Anzeige
KOMMENTAR31. Januar 2019

Können die alten Elefanten doch tanzen? Das professionelle Schönreden der Banking-IT

Karen Kesner, Vice President Tata CommunicationsCenturylink

Who Says Elephants Can’t Dance?“ ist ein Buch des ehemaligen CEO von IBM, Louis Gerstner, der das Unternehmen in den 90er Jahren transformierte und zeigte, dass die erfahrenen Unternehmen sich anpassen und erfolgreich entwickeln konnten. Heute stehen die Banken vor einem ähnlichen Scheideweg: Sollen sie sich an die Prozesse und Systeme halten, die sie zu bekannten Namen gemacht haben oder ihre DNA einem Wandel unterziehen? Der Gastkommentar

von Karen Kesner, Vice President Tata Communications

Die großen Banken gibt es schon seit Hunderten von Jahren. Diese Langlebigkeit ist beeindruckend, aber oft geht damit eine starre, kaum entwicklungsfreudige Unternehmenskultur einher, die die etablierte Banken im krassen Gegensatz zu unberechenbaren Start-ups stellt, die nichts zu verlieren haben.

Neues Denken für eine neue Umgebung

In einer Welt, in der neue FinTechs hunderte Millionen Dollar in Anlegergeld investieren können, ist die Mentalität des Business-as-usual keine gute Idee. Der richtige Ansatz ist es jetzt, mit einem leeren Blatt Papier zu beginnen, einer vermächtnisfreien IT-Umgebung.”

Der Kern moderner Bankgeschäfte ist ihre digitalen Präsenz – und damit auch ihre Kommunikationsnetze. Nur mit schnellen Netzwerken bieten die Banken ihren Kunden eine optimale Benutzererfahrung. Bisher hat man bei Netzwerken oft mehr Augenmerk auf ihre Verfügbarkeit als auf ihre Leistung gelegt. Eine sehr verständliche Priorität in einer Branche, in der die Ausfälle bei Netzwerkdiensten in Anwendungsfällen wie dem Hochfrequenzhandel die Banken Millionen kosten können.

Autorin Karen Kesner, Vice President Tata Communications
Karen Kesner ist Vice President für Global Sales bei Tata Communications in America. Sie ist verantwortlich für die Strategie und das Wachstum der weltweit wichtigsten Kunden des Konzerns. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet Karen eng mit Unternehmen, Service Providern, Cloud- und Technologieanbietern sowie Kunden aus den Bereichen Banking und Finanzdienstleistungen zusammen, um ihnen zu helfen, die Möglichkeiten der digitalen Transformation optimal für ihr Unternehmen zu nutzen.

Dies hat dazu geführt, dass die Banken heute unter Patchwork-Systemen leiden, die über Jahre und Jahrzehnte gewachsen sind. Bei Fusionen und Übernahmen wurden Systeme notdürftig aneinander geleimt und Datensilos gebildet.

Die Generation Y und ihre Nachfolger sind oft überrascht darüber, aber der COBOL-Code (Common Business Oriented Language) und der Mainframe-Computer sind immer noch in den Backends der Banken aktiv. Niemand will mit den darauf ablaufenden Prozessen ein Risiko eingehen, egal wie alt die Fundamente werden.”

All das erzeugt eine ungesunde Abhängigkeit. Geschätzt fließen 3 Billionen Dollar (3 Billionen Dollar!) im täglichen Handel durch diese Systeme, deren Vorläufer bis in die 1950er Jahre zurückreichen. Dabei stellt sich die Frage: Ist es nicht viel riskanter, diese uralten Systeme weiter zu betreiben? Die Menge an Experten, die qualifiziert mit Mainframes und COBOL umgehen können, stirbt im wahrsten Sinne des Wortes aus, und die Aufrechterhaltung des Status quo ist längst kein sicherer Hafen mehr.

Professionelles Schönreden

Selbst wenn Banken versuchen ihre Systeme zu transformieren, sind ihre Veränderungen oft nur oberflächlich. In einem kürzlich veröffentlichten CEB-Blogbeitrag wurde die Idee des “digitalen Looks” betont. Der COO eines großen Finanzdienstleistungsunternehmens sagte vor Kollegen:

Digital ist viel Augenwischerei. Kunden können eine digitale Einreichung vornehmen, aber…. hinter den Kulissen findet die gleiche Verarbeitung wie bisher statt.”

Das ist sicherlich wahr: Viele Banken betreiben professionelle Augenwischerei. Sie plaudern über oberflächliche Veränderungen und stellen fest, dass Back-End, Infrastruktur und Netzwerk nicht mehr zweckmäßig sind. Sie sparen sich Probleme für später auf: Einige Branchenexperten erwarten zwischen 2016 und 2020 einen siebenfachen Anstieg des Bankdatenvolumens. Wenn Banken bisher mit der Verwendung alter Systeme durchgekommen sind, werden sie auf kurz oder lang mit systemischen Ausfällen bezahlen, oder auf einige wenige IT-Lieferanten, die noch die alten Systeme unterstützen, vollständig angewiesen sein.

Und so kommen wir zum Kern der Sache: Die Banken stehen vor einem Spagat zwischen der Modernisierung und dem Einsatz neuer Technologien, die es ihnen ermöglichen, geschäftskritische Daten und Prozesse zu schützen und gleichzeitig neue Modelle und Workflows zu ermöglichen.

Drei Vorschläge zu dem Weg nach vorn

1. Cloud Computing bietet eine gute Grundlage: Wo die Branche die Cloud früher als Anathema betrachtete, ist heute allgemein bekannt, dass die Public Cloud für viele Prozesse, insbesondere für unkritische oder stark differenzierte Anwendungen, eine perfekte Lösung für Banker ist.

2. Die Infrastruktur updaten: Es muss keine Hauruck-Aktion werden, der Wandel kommt nicht über Nacht. Aber Banken müssen jetzt ihre alten Systeme quantifizieren und ernste Pläne für die Lösung aus ihren Abhängigkeiten entwickeln.

3. Etwas Zeit zum Nachdenken verschaffen: Die Beratung mit externen Experten kann, insbesondere wenn die Risiken größer werden, eine neue Perspektive eröffnen.

Letztendlich ist die Antwort auf unsere frühere Frage kritisch und einfach: Im gleichen Maße, in dem sich die Gewohnheiten der Kunden ändern und immer mobiler werden, müssen auch die Banken proaktiv sein und ihre Transformationsstrategien anpassen.Karen Kesner, Vice President Tata Communications

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert