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STRATEGIE & INTERVIEW20. Januar 2015

Sparkassen & Payone – die Hintergründe

Zahlungsanbieter Payone wurde vom DSV im Auftrag des DSGV gekauft.Payone
Der DSV kaufte im Auftrag des DSGV 80% von PayonePayone.

Mitte Dezember hat der DSV im Auftrag des DSGV die Mehrheit am Netzbetreiber Payone erworben (wie das manager magazin berichtete). Payone ist Anbieter mehrerer, auch konkurrierender, Bezahlsysteme. Ein solches Bezahlsystem, das in Payone integriert werden kann, könnte auch das kommende gemeinschaftliche Bezahlverfahren der Deutschen Kreditwirtschaft oder ein Alleingang der Sparkassen sein. In jedem Fall mischt die Sparkasse mit dem Kauf von Payone den Markt auf und bringt sich für den Payment-Kampf am POS in Stellung.

Strategisches Ziel der Übernahme von Payone sei, dass alle Sparkassen künftig in der Lage sein sollen, Ihren Kunden, die einen Handel betrieben, Netzbetreiber aus einer Hand anzubieten, die sowohl Lösungen für den POS als auch für den E-Shop im Internet im Angebot haben – so der DSGV. Bei letzterem klaffte offenbar bisher eine Lücke im Angebot der Sparkassen-Finanzgruppe.

Anders formuliert: Die Erfahrung bei der Entwicklung des Sparkassen-Bezahlsystems giropay hatten gezeigt, dass es nicht ausreicht, ein sicheres und funktionierendes Bezahlverfahren zu entwickeln. Es muss letztendlich auch (vertrieblich) an den Mann gebracht werden.

Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und GiroverbandesDSGV
Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und GiroverbandesDSGV

“Ich freue mich darüber, dass die Sparkassen-Finanzgruppe nun einen leistungsfähigen Dienstleister im Verbund hat, der es dem DSV ermöglicht, zusammen mit den Sparkassen unseren Händler-Kunden künftig leistungsfähige Payment-Lösungen für E-Commerce und POS aus einer Hand anbieten zu können. Die Beteiligung an Payone ist ein Baustein der konsequenten Umsetzung unserer DSGV-Gesamtstrategie, die zum Ziel hat, die Sparkassen bei den Themen E- und M-Commerce stärker zu positionieren“

Sieben Fragen an Carl Frederic Zitscher, CEO der Payone

Payone
Payone

Das Kieler Unternehmen Payone wurde 2003 gegründet und beschäftigt derzeit rund 100 Mitarbeiter. Außerdem soll es zu den 50 am schnellsten wachsenden Technologieunternehmen in Deutschland zählen. Die Firma betreibt mit ihrer Plattform Zahlungsprozesse auf SaaS-Basis (Software as a Service). IT Finanzmagazin hat Payone CEO, Carl Frederic Zitscher zu der Übernahme befragt.

Was hat Sie zu dem Schritt bewogen?

Zitscher: 
Um in unserem Markt nachhaltig erfolgreich zu sein, sind Größe und Wachstum ganz maßgebliche Erfolgskriterien. Mit dem DSV als starken Partner und der Anbindung an die Sparkassen-Finanzgruppe sind wir optimal gerüstet für alle strategischen Herausforderungen und profitieren davon, exklusiv für das Thema Online-Payment zuständig zu sein. Zudem eröffnet uns die DSV Gruppe einen hervorragenden zusätzlichen Vertriebsweg: den Vertrieb über die Sparkassen-Finanzgruppe.

Ist es Ihnen schwer gefallen 80 Prozent Ihres Startups aus der Hand zu geben oder war das von Anfang an der Plan?

Zitscher: 
Der Schritt war wohlüberlegt und Jan Kaniess sowie meine Person werden als Gesellschafter unbefristet an Bord bleiben – somit können wir auch zukünftig unternehmerisch tätig sein. Die Partnerschaft mit der DSV-Gruppe ist für alle Beteiligten von Vorteil. Wir sind seit Jahren auf sehr steilen Wachstumskurs und möchten diesen weiter vorantreiben. Dafür ist die DSV Gruppe der optimale Partner – auch im Sinne unserer Kunden. Das hat uns die Entscheidung einfach gemacht.

Ist das jetzt DER Angriff auf Paypal?

Zitscher: Das ist kein Thema für Payone, denn unser Geschäftsfeld ist anders gelagert. Wir bieten die Plattformlösung für Unternehmen, die wiederum Voraussetzung für die Anbindung von Zahlarten wie Paypal ist. PAYONE entwickelt einheitliche, perfekt aufeinander abgestimmte Prozesse für die Akzeptanz aller Zahlarten. Technisch bedeutet das, dass man als Händler mit PAYONE von der einfachen Integration diverser Zahlarten über eine einzige Schnittstelle profitiert. So kann man in seinem Online-Shop auch neue Zahlarten schnell und mit geringem Aufwand akzeptieren – egal ob Paypal, Kreditkarte, Bankeinzug oder andere. Wir sind dabei nicht auf das Angebot der Sparkassen-Finanzgruppe begrenzt, sondern werden weiterhin das gesamte Spektrum bedienen – auch Wettbewerbsangebote.

Wie soll Payone nun in die Sparkassen integriert werden?

Zitscher: 
Für die Sparkassen ist PAYONE der Schlüssel, um in den Markt der onlinebasierten und der mobilen Bezahlsysteme vorzustoßen. Konkret können die Sparkassen Firmenkunden künftig alles aus einer Hand bieten – vom Konto über die Kartenzahlung bis hin zum Online-Payment. An der Strategie von PAYONE ändert sich jedoch nichts: Das Unternehmen bleibt eigenständig und agiert auch weiterhin autark – allerdings in enger Partnerschaft mit dem DSV und Sparkassen-Finanzgruppe. Auch zukünftig werden wir unseren unternehmerischen Kurs fortsetzen, der von schnellem, profitablen und nachhaltigen Wachstum geprägt ist. Allerdings wird uns das durch das erweiterte Fundament deutlich schneller gelingen. Unsere Kunden können sich weiterhin über die leistungsfähigsten Paymentlösungen freuen – wie immer aus einer Hand.

Wie soll Payone technisch an Sparkassensysteme angebunden werden?

Zitscher: 
PAYONE verfügt seit Jahren über Anbindungen an die zentralen Banking-Systeme der Sparkasse-Finanzgruppe. Dazu zählen die zentralen Rechenzentren der FinanzInformatik sowie auch die Systeme von Acquiring-Unternehmen wie B+S. Eine Anbindung an die eigenen Systeme der einzelnen Sparkassen ist derzeit kein Thema. Für die Kunden bleibt alles wie es ist: Unsere Plattform lässt sich als Software-as-a-Service-Lösung simpel und schnell in jedes System – und jeden Shop – integrieren. Die umfangreichen PAYONE Schnittstellen, SDK`s und Shop-Extentions stehen für unkomplizierte Integration undgarantieren eine schnelle Time-to-Market.

Was erwarten Sie sich von dem großen Partner?

Zitscher: Die größten Vorteile sehen wir in der Reichweite der Sparkassen Finanzgruppe. Darüber hinaus wird sich unsere Wahrnehmung am Markt dahingehend ändern, dass wir als Teil der DSV-Gruppe noch mehr Vertrauen von großen Kunden mit hohen Volumina genießen werden.

Wenn jetzt Payone vermutlich regulierter und dadurch behäbiger wird: Werden Sie weiter an Payone arbeiten, oder planen Sie bereits ein neues Startup?

Zitscher: 
PAYONE ist sehr gut positioniert und der Markt bietet große Potentiale. Wir freuen uns sehr darauf, diese mit der gleichen unternehmerischen Leidenschaft wie in der Vergangenheit anzugehen. Schon bald wird es Neuigkeiten geben, die einen weiteren Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte markieren. Details kann ich noch nicht verraten. Andere Aktivitäten jenseits von PAYONE beschränken wir auf die Beteiligung an erfolgsversprechenden Startups.

Herr Zitscher, vielen herzlichen Dank für die Einblicke.

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