SB & FILIALE12. Dezember 2023

Zweiter Anlauf der BaFin: Offizielle Plattform für Girokontovergleich steht in den Startlöchern

Dall-e

Die BaFin hat angekündigt, eine zentrale Plattform zu schaffen, die Verbrauchern einen umfassenden und transparenten Vergleich von Girokonten ermöglichen wird. Einmal mehr, denn eine solche Plattform gab es bekanntermaßen schon vor gut drei Jahren. Diese Plattform, die voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2024 vollständig umgesetzt sein wird, wird detaillierte Informationen zu Gebühren und Leistungen aller in Deutschland angebotenen Girokonten bieten.

Insgesamt werden Daten von rund 1.400 Banken in Deutschland, einschließlich gut 350 Sparkassen und 750 Genossenschaftsbanken, erwartet. Dieses Projekt ist Teil der Umsetzung der europäischen Zahlungskontenrichtlinie und markiert den zweiten Anlauf für eine solche Initiative. Frühere Versuche, darunter ein Projekt von Check24 im Jahr 2020, scheiterten an mangelnder Transparenz und Verbraucherschutzbedenken. Damals zog nach knapp einem halbem Jahr Check24 (vorübergehend) den Stecker. Ob das Unternehmen jetzt auch wieder an der Umsetzung beteiligt sein wird, bleibt abzuwarten.

Girokontovergleich: Stiftung Warentest sprang ein

Konkret ging es damals darum, dass das für seine Vergleichsportale bekannte Münchener Unternehmen Check24 parallel zu den eigenen Angeboten eine entsprechende Vergleichsplattform erstellt hatte, allerdings das nicht ausreichend kenntlich gemacht habe, so der Vorwurf.

Check24 verdient sein Geld mit Affiliate-Zahlungen und listet daher ausschließlich Angebote und Anbieter, mit denen das Unternehmen eine Geschäftsbeziehung in Form von Affiliate-Zahlungen hat.”

Schon damals hatten Fachexperten angeregt, ein solches Angebot etwa via Finanztip oder durch die Stiftung Warentest realisieren zu lassen.

Die Stiftung Warentest ihrerseits hatte interimistisch bis Ende 2023 ihre diesbezügliche Liste von Kontoangeboten freigeschaltet. Die Stiftung, die Tests und Anbieterlisten hinter einer Paywall verbirgt und sich zu fast 90 Prozent aus eigener Kraft mit dem Verkauf ihrer Testergebnisse und Inhalte finanziert, aber immer noch in gewissem Umfang Mittel aus dem Bundeshaushalt bezieht, erklärte aber, dass man das Provisorium absprachegemäß mit Ende dieses Jahres beenden wolle.

Transparenz über Kontoangebote schaffen – auch das Basiskonto

Die Plattform zielt darauf ab, Verbrauchern einen besseren Überblick über die Kosten und Dienstleistungen von Girokonten zu bieten. Besonders im Fokus stehen dabei die Basiskonten, die für alle Verbraucher, einschließlich Personen ohne festen Wohnsitz, zugänglich sind und grundlegende Bankdienstleistungen beinhalten. Hierfür gibt es seit 2016 zwar einen Rechtsanspruch, doch gerade jene Zielgruppen, die hier besonders betroffen sind, tun sich nach Erkenntnissen von Schuldnerberatern schwer, das für sie optimale Angebot zu finden. Denn gerade die Genobanken und Sparkassen sind hier aufgrund des Regionalitätsprinzips und fehlender Transparenz online nicht immer sofort auffindbar. Das will besagtes Portal ändern. Basiskonten werden auf Guthabenbasis geführt und enthalten Bankkarte und Überweisungsmöglichkeiten.

Bisher ist das Ganze lediglich ein Entwurf der BaFin, auf den alle deutschen Banken in diesen Tagen reagieren können.”

Inwieweit auch FinTech-Startups, die zum Teil über Anbieter von Banking-as-a-Service angebunden sind, hier ein Mitspracherecht haben, ist unklar. Vor allem die Frage, ob und in welchem Ausmaß persönliche Beratungs- und Dienstleistungen vor Ort erfolgen, dürfte für die meisten Kunden entscheidend sein. Einen genauen Startzeitpunkt gibt es noch nicht – angedacht ist aber, dass die Banken und Sparkassen erstmalig im Herbst 2024 entsprechende Daten und Inhalte liefern müssen.

Obwohl die BaFin noch keine Details zur Ausgestaltung, zur verwendeten Technik und zum Betrieb der Plattform bekanntgegeben hat, wird das Projekt von Verbraucherschutzorganisationen erst einmal begrüßt. Diese sehen es als wichtigen Schritt an, um den Verbrauchern in Deutschland mehr Klarheit und Wahlmöglichkeiten im Finanzsektor zu bieten. Dabei war es gerade der Verbraucherzentrale Bundesverband, der sich seinerzeit vehement gegen die Lösung der Check24 wandte und letzten Endes auch dazu beitrug, dass das Angebot wieder offline ging.tw

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