STUDIEN & UMFRAGEN31. Januar 2024

KI bei Versicherern: 78 Prozent der Kunden lehnen Künstliche Intelligenz in der Kfz-Schadensbearbeitung ab

Künstliche Intelligenz hat derzeit noch eine sehr geringe Akzeptanz bei Versicherten. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) lehnt den Einsatz von Artificial Intelligence (AI) im Rahmen der Kfz-Schadensbearbeitung ab. Nur knapp ein Viertel (22 Prozent) kann sich den Einsatz von AI im Rahmen ihrer Schadensbearbeitung grundsätzlich vorstellen. Davon befürworten acht Prozent eine umfassende Nutzung der Technologie bei Versicherern.

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Das ergab eine Untersuchung des Brand Science Institute zur “Akzeptanz von AI im Rahmen der Kfz-Schadenregulierung”. Erstmalig wurden die Auswirkungen des Einsatzes von AI nicht nur aus der Innenperspektive der Versicherer untersucht, sondern der Einfluss auf die Akzeptanz und Zufriedenheit von Kunden erforscht. Hierfür wurden 1.016 Versicherte befragt.

Sieht Schadenbearbeitung per KI kritisch: Dr. Nils Andres, Geschäftsführer BSI AI
BSI AI

Bei Versicherern wird der Einsatz von Human Intelligence (HI) immer stärker durch AI substituiert. Kunden sehen dies allerdings noch als skeptisch an. Je jünger die Versicherten sind und je niedriger der Schadenswert, desto eher akzeptieren die Befragten einen umfassenden Einsatz Künstlicher Intelligenz im Rahmen ihrer Schadensregulierung.”

Dr. Nils Andres, Geschäftsführer BSI AI

KI übernimmt bei Versicherern zahlreiche Aufgaben

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz zieht immer stärker in die Schadensregulierung und -bearbeitung von Versicherern ein. Dabei automatisieren KI-Anwendungen Routineaufgaben und manuelle Prozesse in der Schadensbearbeitung, wie beispielsweise:

  • automatisiertes Prüfen, Organisieren und Archivieren von Dokumenten wie Zeugenaussagen, Polizeiberichte oder Fotos
  • Bewertung von Schadenssituationen mit Hilfe von Algorithmen auf Basis vorangegangener Schäden
  • Automatisierung der Kommunikation mit dem Versicherungsnehmer durch Chatbots und NLP-Verfahren
  • Verbesserung von Betrugserkennungen mit Hilfe von Modellen und Mustern
  • Steuerung automatisierter Prozesse für Entschädigungszahlungen

Versicherer versuchen im Rahmen der Schadensregulierung, Ressourcen zu sparen und gleichzeitig die Bearbeitungsqualität der Schadensfälle zu steigern. Doch derzeit goutieren Verbraucher diese Prozessinnovationen noch nicht.

78 Prozent der Verbraucher lehnen Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Kfz-Schadenbearbeitung ab
BSI-AI

Jüngere Verbraucher offener für KI in der Schadensbearbeitung

Bei der Bewertung wurden zwei unterschiedliche Formen des AI-Einsatzes getestet:

  • Schadensbearbeitung von einem Schadenbearbeiter unter Zuhilfenahme von AI (HI+AI)
  • Schadensbearbeitung vollautomatisiert von AI unter Kontrolle eines Schadenbearbeiters (AI+HI)

Die höchste Zustimmung unter allen AI-affinen Versicherten lag in der Schadensbearbeitung von einem Schadenbearbeiter unter Zuhilfenahme von AI mit 81 Prozent, während nur 19 Prozent einen umfassenden Einsatz unter Kontrolle eines Schadenbearbeiters sahen.

Jüngere Menschen akzeptieren den Einsatz von AI in der Schadensregulierung signifikant stärker als ältere Menschen – was im Hinblick auf die Nutzung digitaler Produkte im Allgemeinen in den jeweiligen Altersklassen erwartbar war.

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Jedoch führt ein höheres Maß an Vertrautheit mit AI nicht zwangsläufig zu einer grundsätzlich positiven Bewertung der Potenziale. Vor allem bei hohen Schadenswerten nimmt die Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz in der Schadensregulierung stark ab. Bei niedrigen Schadenswerten stimmen 61 Prozent der bis Anfang Dreißig-Jährigen einem vollautomatisierten Einsatz unter Kontrolle eines Schadenbearbeiters zu.

Ältere Menschen, die eine Schadensregulierung mit AI grundsätzlich akzeptieren, können sich deren Einsatz mit 73 Prozent lediglich bei niedrigeren bis maximal mittleren Schadenswerten vorstellen – und auch dann nur von einem Schadenbearbeiter unter Zuhilfenahme von AI.

Vorteile von AI werden von Verbrauchern noch nicht gesehen

Der Einsatz Künstlicher Intelligenz im Rahmen der Schadensbearbeitung wird aktuell noch mit Skepsis wahrgenommen. Auch wenn Versicherer dadurch Zeit sparen, die Schadensregulierung beschleunigen und ggf. sogar verbessern können, werden diese Aspekte von Verbrauchern nicht erkannt.

Der Faktor Mensch bleibt in der Schadensbearbeitung von Versicherern die derzeit akzeptierteste Form. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die mit KI erzielbaren Qualitätssteigerungen heute noch nicht mit einer höheren Akzeptanz und Zufriedenheit gewürdigt werden und lediglich Zeit als zentraler Vorteil angesehen wird.

Chancen für Versicherer beim Einsatz von KI

Für Versicherer ergeben sich dennoch erhebliche Effizienzvorteile bei einem bewussten KI-Management, wenn Alter und Schadenshöhe in der Schadensbearbeitung berücksichtigt werden. Bei geringen Schadensfällen und jüngeren Versicherten, die einem vollautomatisierten Einsatz unter Kontrolle eines Schadenmitarbeiters positiv gegenüberstehen, ergeben sich die meisten Vorteile für Versicherer.

Der Ausbau und die Förderung von AI und HI wird derzeit gleichermaßen erforderlich, allerdings mit einem unterschiedlichen Qualifizierungsgrad. Human Intelligence sollte innerhalb der Organisationen in prozessuale Effizienzen mit AI und qualitative Bearbeitung hoher Schadenswerte punktuell und wesentlich klarer definiert gefördert werden, um mittelfristig Effizienzvorteile zu generieren.”

Dr. Nils Andres, Geschäftsführer BSI AI

Für die Umfrage “Akzeptanz von AI im Rahmen der Kfz-Schadenregulierung” wurden deutschlandweit 1.096 Probanden befragt. Alle Ergebnisse gibt es hier online.aj

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