ARCHIV13. Januar 2022

Ob sie es will oder nicht – Die Bankenbranche wird zum Motor des nachhaltigen Wandels

Banken
Malp Bigstock

Das Jahr 2022 steht im Zeichen des nachhaltigen Umbaus der Wirtschaft. In den Mittelpunkt rücken dabei Banken und Kapitalverwaltungsgesellschaften. Sie haben auf die Entwicklung hin zur Klimaneutralität ebenso wie zu einer sozial agierenden Wirtschaft einen maßgeblichen Einfluss. Und Profit könnte man daraus auch noch schlagen.

Die Forderung der Gesellschaft ist klar: Wirtschaftliche Interessen sollen nicht länger auf Kosten des Klimas oder einer ökologisch vertretbaren Nutzung der Ressourcen durchgesetzt werden. Die Finanzindustrie steht besonders im Rampenlicht, schließlich gilt sie als Bindeglied zwischen Unternehmen und Kunden. Auch von der Politik werden Banken verstärkt in die Pflicht genommen.

Nachhaltiges Wirtschaften braucht funktionierende Finanzströme

Banken beeinflussen über Kredite, Investitionen und Dienstleistungen die Wirtschaft eines Landes direkt. Möchte ein Unternehmen beispielsweise ein neues Werk bauen oder die Produktion umstellen, steht meist eine Bank dahinter und stellt die dafür benötigten Finanzmittel bereit. Im Rahmen dieser Partnerschaft könne die Bank einen ESG-konformen Umschwung herbeiführen. Auch über die Privatkundenseite stünden Banken zahlreiche Instrumente zur Verfügung, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Cofinpro

Beispielsweise könne Sparern angeboten werden, über eine sozial-ökologische Verwendung der Einlagen zu entscheiden. Diese unmittelbare Einflussnahme führt zu schnellen und direkten Verhaltensänderungen.“

Daniel Spitschan, Senior Manager bei Cofinpro

Der Gesetzgeber agiere da deutlich träger, muss er doch die Interessen verschiedener Akteure berücksichtigen. Zumal Gesetzesänderungen nur mühsam durchzusetzen sind – vor allem auf internationaler Ebene.

Banken finanzieren den grünen Wandel auf globaler Ebene

Der Einfluss der Banken hört laut Cofinpro (Website) nicht an den Landesgrenzen auf. Internationale Finanzierungsrunden würden künftig noch stärker auf sozial-ökologische Folgen untersucht und bewertet – und zwar bis in die hintersten Verästelungen der Lieferkette hinein. Eine nachlässige oder ESG-ignorierende Due Diligence könnten sich die Institute nicht erlauben. Schon heute würden deutsche Banken abgestraft, wenn sie mit Unternehmen in Verbindung gebracht werden, die in Südamerika im Regenwald roden oder fragwürdige Bergbau-Methoden in der afrikanischen Steppe anwenden.

Während die Politik sich in nationale Entscheidungen anderer Staaten nicht einmischen will bzw. kann, stehe den Banken hier mit international orchestrierten Finanzströmen ein sehr wirkungsvolles Steuerungsinstrument zur Verfügung.

Banken müssen im Kern nachhaltig denken – sonst überleben sie nicht

Um als nachhaltig agierender Player wahr- und ernstgenommen zu werden, müssten die Institute zu einem tiefgreifenden Kulturwandel bereit sein. Die neue Statuswährung heiße nicht mehr Wolkenkratzer, sondern ESG-Glaubwürdigkeit. Zu Beginn der Corona-Pandemie bewiesen die Banken Agilität und Anpassungsfähigkeit ihrer Arbeitsprozesse. Diesen Kraftakt gelte es jetzt in den Umbau der internen Strukturen zu überführen und ein konzernweites ESG-Verständnis zu etablieren. Sonst könnten künftig die Neukunden wegbleiben.

Cofinpro

Wirtschaftlich gesehen bietet eine stärkere Gewichtung der Nachhaltigkeit neue Chancen.“

Marcus Franz, Senior Manager bei Cofinpro

Kunden, Mitarbeiter und Aktionäre müssen genauso wie Regulierer oder Gesellschaft gleichzeitig adressiert und ernstgenommen werden. Dieses Spannungsfeld biete die einmalige Chance, das Terrain der traditionellen Bankgeschäfte um moderne Beyond-Banking-Features zu erweitern. Und um das Überleben der Bank langfristig zu sichern, heißt die Königsdisziplin der Zukunft: Neue Kundengruppen sichern! Mit Girokonto und Kundenprämie sei das nicht zu schaffen. Der Kunde von morgen erwarte von seiner Bank die Möglichkeit, Bedürfnisse schnell und kostengünstig zu erfüllen, Wünsche vorauszuahnen und Hilfestellung bei grundlegenden finanziellen Fragen – all dies in einem sozial-ökologisch korrekten Mantel.

Hin zu einem besseren Image

Zahlreiche Bankenskandale haben das Image der Branche nachhaltig beschädigt. Vor allem der nachrückenden Kundengeneration ist die Integrität des Finanzpartners aber besonders wichtig. Denn je austauschbarer das Produkt selbst, desto wichtiger wird der Ruf bzw. der Name dahinter.

Banken haben jetzt die einmalige Gelegenheit, sich als Vorreiter und moderner Erneuerer zu beweisen.”

Denn während die Politik von langsam mahlenden Bürokratiemühlen gebremst wird und internationale Organisationen zwischen nationalen Interessen aufgerieben werden, könne die Finanzbranche eigene Standards setzen und diese auch grenzüberschreitend durchsetzen. In dieser Rolle könnten sie den Ruf des Buhmanns ablegen und sich gesellschaftlich neu positionieren – mit Services und Beratungsleistungen in einer nachhaltig orientierten Wirtschaft.ft

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