Anzeige
STUDIEN & UMFRAGEN27. Mai 2020

Open Banking für Mehrheit der deutschen Banken kein „Must-have“

Auf der einen Seite wollen rund drei Viertel der Institute in Deutschland innerhalb des kommenden Jahres offene Programmierschnittstellen (APIs) einsetzen, ergab eine Finastra-Umfrage. Auf der anderen Seite sehen dies nur 40 Prozent als unabdingbare Voraussetzung für die Weiterentwicklung des eigenen Geschäfts. In vielen anderen Ländern wird Open Banking dagegen deutlich höhere Bedeutung zugemessen.

Ein detailreiches Bild zeichnet die Finastra-Studie zu Open Banking und Kollaboration in der Finanzbranche. <q>Finastra
Ein detailreiches Bild zeichnet die Finastra-Studie zu Open Banking und Kollaboration in der Finanzbranche. Finastra

 

Der Fokus der deutschen Banken in Deutschland liegt in erster Linie auf verbesserter Effizienz und Kosteneinsparung. Neue Technologien sollen vor allem die Wettbewerbsfähigkeit verbessern (46 Prozent) sowie Kosten reduzieren (44 Prozent). Für rund ein Drittel der deutschen Banken stehen Unternehmenswachstum (35 Prozent) und die Erfüllung von Kundenerwartungen (34 Prozent) an vorderster Stelle.

Daran orientiert sich der Einsatz innovativer Technologien: Künstliche Intelligenz (39 Prozent) und Mobile Banking (37 Prozent) werden von mehr als einem Drittel der Institute in Deutschland in den kommenden zwölf Monaten implementiert oder weiter verbessert. An dritter Stelle liegt Cloud Computing (32 Prozent) und erst danach folgen APIs (31 Prozent).

Die Ergebnisse stammen aus der Studie „Open Banking and Collaboration: State of the nation survey 2020“ von Finastra. Die Umfrage fand vor dem Ausbruch des Coronavirus unter 774 Finanzinstituten in Deutschland, Frankreich, Hongkong, Singapur, den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie dem Vereinigten Königreich statt. In Deutschland nahmen 119 Banken an der Umfrage teil.

Branche in Bewegung

Während in Deutschland der Einsatz von APIs in den kommenden Monaten auf 75 Prozent der befragten Institute ansteigen soll, liegt der Wert im Rest der Welt bereits bei 88 Prozent. Auf die Frage, ob Open Banking, das auf dem Einsatz dieser offenen Programmierschnittstellen basiert, ein „Must-have“ ist, stimmten hierzulande nur 40 Prozent zu – eine Mehrheit verneint dies also. In anderen Ländern wird Open Banking dagegen von 64 Prozent der Banken als unabdingbar angesehen. Im vergangenen Jahr hatten deutsche Institute bei der API-Implementierung noch die Nase vorn.

Bemängelt wird von hiesigen Instituten, dass Kollaboration und Innovation unter fehlender Unterstützung der Branche und der Regierung leiden. 44 Prozent führten dies als Grund an, im vergangenen Jahr lag dieser Wert noch bei 38 Prozent. Die meistgenannte Hürde ist die staatliche Regulierung – in diesem Punkt unterscheidet sich die deutsche Finanzbranche kaum von denen anderer Länder.

Viele Institute sind noch in einer frühen Einführungsphase von Open Banking. <q>Finastra
Viele Institute sind noch in einer frühen Einführungsphase von Open Banking. Finastra

 

Anscheinend befinden sich derzeit viele Projekte in Vorbereitung. Denn im Rückblick auf die vergangenen 12 Monate nahmen die konkreten Nutzen-Aussagen ab: Jeweils 28 Prozent schrieben Open-Banking-Projekten Verbesserungen im Kundenservice oder die Einführung neuer Kundenservices zu. Im Vorjahr waren dies noch 31 und 34 Prozent. 44 Prozent hielten es dagegen für zu früh, um konkrete Aussagen zu treffen (Vorjahr: 20 Prozent), und nur noch 15 Prozent konnten keinen Effekt erkennen (2019: 21 Prozent).

Open Banking im Aufschwung

Der weltweite Durchschnitt zeigt, dass Open Banking und Kollaboration insgesamt einen hohen Stellenwert einnehmen. So haben 89 Prozent aller Befragten Kollaboration als wichtigen Treiber für Unternehmenserfolg identifiziert und für 84 Prozent hat dies ihr Geschäft effizienter gemacht.

Für Achim Thienel von Finastra stimmt der grundsätzliche Trend. Dass Open Banking rund um den Globus an Zuspruch gewinnt, sei eine vielversprechende Entwicklung. Auch wenn viele das Konzept noch nicht für ausgereift hielten, würde sie dennoch das enorme Potenzial sehen, das in diesem Thema steckt. Deshalb mahnt der die Entscheidungsträger hierzulande:

<q>Finastra
Finastra

„In Zeiten sinkender Kundenbindung im Finanzsektor und der Möglichkeit, den Bankanbieter mit wenigen Klicks zu wechseln, müssen auch die Banken in Deutschland die Vorteile von Kollaboration und offenen Schnittstellen einsetzen, um ihren Service zu verbessern und wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Achim Thienel, Geschäftsführer Finastra Deutschland

Die englischsprachige Studie „Open Banking and Collaboration: State of the nation survey 2020“ kann kostenlos von der Finastra-Website heruntergeladen werden. hj

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert