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MOBILE PAYMENT3. April 2018

Ein Jahr Mobile Payment von der Deutschen Bank: Einfacher Start – Tücken im Detail

Rudolf LinsenbarthRudolf Linsenbarth

Genau vor einem Jahr (Anfang April 2017) startete die Deutsche Bank das Mobile Payment für Android Smarthones. Ein guter Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz.

von Rudolf Linsenbarth

Das Angebot richtet sich an rund 300 Tsd. der 8 Mio. Deutsche Bank Kunden. Das ist wahrscheinlich die Schnittmenge der einschränkenden Vorbedingungen. Angesprochen sind alle Kunden, die Mobiles Banking nutzen, ein Android Smartphone mit NFC besitzen und dazu noch ein Mastercard-Produkt im Portfolio haben. Alle iPhone-Nutzer können aus wohlbekannten Gründen (Apple Pay) nicht bedient werden.

Zuerst das Positive vorweg. Kein getestetes kontaktloses Mobile-Payment-Verfahren war bisher einfacher zu aktivieren.”

Wer bereits die photoTAN App und die Mobile Banking App auf seinem Smartphone installiert hat, muss letztere nur noch öffnen und findet dort seine zu aktivierende Kreditkarte oder die Debit Mastercard. Im Prinzip muss man nur den Schieberegler bedienen, die AGB’s akzeptieren und den Vorgang mit einer TAN bestätigen. Der TAN-Prozess ist dabei auch nur ein Klick. Nach gut einer Minute ist der Konfigurationsprozess abgeschlossen. Sofort danach kann man mit seinem Smartphone kontaktlos bezahlen. Wer mehrere Handys besitzt, kann seine Karte auch mehrfach virtualisieren und parallel einsetzen. Damit erspart man sich möglicherweise eine Partnerkarte.

Deutsche Bank App muss nicht laufen, aber das Display muss entsperrt werden?

Deutsche Bank App im Einsatz
Deutsche Bank

Bezahlen geht dann nur mit entsperrtem Bildschirm, die App muss aber nicht geöffnet werden. Das ist ohne Fingerabdrucksensor extrem nervig, zumal die Android HCE nur verlangt, dass das Handydisplay eingeschaltet ist. Wenn die Deutsche Bank das als Sicherheitsfeature implementiert hat, wäre es besser, man würde den Nutzer selber entscheiden lassen, ob er das überhaupt will. Bei einer kontaktlosen Karte gibt es auch kein Login! Genauso verhält sich das Smartphone nämlich, wenn der Bildschirm entsperrt ist. Das heißt bis 25 € nur Tappen, bei darüberliegenden Beträgen muss noch die PIN am Zahlterminal eingegeben werden. Die PIN ist an die der Plastikkarte gekoppelt und kann für beide nicht geändert werden. Für den Zahlvorgang an sich ist übrigens keine Mobilfunk-Verbindung erforderlich.

Deutsche Bank: Nahaufnahme der App
Deutsche Bank

In Frankreich ab 30 Euro: Karte bitte stecken – mit dem Smartphone schwierig …

Ein besonderes Problem war das Bezahlen in Frankreich. Dort kann man kontaktlos mit Karte nur bis zur Betragsgrenze von 30 € bezahlen. Ist der Bezahlbetrag höher, muss die Karte gesteckt werden. Damit man dort auch Beträge über 30 € mit dem Smartphone zahlen kann, muss hier die PIN-Eingabe auf dem Handy unterstützt werden. Das kann die Deutsche Bank Mobile-Payment-Lösung leider nicht. Die parallel installierte Vodafone Wallet schaltete dagegen sofort auf Consumer Device Cardholder Verification Method (CDVCM) um.

Transaktionshistorie zu langsam

Richtig enttäuschend war dann die Transaktionshistorie der Zahlvorgänge in der Mobile Banking App. Es gibt keine Push-Nachrichten und bis eine Zahlung in der Übersicht erscheint, dauert es einige Tage. Das ist umso bedauerlicher, da dort dann nicht das Autorisierungsdatum angezeigt wird, sondern das aus Kundensicht weniger relevante Clearing-Datum. Mit einer Zahlung verbinde ich in erster Linie den Tag des Einkaufes und nicht wann die Wertstellung auf dem Konto erfolgt.

Autor Rudolf Linsenbarth
Rudolf Linsenbarth beschäftigt sich mit Mobile Payment, NFC, Kundenbindung und digitaler Identität. Er ist seit über 15 Jahren in den Bereichen Banken, Consulting, IT und Handel tätig. Linsenbarth ist profilierter Blogger der Finanzszene und kommentiert bei Twitter unter @holimuk die aktuellen Entwicklungen. Alle Beiträge schreibt Rudolf Linsenbarth im eigenen Namen.

Zusammenfassung und Fazit

Es gibt FinTech-Experten, die loben die Deutsche Bank Mobile App in den höchsten Tönen. Die Mobile-Payment-Funktion darin können sie wahrscheinlich nicht gemeint haben.

Das Produkt war schon beim Launch vor einem Jahr nicht auf der Höhe der Zeit. Verbesserungen hat es seitdem nicht gegeben. Eine agile Vorgehensweise sieht anders aus.”

Völlig unverständlich ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass es mit der App „Meine Karte“ schon ein sehr gutes Produkt bei der Deutschen Bank gibt. Push-Nachrichten für jede Kartentransaktion sind dort Standard, die Umsätze werden sofort angezeigt und auch nach Autorisierungsdatum (also dem Tag der Geldausgabe) sortiert. Zusätzlich kann man jeder Transaktion ein oder mehrere Fotos des Kassenbelegs zuordnen und abspeichern. Die neue Banking App bleibt hier in allen Punkten deutlich zurück.

Das Thema Mobile Payment wird bei der Deutschen Bank scheinbar nur isoliert gedacht. In der Vorzeigefiliale Q110, laut Eigenaussage die modernste Filiale Europas, gibt es leider keine Geldautomaten mit einer kontaktlosen Schnittstelle. Wer so viel Wert darauflegt, dem Kunden eine Mobile-Payment-Lösung in den eigenen Kanälen anzubieten, der muss die „Customer Journey“ auch konsequent zu Ende denken.Rudolf Linsenbarth

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