer hier führend ist, zieht insbesondere die jüngere Generation an, was aufgrund demografischer Entwicklungen automatisch zur Umverteilung von Marktanteilen führt.
  2. Kosten – Auch wenn die Zinssteigerungen den Banken etwas Entspannung bringen, stehen die wichtigsten ökonomischen Leistungswerte weiterhin unter Druck, weil die Benchmarks hoch bleiben. Das geschieht beispielsweise durch disruptiv arbeitende FinTechs (wobei sich hier aktuell mehr Bereitschaft zu Kooperation abzeichnet) oder durch ausländische Investoren, die klassische Banken konsequent sanieren und effizient aufstellen. Dementsprechend bleiben die Anforderungen an Prozesseffizienz unverändert hoch.
  3. Wettbewerb – Insbesondere Plattform- und Marktplatz-Modelle machen den Banken weiterhin die Kundenschnittstelle streitig, somit hängt die Planbarkeit von Wachstum letztlich an der Unterwerfung unter das Preisdiktat der Marktplätze.

Für die Banken heißt das, über komparative Wettbewerbsvorteile nachzudenken.”

Wenn eine Bank sich mit ihren zumeist knappen Ressourcen auf ihre wirklichen Alleinstellungsmerkmale konzentrieren will, also dort, wo sie sich vom Markt differenziert, Spezialist ist und auch genau so wahrgenommen wird, muss sie ihr Standard-Geschäft auslagern. Und zwar an Anbieter, die dieses Standard-Massen-Geschäft als „Prozess-Führer“ bzw. „Kosten-Führer“ beherrschen, erfahren und kompetent in perfekter Kundenbetreuung für dieses Massengeschäft sind und außerdem die Kundenschnittstelle unangetastet lassen. Das heißt, echte „white label“-Lösungen anbieten und immer im Namen der auslagernden Bank agieren, so wie das zum Beispiel auch die SWK Bank für zahlreiche Kunden umsetzt.

Diese drei Bereiche sind zwar nicht neu, erfahren jedoch in der näheren Zukunft eine Intensivierung, die aus dem Bereich Nachhaltigkeit/Klimaschutz kommt.

Banken werden künftig entweder direkt oder indirekt Nachteile haben, wenn sie nicht nachweisen können, dass ihre Geschäftsmodelle klimaneutral sind.”

Kunden werden Banken künftig auch unter diesem Gesichtspunkt bewerten und in Ihre Entscheidung zur Auswahl einer Bank einfließen lassen. Es wird Nachteile bei der Finanzierung geben, weil Investoren ihre Investments unter diesen Gesichtspunkten steuern, außerdem wird es vermutlich auch regulatorisch bzw. durch Rating-Agenturen eine direkte „Bestrafung“ für fehlende Umsetzung des Themas Nachhaltigkeit geben. Wettbewerber werden sich außerdem über dieses Thema differenzieren und dadurch wieder Unterschiede in bisher als „Commodities“ angesehene Produkte hinein entwickeln.

Autor Timm Wege, SWK Bank
Timm Wege ist seit März 2023 Vice President Business Development bei der SWK Bank (Website), Mainz, wo er für den Vertrieb der Banking-as-a-Service-Lösungen verantwortlich zeichnet. Als gelernter Banker ist er seit über 30 Jahren im Finanzsektor aktiv. Vor seinem Eintritt bei der SWK Bank war Wege seit Herbst 2019 CCO bei FinCompare, wo er insbesondere die Vollintegration und Prozessautomatisierung der über 250 Finanzierer weiter vorangetrieben hatte. Zuvor war er von 2014 bis Herbst 2019 bei smava als Director Financial Cooperations/Key Account & Supply Management für den Aufbau des Banken-Portfolios zuständig. Davor hatte Wege von 1992 bis 2013 für die Landesbank Berlin gearbeitet, die letzten 13 Jahre im Kapitalmarktgeschäft. An das Studium an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, das er 2000 als Diplom-Kaufmann abgeschlossen hatte, schloss Wege eine Ausbildung als CEFA-Investmentanalyst an.

