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STUDIEN & UMFRAGEN1. März 2016

Blockchain-Studie: Eine Technologie elektrisiert die deutsche Finanzindustrie

Cofinpro
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Die Blockchain-Technologie hat das Potenzial, enorme Umwälzungen in der Finanzbranche auszulösen: Zahlreiche Geschäftsmodelle könnten neu entstehen, viele etablierte werden dagegen überflüssig. Das zeigt die Studie “Blockchain” der Unter­nehmens­beratung Cofinpro und des IT Finanzmagazins. Eine Bedrohung sehen die Befragten vor allem für die traditionellen Banken, große Chancen dagegen für Börsen und Handelsplätze.

Die Blockchain kann den Finanzsektor nachhaltig verändern, denn sie hat enormes disruptives Potenzial. Davon sind die insgesamt 86 befragten Experten aus dem Finanzumfeld überzeugt. 58 Prozent bezeichnen die mit der Technologie anstehenden Umbrüche sogar als eine „Revolution“ für die Branche.

Zahlungsverkehr und Echtzeit-Überweisungen

Anwendungsmöglichkeiten sehen die Studienteilnehmer derzeit insbesondere im Zahlungsverkehr, und zwar in Echtzeit-Überweisungen (74 Prozent) und Krypto-Währungen (67 Prozent). Das überrascht nicht, denn in diesem Bereich hat die Technologie die Marktreife ja bereits erreicht – beispielsweise mit der digitalen Währung Bitcoin. Dem hinter ihr stehenden Prinzip der Blockchain ist die Bewährungsprobe gelungen, völlig unabhängig von der Tatsache, dass die Bitcoins an sich mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.

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Insgesamt dürften die Geschäftspotenziale der Blockchain im Zahlungsverkehr für die Marktteilnehmer jedoch eher begrenzt sein, zumal dieser Bereich in den vergangenen Jahren bereits von sehr vielen Innovationen profitiert hat.

Enormes Potential für den Wertpapierbereich

Studien-Autor: Dirk Ungemach-Strähle
Dirk_Ungemach-Straehle_600Dirk Ungemach-Strähle, Executive Consultant bei der Unternehmensberatung Cofinpro, setzt sich als Managementberater mit aktuellen Trendthemen auseinander. Er analysiert deren Chancen und Restriktionen und bewertet die Auswirkungen auf Geschäftsmodelle, Organisation, Prozesse und IT-Systeme von Finanzdienstleistern.
Dagegen verspricht die Blockchain gerade für den Wertpapierbereich ein enormes Potenzial. Dies gilt unter anderem für die Abwicklung von Aktien, Bonds und derivativen Finanzinstrumenten. Entsprechend erkennen 64 Prozent der Befragten in diesem Bereich große Chancen für die Blockchain. Beispielsweise für sogenannte OTC-Derivate, also für Termingeschäfte, die nicht über die Börse abgewickelt werden. Hier stehen ohnehin umfangreiche Investitionen in die Technik an, um manuelle Prozesse zu verbessern und die Handelsplatzpflicht aus MiFIR zu erfüllen.

Börsen als Gewinner, Banken als Verlierer

Aber auch für bestimmte Assetklassen mit einem deterministischen Lebenszyklus wie Bonds und Plain Vanilla Produkte bietet sich die Abwicklung mit Hilfe der Blockchain-Technologie an. Zinszahlungen oder Rückzahlungen bei Laufzeitende könnten mit Hilfe von Smart Contracts abgebildet werden.

Börsen und Handelsplätze dürften also erheblich von der Blockchain profitieren und ihre Geschäfte schneller, günstiger sowie transparenter abwickeln – so auch die Einschätzung der Studienteilnehmer. Denn trotz neuer Technologie kann auf eine zentrale Instanz wie etwa den Börsenbetreiber nicht verzichtet werden. Kritischer sehen die Befragten die Auswirkungen auf die etablierten Banken: 68 Prozent sind überzeugt, dass sich die Blockchain-Technologie negativ auf diese Gruppe auswirken wird.

