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FINTECH30. Juni 2020

Solarisbank sammelt 60 Millionen Euro ein: Wird die Bank zum Krisen­gewinnler bei Wirecard?

Solarisbank

Die Solarisbank hat 60 Millionen Euro Investorengelder eingenommen. Damit könnte das Unternehmen, das seit der Gründung 2016 mehr als 160 Millionen Euro Investorengelder eingesammelt hat, die Filetstücke des strauchelnden Wirecard-Konzerns übernehmen. Denn die Über­schnei­dungen in den Geschäftsfeldern sind erstaunlich groß, auch wenn in vielen Bereichen hierzulande die Solarisbank ein ganzes Stück erfolgreicher ist als das Aschheimer Unternehmen.

Wenn ein FinTech, respektive ein Banking-Technologie-Unternehmen in der Corona-Krise 60 Millionen Euro Investorengelder einsammeln kann, dann ist das durchaus bemerkenswert. Die Hälfte des Geldes kommt dabei von einem Investorenkonsortium unter Führung der Holtzbrinck Ventures, die andere Hälfte stammt von bereits an Bord befindlichen Investoren, angeführt von yabeo und unterstützt durch BBVA, SBI Group, ABN AMRO Ventures, Global Brain, Hegus und Lakestar.

solaisBank

Die aktuelle Finanzierungsrunde wird uns entscheidend dabei helfen, den Aufbau unserer paneuropäischen Plattform zu beschleunigen. Wir sind die führende Plattform für Banking-as-a-Service in Europa und freuen uns, dass diese herausragende Gruppe neuer Investoren nun Teil unserer Mission sein wird.“

Roland Folz, CEO der Solarisbank

Die Solarisbank, die kürzlich gerade die Unterstützung für Vivid Money mit angekündigt hat, gehört mit ihrem API-Ansatz und dem Geschäftsmodell, für Banken ohne Banklizenz Finanzdienstleistungen bereitzustellen, zu den Größten in unserer Region – und kann mit ihrem Banking-as-a-Service-Ansatz ihre Umsätze seit 2017 jedes Jahr verdoppeln.

Holtzbrinck

Die Finanzwelt befindet sich mitten im digitalen Wandel. Die solarisBank ist die Go-To-Plattform für kontextuelles Banking und eine treibende Kraft der europäischen FinTech-Innovation. Wir glauben fest an die Vision und das Team der solarisBank und freuen uns sehr, Teil dieser spannenden Reise zu sein.“

Barbod Namini, Partner bei HV Holtzbrinck Ventures

Neben dem Wachstum der Umsätze, der Teamgröße und der Partner hat die Solarisbank zudem ihr Produktportfolio um digitale Banking- und Zahlungsdienstleistungen erweitert, wie zum Beispiel entkoppelte Debitkarten und das flexible Ratenzahlungsprodukt Splitpay. Mehr als 400.000 Endkundenkonten zum Ende des ersten Halbjahres 2020 betreut das Unternehmen – da könnten sich Wachstumsschmerzen einstellen, insbesondere bei einigen erfolgskritischen Faktoren, mit denen auch andere aufstrebende Banken zu kämpfen hatten oder haben.

Darüber hinaus will das Tochterunternehmen Solaris Digital Assets die Nutzung von Krypto- und anderen digitalen Assets durch den Massenmarkt vorantreiben. Die Series-C-Finanzierung wird dazu beitragen, die Produkt- und Technologieplattform zu erweitern, das Team der solarisBank auszubauen sowie die internationale Expansion voranzutreiben. Sie wird zudem das regulatorische Eigenkapital stärken.

Wirecard: Wie die Solarisbank zum Krisengewinnler werden könnte

solarisBank

Naheliegend ist der Ansatz, die zusätzlichen Millionen dazu zu nutzen, als Quasi-Pleitegeier über dem Wirecard-Imperium zu kreisen. Das Timing ist diesbezüglich schon bemerkenswert passend, auch wenn das sicherlich so nicht absehbar war. „Wir schauen uns derzeit alles an, um möglicherweise Geschäfte von der Wirecard-Bank fortzuführen und Kunden ein neues Zuhause zu geben“, zitiert das Handelsblatt den Solarisbank-Chef in blumigsten PR-Deutsch.

Der Solarisbank hier Leichenfledderei zu unterstellen, klingt eventuell etwas hart – denn noch ist Wirecard genaugenommen ja nicht ganz tot und die Wirecard-Bank und die diversen anderen Töchter sind ja von dem Insolvenzantrags der Konzernmutter ja nur mittelbar betroffen.

Klar ist aber schon, dass es der Solarisbank gut in den Kram passen würde, sich die Filetstücke des Aschheimer Mitbewerbers einzuverleiben, nachdem es für die Wirecard-Töchter nicht einfacher werden dürfte, Kunden zu überzeugen. Eine Umfirmierung könnte da Wunder bewirken.”

Die Solarisbank, organisch über Jahre gewachsen, könnte mit ihrem Whitelabel-Geschäft gut zu Wirecard passen – und man hat ja beispielsweise bei der Smartphone-Bank Kontist schon zusammengearbeitet (wenn auch offenbar nicht so erfolgreich, dass Kontist sich nicht vor einigen Wochen ganz für die Solarisbank entschieden hätte). Hinzu kommt die Tatsache, dass man eine historisch gewachsene IT-Lösung im Banking-Umfeld nicht so einfach mit einem Konkurrenzprodukt verschmelzen kann, wie sich manche Wirtschaftsredakteure das am grünen Redaktionstisch vorstellen. All das legt in der Tat nahe, dass die Solarisbank vor allem an den Kunden und weniger am Know-how von einzelnen Wirecard-Gesellschaften interessiert sein dürfte.

Und so könnte die Solarisbank zum Krisengewinnler des Wirecard-Skandals werden. Doch sie sollte darauf achten, dass sie in einem Punkt nicht denselben Fehler wie Wirecard macht: Zu viel Selbstbewusstsein im Umgang mit Kunden und Stakeholdern sorgt nicht nur unter MItbewerbern für Unmut. tw

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