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STRATEGIE20. April 2021

Britische Regierung prüft Einführung eines „Britcoin“

Nach den Fortschritten beim elektronischen Yuan und konkreteren Plänen für eine europäische Digitalwährung hat sich nun auch die Regierung in London mit eigenen Vorstellungen zu einer CBDC zu Wort gemeldet. Zunächst soll eine Taskforce die Möglichkeiten für einen „Britcoin“ ausloten.

Das digitale Pfund könnte den Finanzplatz London wieder stärken. <q>HM Treasury
Das digitale Pfund könnte den Finanzplatz London wieder stärken. HM Treasury
Rund 440 Finanzunternehmen haben im Rahmen des Brexit zumindest Teile ihrer Aktivitäten aus London abgezogen und in EU-Staaten verlagert. Das hat Folgen für den britischen Finanzplatz, die sich in der jüngsten Fassung des „Global Financial Centres Index“ (GFCI) widerspiegeln. Unter den Top-40 hat keine andere Finanzmetropole mehr Indexpunkte eingebüßt. Setzt sich der Trend fort, droht ein sichtbarer Abstieg – London auf Platz 2 liegt nur noch einen Indexpunkt vor Singapur.

Mit dem „Britcoin“ aus der Krise

Finanzminister Rishi Sunak versucht sich gegen diese Entwicklung stemmen. Eine Möglichkeit dazu sieht er in der Einführung einer eigenen zentralbank-gestützten Kryptowährung (Central Bank Digital Currency, CBDC). Das Potenzial dieser Technologie könne dazu beitragen, die Position Großbritanniens als weltweit herausragendes Finanzzentrum wieder zu festigen, so der Minister, der auf Twitter den Namen „Britcoin“ ins Spiel brachte.

Chris McAndrew
Chris McAndrew/ https://de.wikipedia.org/

Unsere Vision ist ein offenerer, umweltfreundlicherer und technologisch fortschrittlicherer Finanzdienstleistungssektor. Großbritannien ist dafür bekannt, an der Spitze der Innovation zu stehen, aber das reicht nicht. Die Schritte, die ich heute skizziert habe, um das Wachstum der FinTechs zu fördern, die Grenzen des digitalen Finanzwesens zu erweitern und unsere Finanzmärkte effizienter zu machen, werden uns voranbringen.“

Rishi Sunak, britischer Finanzminister

Bereits konkrete Vorstellungen

Die Pläne zu einer nationalen Kryptowährung sind Teil einer mehrstufigen Initiative, die im Rahmen der Fintech Week vorgestellt wurde. Um die Möglichkeiten eines „Britcoin“ auszuloten, wird eine Taskforce eingerichtet, in der Finanzministerium und die Bank of England zusammenarbeiten. Darüber hinaus sollen zwei weitere Foren dazu beitragen, Sachverstand und Marktanforderungen in die Überlegungen einzubeziehen.

In einem Forum sollen technische Experten beraten, mit dem anderen will der Finanzminister wichtige Interessengruppen wie Finanzinstitute, Handelsunternehmen, Business-Anwender, zivilgesellschaftliche Gruppen und Verbraucher in den Prozess einbeziehen.

Nach den Vorstellungen des Finanzministers würden Britcoin-Konten direkt bei der Zentralbank geführt. Retail- und Geschäftsbanken wären damit bei Zahlungen von Kunden und Unternehmen mittels Kryptowährungen faktisch ausgeschlossen. Vertreter der Bank of England stellten demgegenüber klar, dass ein digitales Pfund weder physische Banknoten noch die bisherigen Konten ersetzen werde. Es sei bisher weder von der Regierung noch von der britischen Zentralbank eine endgültige Entscheidung gefallen, ob überhaupt eine zentralbank-gestützte Kryptowährung eingeführt werde. Der Druck jedoch steigt, nachdem die Pläne der EZB zu einem digitalen Euro immer konkreter werden.

Blockchains vorantreiben

Zugleich sendet das Finanzministerium Signale aus, die FinTechs und andere Marktteilnehmer dazu ermuntern soll, sehr schnell in die technische Umsetzung von Kryptowährungen und Blockchains einzusteigen. So kündigte Sunak eine eigene Sandbox an, die Unternehmen bei Distributed-Ledger-Projekten (DLT) unterstützen soll. Er erhofft sich neue Ideen, wie Blockchain-Technologien zur Verbesserung der Finanzmarktinfrastruktur beitragen können. Diese technische Unterstützung soll auf einer bereits vorhandenen Sandbox der britischen Finanzmarktaufsicht, Financial Conduct Authority (FCA), aufbauen und gemeinsam von FCA, Finanzministerium und Bank of England entwickelt werden.

Darüber hinaus hat die Bank of England eine neue, multifunktionale Kontenart eingerichtet, die unter anderem für DLT und Kryptowährungen vorbereitet ist. Solche „Omnibus“-Accounts sollen den Zugang zu innovativen Finanzmarkt-Infrastrukturanbietern schaffen, die schnellere und kostengünstigere Rund-um-die-Uhr-Services bei Zahlungen und Abwicklungen im Wholesale-Banking anbieten. hj

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