ARCHIV28. Juli 2020

Niiio kann jetzt auch Wealth-Management für Privatbanken

Diesen Monat startete die Vermögensberatung der Privatbank Merck Finck auf der Munio.pm-Plattform von Niiio. Das sächsische Start-up programmierte in mehr als zweijähriger Vorarbeit für den Pilotkunden neue Funktionalitäten, zudem wurden die erweiterten regulatorischen Anforderungen abgebildet. Nun sieht man sich für weitere Partnerschaften im Privatbanken-Sektor gerüstet.

Das Dasshboard ist nur eine Funktion der Munio-Plattform, die nun auch dem aufwändigen Wealth-Management von Privatbanken gerecht wird. <Q>Niiio Finance Group
Das Dashboard ist nur eine Funktion der Munio-Plattform, die nun auch dem aufwändigen Wealth-Management von Privatbanken gerecht wird. Niiio Finance Group

 

Für eine Privatbank wie Merck Finck ist die Digitalisierung von Kundenprozessen stets nur eine Erweiterung des bestehenden Geschäfts. Die persönliche Beratung ist eine unverzichtbare Säule, die um Online-Angebote ergänzt wird. Zugleich soll die Digitalisierung aber dazu beitragen, den Beratungsprozess zu verbessern und zu vereinfachen, so dass das Vermögensmanagement sowohl mit als auch ohne persönlichen Kontakt effizienter wird.

Die Anforderungen der Bank waren dementsprechend hoch: Von der automatisierten Konto- und Depoteröffnungsstrecke, die bereits Anfang 2019 realisiert wurde, über aktuelle, jederzeit abrufbare Dashboards für den Kunden und den Berater bis hin zu intelligenten maschinellen Tools, die dem gewünschten Risiko angepasste Anlage-Produkte vorschlagen.

Digitale Prozesskette etabliert

Dementsprechend aufwändig waren die Anpassungen der Munio-Plattform, die Niiio im Rahmen des Projektes entwickeln musste. Statt Ende 2019 wurde es nun Mitte 2020, bis der Start vermeldet werden konnte.

Die Beraterinnen und Berater von Merck Finck nutzen jetzt die gemeinsam neu entwickelte Premium-Version der Munio.pm-Software für das anspruchsvolle Vermögensmanagement. Einer der angestrebten Effekte: weniger Belastung durch Routine-Aufgaben und dadurch mehr Zeit für die eigentliche Kundenberatung.

Hier greift ein Element ins andere. Der Kontoeröffnung inklusive Authentifizierung ist ein vollständig digitaler WpHG-konformer Prozess vorgeschaltet, um die Kenntnisse des Kunden zu validieren. Daraus wird ein entsprechendes Risikoprofil erstellt, das es dem Vermögensberater ermöglicht, im Beratungsgespräch dem Kunden digital unterstützt eine passgenaue Wertpapierauswahl vorzustellen.

Zugleich werden die gesetzlich vorgeschriebenen Dokumentationen, Geeignetheitserklärungen (PRIPS) und standardisierte Kosteninformationen ex-ante erstellt. Damit sieht sich die Bank ab sofort in der Lage, den komplexen Vermögensberatungs-Prozess digital abzubilden.

Die größten Herausforderungen

Wie Niiio mitteilte, sei ein Teil der Neuentwicklung den komplexen Kundenfunktionen geschuldet, die im Private Banking üblich sind. Ein Beispiel sind etwa die gleichzeitige Eröffnung mehrerer Wertpapier-Depots mit mehreren Zugangsberechtigten. Auch ein Familiendepot stelle die Software vor ganz neue Herausforderungen im Front- und im Backend. Diese müsse beispielsweise sicherstellen, dass die automatisch vom System vorgeschlagenen Wertpapiere dem Risikoprofil des unerfahrensten Teilnehmers der Familie entsprechen.

Ebenfalls als aufwändig habe sich die Anbindung an das Kernbankensystem OBS erwiesen. Dafür entwickelte Niiio einen API-basierten Layer ohne Medienbrüche, über den die Munio-Software den Real-time-Austausch von Daten mit dem Kernbanksystem gewährleistet. Vermögensberater können nun alles auf einer Plattform abwickeln, ohne dass sie Daten oder regulatorische Dokumente aus verschiedenen Systemen konsolidieren müssen.

Türöffner für neues Marktsegment

Ein großer Teil der Niiio-Kunden kommt aus dem Bereich Genossenschaftsbanken. Bei Privatbanken wie Merck Finck spielt das Vermögensmanagement eine deutlich gewichtigere Rolle. Hier sieht das FinTech großes Potenzial mit der neuen Plattform Munio.pm.

Alle Privatbanken, die das Kernbankensystem OBS nutzen, können laut Niiio normalerweise innerhalb weniger Wochen und ohne weiteres aufwändiges Customizing via „plug & play“ an das System angebunden werden. Das Time-to-Market für Privatbanken sei damit kaum noch größer als bei Retailbanken. Selbst für Institute, die OBS nicht nutzen, seien die im Rahmen des Pilotprojekts entwickelten Zusatzfunktionen relevant und absehbar von Interesse.

<Q>Niiio Finance Group
Niiio Finance Group

„Damit ist die Niiio Finance Group jetzt in ihrem Kerngeschäft perfekt positioniert und dieses Geschäft wird ab sofort skalierbar.“

Johann Horch, CEO der Niiio Finance Group

 

Dieser große Vorteil der eigenen Cloud-Plattform komme nun allen neuen Kunden zugute, so Horch. Denn die relevanten Funktionen müssten nur einmal entwickelt werden, zudem sei der Implementierungsaufwand gering. Nun könnten alle teilnehmenden Banken von den niedrigen Kosten profitieren. hj

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert