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PAYMENT-STRATEGIE DER BANKEN8. Dezember 2016

Deutsche Bank: Debit Mastercard, die bessere EC Karte?

Debit MasterCard
Debit MasterCard

Seit wenigen Monaten gibt es von Mastercard ein neues Kartenprodukt, die Debit Mastercard. Genau wie bei der Maestro-Karte aus gleichem Hause wird das dahinterliegende Konto sofort belastet und nicht nur einmal im Monat per Sammelrechnung.

von Rudolf Linsenbarth

Während zuerst eine Reihe kleiner Banken wie Fidor,  N26 und die KT Bank gewonnen wurden, steigt mit der Deutschen Bank jetzt ein Schwergewicht aus der Finanzbranche ein. IT-Finanzmagazin hat sich die neue Karte mal etwas genauer angesehen.

Mastercard bewirbt das Produkt unter anderem mit den folgenden Vorteilen:

1. Weltweite Akzeptanz und Bargeldbezug
2. Einsatz zum Online-Shopping möglich
3. Kontaktloses Bezahlen
4. Teilnahme am Mastercard Priceless® Cities Programm

Die beworbenen Eigenschaften gibt es auch in Kombination mit der klassischen Kreditkarte. Wo liegen die Vorteile der neuen Debit-Karte?

Deutsche Bank
Deutsche Bank

Beim Kunden: Ob es jetzt besser ist, das getätigte Zahlungen nur einmal im Monat als Sammelbuchung vom Konto abgehen, oder jede Buchung dort einzeln erscheint, liegt im Auge des Betrachters.

Fakt ist, viele Deutsche bevorzugen die sofortige Wertstellung auf dem Girokonto.”

Weiterhin ist davon auszugehen, dass die Banken diese Karten zu einer günstigeren Jahresgebühr ausgeben werden als die klassische Kreditkarte, wenn die Debit Mastercard nicht sogar umsonst abgegeben wird. Nach der einjährigen Promotionsphase ist sie bei der Deutschen Bank mit 18€ weniger als halb so teuer wie die günstigste Kreditkarte des Unternehmens. Die Debit Mastercard lässt sich dazu auch in die App „Meine Karte“ von der Deutschen Bank hinzufügen, und ist damit Teil der Mobile-Payment-Strategie.

Beim Handel: Der Handel hat zunächst einmal eine geringere Interchange-Gebühr an die kartenausgebende Bank zu entrichten. Für eine klassische Kreditkarte sind es nach der neuen EU-Regulierung 0,3% vom Umsatz, während bei einer Debit-Karte nur 0,2% anfallen. Wer hier meint Kleinkram, der sollte sich die Magie großer Zahlen anschauen. Für einen Discountriesen kommen da schnell Millionenbeträge zusammen. Sollte ein Händler sich in Zukunft entscheiden, nur noch Debit-Karten zu nehmen, hat das Kind jetzt einen Namen. Dadurch ist die Kommunikation mit dem Kunden möglich, welche Karten aus dem Payment-Zoo des Anbieters denn akzeptiert werden. Aber Achtung, eine Maestro-Akzeptanz reicht hier nicht aus, damit die Debit-Mastercard eingesetzt werden kann.

Die Debit-MasterCard wird auch über die neue schicke Banking-App der Deutschen Bank funktionieren! Deutsche Bank

Bei der Bank: Auf den ersten Blick könnte man meinen, eine Kreditkarte wäre für eine Bank das lukrativere Produkt, schließlich sind hier die Einnahmen ca. 30 Prozent höher als bei der Debit-Karte. Dabei sind aber einige Punkte nicht zu vernachlässigen. Die Kreditkarte hat einen zusätzlichen Kreditrahmen. Der muss aber laut Basel III wie ein ungesicherter Kredit behandelt werden. Dadurch entstehen der Bank mit einer Kreditkarte höhere Eigenkapitalkosten. Natürlich haben Kreditkarten auch höhere Ausfallrisiken. Ob die EU übrigens die Marge von 0,3% schnell genug anhebt, wenn der Zins mal wieder steigt, ist auch nicht ausgemacht.

Weiterhin gibt es Gerüchte im Markt, dass Apple für Debit-Karten auf dem iPhone geringere Gebühren aufruft, als für eine Kreditkarte.

Autor Rudolf Linsenbarth
Linsenbarth-Rudolf-516Rudolf Linsenbarth ist Seni­or Consultant für den Be­reich Mobile Payment und NFC bei COCUS Con­sul­ting. Zuvor war er elf Jah­re im Bank­bereich als Seni­or Technical Specia­list bei der TARGO IT Consulting (Crédit Mutuel Banken­gruppe). Linsenbarth ist ei­ner der pro­fi­lier­tes­ten Blog­ger der Fi­nanz­szene und kommentiert bei Twit­ter un­ter @holimuk die aktuellen Entwicklungen. Alle Beiträge schreibt Rudolf Linsenbarth im eigenen Namen.

Die “EC-Karte” erfindet sich neu

Das Ziel von Mastercard ist es wahrscheinlich aber, nicht die eigenen Produkte zu kannibalisieren. Die Stoßrichtung dürfte wohl eher die girocard, im Volksmund immer noch “EC-Karte” genannt, sein. Folgerichtig ist auf der Produktseite der Debit-Mastercard auch das EC-Logo auf der Karte abgebildet. Schließlich besitzt Mastercard dafür die Markenrechte.

Ob es gelingen wird, die Nutzung der girocard durch die Debit-Mastercard zu substituieren, hängt von mehreren Faktoren ab. Der wichtigste liegt wahrscheinlich auf der Händlerakzeptanzseite. Hier hat die EU-Regulierung den Kartenunternehmen in die Hände gespielt. Allerdings gibt es bei den kleineren Händlern noch Aufholbedarf. Zumindest sollte es Mastercard gelingen, die Händler, die derzeit Maestro akzeptieren, dazu zu bringen, auch die Debit-Mastercard mit ins Programm zu nehmen.

Quo vadis, EC-Karte?

Entscheidend ist auch, wie die Banken das Produkt auf den Markt bringen. Bei der Deutschen Bank ist die Debit-Mastercard nach dem ersten Jahr kostenpflichtig, wenn auch mit einem moderaten Preis versehen. Die girocard mit Maestro Co-Badge dagegen ist weiterhin ein kostenloser Bestandteil des Girokontos. Auch der Bargeldbezug mit der Debit-Mastercard ist zur Zeit nur an den Automaten der Deutschen Bank gebührenfrei. Alle anderen ATMs einschließlich denen der Cash Group werden mit 3,95 € bepreist. Kunden, die noch keine Kreditkarte besitzen, bringt die Debit-Mastercard im Bereich weltweites Online-Shopping einen echten Mehrwert.

Aus Verbrauchersicht ist der einsetzende Wettbewerb im Kartenmarkt zu begrüßen. Ohne den Antrieb von Mastercard und Co. wäre die EC-Karte girocard wohl nie aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht.”

EC-Karte wollte die Deutsche Bank ihre neue Debit-Karte dann aber doch nicht nennen. Vielleicht kommt das ja irgendwann auch noch.Rudolf Linsenbarth

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