STRATEGIE11. März 2024

Distributed Ledger Technologie – Schlüssel zur Optimierung operativer Prozesse

Schwerpunkt: DLT, Blockchain & CBDC
Jens Hermann Paulsen ist Director bei Deloitte Consulting
Jens Hermann Paulsen ist Director bei Deloitte Consulting ist Experte für Distributed Ledger TechnologieDeloitte Consulting

Im Herzen der Finanzindustrie bahnt sich eine stille Revolution an, getrieben durch die Einführung von digitalen Vermögenswerten und der Distributed Ledger Technologie (DLT). Diese Entwicklung, die weit über die Grenzen traditioneller Finanzsysteme hinausgeht, verspricht, die Art und Weise, wie wir über Geld, Investitionen und Vermögensverwaltung denken, grundlegend zu verändern.

von Jens Hermann Paulsen, Director Deloitte Consulting

Digitale Vermögenswerte, darunter Kryptowährungen und tokenisierte Wertpapiere, revolutionieren die Finanzwelt. Sie machen illiquide Assets liquider und könnten die Linien zwischen traditionellen und digitalen Märkten verwischen. Ein Paradigmenwechsel, der die Finanzlandschaft nachhaltig verändern könnte.

Die Finanzwelt erkennt die Distributed Ledger Technologie (DLT) zunehmend als Schlüssel zur Optimierung operativer Prozesse und zur Ermöglichung neuer Arten der Wertübertragung. Größen der Branche, wie Larry Fink von Blackrock, preisen DLT schon als das künftige Rückgrat der Finanzindustrie an.

Sie prophezeien, dass langfristig alle Vermögenswerte tokenisiert auf dieser Technologie ausgegeben werden könnten. Ein Meilenstein der Adaption war die Genehmigung von 11 Bitcoin-ETF durch die SEC im Januar, darunter auch einer von Blackrock, was die Debatte zusätzlich befeuert hat.

Distributed Ledger Technologie: Drei Kernelemente

Die Distributed Ledger Technologie (DLT) setzt sich im Kern aus drei Elementen zusammen:

  • einer oft unveränderbaren Datenstruktur,
  • der Kryptografie (etwa für die Verifizierung von Transaktionen) und
  • einem Konsens-Protokoll, das es den Netzwerkteilnehmern ermöglicht, sich auf einen einheitlichen Datenstand zu einigen.

Diese eng miteinander verzahnten Komponenten erlauben eine weitreichende Automatisierung bisher zeitaufwändiger Finanztransaktionen und führen in manchen Fällen sogar zur Überflüssigkeit bestimmter traditioneller Rollen. Zudem ermöglicht die dezentrale und transparente Erfassung von Transaktionen und Vermögenswerten eine gesteigerte Sicherheit und Effizienz in der Handhabung dieser Werte. Ein wesentlicher schon angesprochener Vorteil liegt in dem Potenzial zur Effizienzsteigerung.

Durch die Optimierung der Wertschöpfungskette können Gewinne bei denjenigen verbleiben, die sich in das neue digitale Ökosystem integrieren, gleichzeitig führt dies zu einer schlankeren Abwicklung dieser Vermögenswerte.”

Jens Hermann Paulsen, Deloitte Consulting
Jens Hermann Paulsen ist Director bei Deloitte Consulting ist Experte für Distributed Ledger Technologie
Deloitte Consulting

 

Jens Hermann Paulsen ist Director bei Deloitte Consulting, wo er den Bereich Web3 & Digital Assets innerhalb von Deloitte Central Europe leitet. Seine Expertise liegt in den Erarbeitungen und Umsetzung von Strategien zur effizienten Nutzung von Emerging Technologies. Seit 2016 liegt sein Fokus auf den Bereichen Web3, Distributed Ledger Technologies, Kryptowährungen und Tokenisierung.

Die Nutzung tokenisierter Vermögenswerte reduziert das Kontrahentenrisiko, wodurch die Kosten für deren Absicherung sinken. Dies führt zu einer Reduktion der Gesamtprozesskosten. Zudem bewirken kürzere Abwicklungszyklen (T+0 statt T+2 oder länger) eine erhöhte Kapitaleffizienz, was besonders in Zeiten hoher Zinsen von Bedeutung ist. Diese Effizienzsteigerung kann sowohl die Kosten deutlich reduzieren als auch durch eine gesteigerte Liquidität die Einnahmen erhöhen.

Distributed Ledger Technologie
MasterTux @Pixabay

Neben der Kostenreduktion ist eine weitere große Chance für die Finanzindustrie die Einführung und Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen im Bereich digitaler oder tokenisierter Vermögenswerte. Produkte wie Bitcoin-ETFs ermöglichen Investoren den Zugang zu Kryptowährungen, ohne direkt in diese investieren zu müssen, was das Portfolio diversifiziert und entsprechende Werte auch für Investoren ohne die technischen Möglichkeiten investierbar macht.

Das Konzept des „Decentralized Finance“ (DeFi)

Das Konzept des „Decentralized Finance“ (DeFi), welches Smart Contracts zur Ersetzung traditioneller Funktionen und Rollen im Finanzwesen nutzt, befindet sich zwar für die institutionelle Welt noch in den Anfängen, verspricht aber, in einigen Jahren eine weitere Einnahmequelle durch neuartige dezentrale Funktionen wie „Lending“ oder „Staking“ zu werden. Diese ermöglichen es Anlegern, zusätzliche Erträge zu generieren. Insbesondere das Modell des „Permissioned“ DeFi, das nur Transaktionen zwischen verifizierten Teilnehmern erlaubt, könnte eine interessante Entwicklung darstellen, welche man im Auge behalten sollte.

In diesem neuen Ökosystem können zudem völlig neue Rollen entstehen, beispielsweise die von Kryptoverwahrern, Stablecoin-Emittenten oder die Rolles eines Kryptoregisterführer (nach dem deutschen elektronischen Wertpapiergesetz)., welche neue Geschäftsmodelle und Einnahmequellen ermöglichen.

Diese digitale Revolution fordert dabei sowohl traditionelle Banken als auch Kapitalmarktakteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette heraus. In Deutschland unterstützt durch einen sich entwickelnden regulatorischen Rahmen, integrieren diese Institutionen zunehmend DLT und digitale Vermögenswerte von digitalen Zahlungssystemen bis hin zu Plattformen für tokenisierte Vermögenswerte.

Diese Entwicklung demokratisiert den Investitionsprozess, ermöglicht Zugang zu neuen Vermögenswerten und fördert eine diversifizierte Finanzlandschaft.”

In Anbetracht dieser Entwicklungen steht die Finanzindustrie an einem Wendepunkt. Die zunehmende Einbindung digitaler Vermögenswerte und der Distributed Ledger Technologie (DLT) in das Finanzwesen signalisiert eine Zukunft, in der Finanzgeschäfte effizienter, durchsichtiger und für jeden zugänglicher werden. Für Vorreiter unter den Finanzinstituten, die offen für diese technologischen Neuerungen sind, ergeben sich dadurch enorme Chancen.

Der Übergang zu digitalen Vermögenswerten erfordert aber nicht nur eine sorgfältige Analyse der Chancen, sondern auch ein tiefes Verständnis der damit verbundenen Risiken. Die Einführung neuer Technologien und Produkte birgt Fallstricke, die es zu navigieren gilt. Eine strukturierte Herangehensweise und ein kritisches Bewusstsein für potenzielle Risiken sind entscheidend, um im neuen dynamischen Ökosystem der digitalen Vermögenswerte erfolgreich zu sein. Jens Hermann Paulsen, Deloitte Consulting /dk

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