Gerade im kleinteiligen Retailgeschäft könnten viele bestehende Geschäftsmodelle obsolet werden, so sehen es zumindest die Studienteilnehmer. Wenig positiv sind die Prognosen auch für Verwahrstellen und Depotbanken.

Erstaunlich: Schnelle Marktreife erwartet

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62 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Blockchain viele bestehende Leistungen überflüssig machen wird, 87 Prozent rechnen gleichzeitig aber auch mit einer Vielzahl neuer Angebote. Die große Mehrheit ist sich allerdings auch darüber im Klaren, dass die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt und viele Ansprüche bisher nicht erfüllt. Doch es wird ihrer Meinung nach nicht lange dauern, bis sie zur Reife kommt. Denn mehr als die Hälfte rechnet damit, dass sich Blockchains bereits im Laufe der nächsten drei Jahre im Wertpapierbereich durchsetzen werden. Eine kurze Zeitspanne, in der es noch viel zu tun gibt.

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Für fast alle Studienteilnehmer steht daher fest: Die Marktteilnehmer müssen sich jetzt mit der Blockchain befassen. Allerdings nicht alleine, sondern gemeinsam mit Partnern. So wie es beispielsweise bereits im Konsortium R3 CEV geschieht: Mehr als 40 Finanzdienstleister aus aller Welt erforschen hier gemeinsam die neue Technologie, darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank.

Es geht dabei darum, gemeinsam Anwendungen zu entwickeln und zu erproben, aber auch gemeinsam mit Partnern Standards zu entwickeln. Denn in der Zersplitterung des Marktes und in fehlenden rechtlichen Regelungen sehen die Befragten die größten Hürden für die Technologie. Solange interne und aufsichtsrechtliche Organisations- und Kontrollmechanismen nicht angepasst sind, wird auch die Blockchain-Technologie scheitern.

Wer setzt die Blockchain-Standards?

Doch wer wird die Standards beim Thema Blockchain setzen? Die Community wie bei Bitcoin, Konsortien aus mehreren Unternehmen wie R3 CEV oder gar große Technologiekonzerne aus dem Silicon Valley wie beispielsweise Microsoft mit „Blockchain as a Service“? Die Studienteilnehmer sind sich in dieser Frage uneins, sie halten alles für realistisch. Auch, dass Regulierer und Gesetzgeber mitmischen werden. Gut möglich, dass es viele unterschiedliche Standards geben wird, genau wie es auch viele unterschiedliche Anwendungsfälle gibt. Gerade im Zahlungsverkehr könnte – wie bei der Krypto-Währung Bitcoin – die Community die Standards setzen, im Wertpapierbereich bei spezialisierten Blockchains aber eher Konsortien der Marktteilnehmer in Zusammenarbeit mit Technologieanbietern.

Das Studien-Fazit

Die Blockchain ist heute zumindest im Zahlungsverkehr schon real und hat mit Bitcoin den Praxistest bestanden. In anderen Bereichen wird sie von vielen Marktteilnehmern allein oder in Zusammenschlüssen bereits intensiv erprobt. Wie auch die Einschätzungen der Studienteilnehmer zeigen, dürften erste konkrete Anwendungen in der Praxis vor allem im Wertpapierbereich nicht lange auf sich warten lassen. Dies gilt prinzipiell ebenfalls für den Kreditbereich, der in der Diskussion um die neue Technologie bisher eher am Rande eine Rolle spielt. Doch auch hier ist das Potenzial groß, beispielsweise im Bereich der Konsortialkredite. Die Finanzierung großer Projekte über verschiedene Kreditgeber im Bereich gewerblicher Immobilien könnte deutlich effizienter, transparenter und günstiger mit Hilfe der Blockchain erfolgen.

Noch steht die Blockchain vor ihrer Bewährungsprobe bei der Anwendung im Wertpapier- und Kreditbereich. Doch fest steht: Es gibt wenig technologische Entwicklungen mit einem derart großen Potenzial für die Finanzbranche.”

Die Cofinpro Blockchain-Studie können Sie hier nach einer Registrierung kostenfrei als PDF herunterladen.aj

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