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EVENTS & MESSEN27. März 2017

Jagd auf FinTechs: Das Berliner Ökosystem live erleben – Eindrücke der Fintech Safary

Um zuerst das Klischee zu bedienen: Der Kicker darf natürlich bei keinem FinTech fehlen!Laura Pfannemüller

Im vergangenen Jahr fand die ‘Startup Safary’ noch etwas unter dem Radar statt. Doch sie war so erfolgreich, dass das Format in diesem Jahr mit einem Fokus rein auf FinTechs auf Jagd ging. “Safary” – unwillkürlich wähnt man sich von Kopf bis Fuß khakifarben bekleidet in einem geländegängigen Gefährt in der Steppe, auf der Suche nach wilden Tieren. Derartige Kleidungsvorschriften, geschrieben oder ungeschrieben, gab es bei der FinTech Safary zum Glück nicht. Laura Pfannemüller ist für IT Finanzmagazin auf die Pirsch gegangen und hat spannende Einsichten jenseits gängiger Klischees eingesammelt.

von Laura Pfannemüller

Eine ‘Safari’ auf der Jagd nach FinTechs. Nein – bei diesem Event bewegt man sich nicht zwischen den einzelnen Stationen in einem SUV, sondern mit der BVG (Nahverkehr) oder zu Fuß. Die Stationen, das waren Coworking Spaces und die Büros der teilnehmenden FinTechs, die neben einem inhaltlichen Programm ausreichende Möglichkeiten boten, sich umzusehen und die Arbeitsatmosphäre in einem Startup-Büro live mitzuerleben – was dann doch wieder etwas von einer Safary hatte.

Michael Hoffmann, Managing Director Visa DeutschlandLaura Pfannemüller

So bewegten sich die ca. 100 Teilnehmer über zwei Tage hinweg durch Berlin und konnten im Rahmen von Workshops, Präsentationen und Networking Veranstaltungen eine Idee des Berliner FinTech-Ökosystems bekommen – mit größeren und weniger bekannten Namen unter den teilnehmenden FinTechs. Hauptverkehrssprache auf allen Sessions war Englisch mit einem sehr diversen Teilnehmerfeld aus Deutschland, Europa und der Welt; aus Banken, VCs, Unternehmensberatungen, usw.

Lars Markull, figoLaura Pfannemüller

Los ging es in den Räumlichkeiten von Spielfeld, einer Kooperation von Visa und Roland Berger. Auf eine Vorstellung des Konzepts durch den Managing Director Michael Hoffmann von Visa folgte eine Session mit Lars Markull von figo zu den drei Wellen der FinTech Disruption, von Angriff in den frühen Zeiten bis zum Kooperationsfokus der das Heute prägenden dritten Welle. Bei der Vorstellung der figo-Plattform zeigte sich der allgemein beobachtbare Trend, regulatorische Compliance als Paket zu verkaufen, sodass sich Käufer (seien es Banken oder FinTechs) ganz auf den Kunden und das eigentliche Produkt konzentrieren können.

Autorin Laura Pfannemüller
Laura Pfannemüller ist Manager bei der Unternehmensberatung zeb und beschäftigt sich mit Innovationen im Banking und ihren Auswirkungen auf die Branche. Zudem ist sie verantwortlich für BankingHub.de und Fintech-Hub.eu.

Axel Springer Plug & Play, Deutsche Bank & Satoshi Pay

Ähnlich aufgebaut war die Session bei Axel Springer Plug & Play, mit einer Einführung in das Konzept, einem Kurzvortrag des Partners Deutsche Bank und einer anschließenden Vorstellung des FinTechs Satoshi Pay, einem bitcoin-basierten Micropayment-Service für die Abwicklung von Kleinstzahlungen von z.B. Zeitungsartikeln über eine für den Kunden einfach zu nutzende Wallet-Lösung. Das mag zunächst sehr technisch klingen, und der aktuelle Case mit den beiden angebotenen Zahlungsmethoden bitcoin und coinbase mag noch nicht vollständig überzeugen. Der Ansatz der Abwicklung von unter Umständen auch größeren Zahlungen über einen derartigen Dienst im Web mit nur einer Registrierung durch den Kunden eröffnet bei weiterem Ausbau jedoch einen deutlich größeren Raum an Möglichkeiten.

Weiter ins Detail einzelner Lösungen ging es bei der Sessions von SumUp, einem Anbieter von Terminals zur Annahme von Kartenzahlungen mit Fokus auf kleinere Händler. Ein Händler bestellt das Terminal zu einem Festpreis, dieses wird am Folgetag geliefert, und es kann direkt losgehen. Durch die Standardisierung dieses Prozesses und die damit einhergehende Reduzierung menschlicher Interaktion ist es SumUp möglich, seine Lösung zu deutlich niedrigeren Konditionen anzubieten bei Aufbietung einer dazu optisch ansprechenden Lösung.

Laura Pfannemüller
Interessant war die Aussage von Gründer Marc-Alexander Christ zum Thema bitcoin: Bereits 2013 bot SumUp diese Zahlweise an, jedoch stellte sich schnell heraus, dass die Funktionsweise des Systems „bitcoin“ nur sehr wenigen Händlern bekannt, dafür umso erklärungsbedürftiger war und schlussendlich so gut wie kein Händler diese Zahlungsweise anbot.

Auch in Bezug auf andere, innovative Zahlungsmethoden verfolge SumUp laut Gründer Christ nicht das Ziel, Endkunden oder Händler zu „erziehen“, sondern das anzubieten, was durch seine Vorteile hinsichtlich Einfachheit und Nutzwert überzeugt.”

Laura Pfannemüller

Den tiefsten Einblick gab es bei der Session von raisin (Weltsparen) unter dem Titel „Product and IT: 10 learnings“ mit vielen Details zu Organisation und Aufbau, anschaulich geschildert durch CTO Gerhard Köstler und Product Manager Dominik Zühlke. So gibt es bei raisin eine Trennung zwischen dem Kernbankensystem und dem Frontend über eine api, um auf Seiten des Frontends flexibler agieren zu können, ohne direkt in das Kernbankensystem eingreifen zu müssen. Auch herrscht bei raisin ein gewisser Pragmatismus vor, und technische Lösungen werden nicht um ihrer selbst Willen implementiert. Dazu wird das Entwickler-Team in die Weiterentwicklung von Features frühzeitig einbezogen, der Erfolg des einzelnen Features wird anhand vorher bestimmter KPIs gemessen.

Fazit: Arbeitsweisen, Bürogestaltung und Mindset – spannende Einblicke

Laura Pfannemüller

Den Abschluss zweier lehrreicher und interessanter Tage bildete ein Besuch bei cashboard mit einer lebendigen Darstellung der Hochs und Tiefs in den letzten Jahren durch Mitgründer Robert Henker und anschließendem Grillen auf der Startup-eigenen Dachterrasse über den Dächern von Berlin.

Zurückblickend bot die FinTech Safary einen tollen Einblick in das Berliner FinTech-Ökosystem, in Arbeitsweisen, Bürogestaltung und Mindset; letzteres geprägt von Offenheit und Optimismus.

Wie bei einer Safary wusste man vorher nicht so recht, was einen erwartet; umso überraschender waren die teilweise sehr detaillierten Sessions. Und das alles ganz ohne khaki.Laura Pfannemüller

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