Bedeutung von KI für Banken und Bankdienstleistungen

Es gibt ein großes Einsatzgebiet von Künstlicher Intelligenz (KI), das auch in der Finanzwelt immer relevanter wird: Das Marketing.

KI wird auch den Marketing-Arbeitsmarkt deutlich unter Druck setzen, da die Erstellung von Marketingmaterial mit zielgruppenspezifischem Inhalt durch KI in jedem Fall schneller, in etlichen Fällen sicher auch besser gelingt als durch Menschen.”

Für Banken wird das Thema Dunkelverarbeitung sicherlich noch einmal einen Qualitätssprung durch KI erfahren. Allerdings stehen hier noch verschiedene Compliance- und Datenschutz-Hürden im Raum, sodass man hier nicht von kurzfristigen Effekten ausgehen kann. Im Bereich Kreditentscheidungen ist der Einsatz von KI dagegen aufgrund gesetzlicher/regulatorischer Vorgaben vorerst ausgeschlossen. In der Kundenbetreuung könnte KI Call-Center-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter bei ihrer Arbeit unterstützen, aber sicherlich kurzfristig nicht ersetzen.

Innovationen im Banking

KI wird sich zu einem gewissen Grad auf Innovationen im Banking auswirken und trotz aller Hürden für Banken ein wesentlich stärkerer Innovations-Treiber sein als Blockchain, Krypto oder Metaverse, allerdings nicht in Form neuer Produkte oder Prozess-Features.”

Es geht vielmehr darum, sich als Bank neu zu erfinden, im Sinne von Struktur- und Prozess-Innovation zu denken. Das werden keine globalen Innovationen sein, da es diese bereits gibt, aber Neuerung in einem System durch Anwendung neuer Ideen und Techniken sind ebenfalls Innovationen.

Bedeutung von Plattformökonomie, Open Banking, Banking as a Service

Reduziert man den Begriff Plattformökonomie auf das vertriebslastige Thema „Marktplätze“, ist dieser Bereich von den drei genannten am weitesten entwickelt: Über Marktplätze kann eine Bank seit langem schon „flow on demand“, also planbares Wachstum generieren. Um das Thema Marktplatz herum entstand in den letzten Jahren der Bereich „Open Banking“ mit dem Ziel, das Angebot der Bank innerhalb der Bank-(IT)-Infrastruktur durch externe Services und Produkte zu erweitern. Dazu kommt jetzt immer stärker Banking-as-a-Service im Sinne von „Business Process Outsourcing“, womit Kostenersparnis im Bereich IT-, Produkt- und Prozess-Infrastruktur ermöglicht wird. Dies kam bisher eher bei FinTechs zum Einsatz und ist bei klassischen Banken noch nicht so stark zu beobachten wie der Einsatz von Marktplätzen und Open Banking. Daher ist es interessant, dort auch als Anbieter zu agieren.

Perspektive im Banking bis 2028: Nachhaltigkeit ist das wichtigste Thema

Nachhaltiges Banking löst zumindest vorübergehend den anderen großen Trend „contextual banking“ (ein Bankmodell, das ein vernetztes Bankerlebnis bietet, bei dem Kunden Angebote und Aktualisierungen zur richtigen Zeit und am richtigen Ort präsentiert werden) als wichtigstes Thema in der Weiterentwicklung von Banken ab.”

Die Banken mit dem besten Standing im Bereich Nachhaltigkeit werden Marktanteile gewinnen. Es geht also nicht um ein großartiges Frontend, sondern um Inhalte und klare Positionen. Banking-as-a-Service-Anbieter müssen daher „best in class“-Prozesse für ihr Produktportfolio anbieten, um den „Fußabdruck“ für ihre Bankpartner zu minimieren und gleichzeitig müssen sie auch massenkompatible „Klima-Produkte“ (zum Beispiel spezielle Kreditlösungen zur Finanzierung nachhaltiger Infrastruktur) zur Verfügung stellen, um für ihre Partner direkte Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Dies ergänzt die sowieso entstehenden Kostenvorteile. Banken, die BaaS nutzen, erzielen daher mehrdimensionale positive Effekte in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit ihrer Geschäftsmodelle.Timm Wege, SWK Bank

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