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FINTECH11. Juli 2022

Edrixx: Start-up aus München entwickelt neue Payment-Lösung für Trinkgeld

Edrixx

Immer öfter bezahlen Verbraucher auch in Deutschland bargeldlos. Das bringt neue Herausforderungen für Unternehmen und ihre Mitarbeiter beim Umgang mit Trinkgeld. Inzwischen haben viele Payment Service Provider entsprechende Lösungen für die korrekt Abrechnung von Trinkgeldern, die ja steuerfrei vereinnahmt werden dürfen. Doch mit Edrixx kommt jetzt eine weitere Lösung eines Münchner Start-ups auf den Markt. Die soll datensparsam und einfach sein, birgt aber auch Probleme, insbesondere was die Kostenstrukturen betrifft. Denn wie immer sind Micro-Payment-Angebote nur schwer so umzusetzen, dass alle Beteiligten – das Unternehmen selbst, die Nutzer und auch die Kunden, die bezahlen sollen – damit glücklich sind.

Der Name eDrixx kommt vom schwedischen Begriff „Dricks“, der dort Trinkgeld bezeichnet – und genau darum geht’s auch bei dem Münchner Start-up. Das von Geschäftsführer Rolf Zimmer zusammen mit Sabine Stark, Christian Steinpichler und Chris Blättermann gegründete FinTech hat eine bargeldlose Lösung für Trinkgeldzahlungen entwickelt. Denn auch wenn diese für manche Servicekräfte als wichtiger Lohnbestandteil zum Job dazugehören, bringt das Handling noch immer Schwierigkeiten mit sich – und das vor allem, wenn Kunden bargeldlos bezahlen.

Denn für viele Verbraucher bringen bargeldlose Bezahllösungen ein Mehr an Convenience, sorgen dafür, dass man seltener zum Geldautomaten muss – und auch Händler und Gastronomiebetriebe, bei denen alles durch die Bücher läuft, profitieren davon bei der Abrechnung. Für Servicekräfte ergibt sich hieraus aber auch die Notwendigkeit zu Erklärungen. Aufwändiger ist es nämlich allemal, wenn etwa in der Gastronomie der Tip mit 0 Prozent versteuert wird, der Rest dagegen mit den üblichen 7 oder 19 Prozent. Eine steuerliche Grauzone muss all das zwar nicht sein, aber mehr Aufwand beim Verteilen unter den Servicekräften ist es allemal, insbesondere wenn auch die Küchencrew noch etwas bekommt.

Datensparsam Trinkgeld per QR-Code oder NFC geben

Edrixx

Die neu vorgestellte Edrixx-Lösung soll auch digital diese Hürden überwinden helfen. Auf der Basis von QR-Codes oder NFC-Tags, die jeder Trinkgeldempfänger bei sich trägt, lassen sich transparente, faire und direkte Zahlungen von Trinkgeld per Mobile Payment auf das Konto der jeweiligen Servicekraft durchführen. Der Gast kann so weitgehend sicher sein, dass das Geld wie gewünscht auch dort ankommt. Alternativ sind auch digitale Team-Kassen möglich.

Wir wollen, dass das Trinkgeld erhalten bleibt, weiter ausgebaut und zudem fair verteilt wird. Das steigert die Arbeitszufriedenheit und leistet zugleich einen Beitrag, die Attraktivität vieler Dienstleistungsbranchen zu erhalten, bei gleichzeitiger Entlastung von Arbeitgebern.“

Rolf Zimmer, Geschäftsführer Edrixx

Gäste müssen sich dafür weder registrieren noch eine App herunterladen. Bezahlt wird wahlweise über Apple Pay, Google Pay oder per Kreditkarte. Lediglich in letzterem Fall werden aus technischen Gründen Kartendaten eingegeben und übertragen, ansonsten wird offenbar über die Zahlungsfreigabe gearbeitet, sodass die Bank des Geldempfängers keine diesbezüglich rückverfolgbaren Daten erhält. Probleme gibt’s derzeit laut der FAQ noch mit Apple Pay mit der Sparkassen-Girocard.

Hohe Kosten: Edrixx verlangt 29 Cent plus 10 Prozent

Von Edrixx kommt sowohl die technologische Lösung als auch die Unterstützung für den Händler oder Gastronomen bei der Bereitstellung der Infrastruktur vor Ort, zum einen durch die NFC Tags (etwa Armbänder) und zum anderen QR-Codes über Aufsteller bis hin zu Infoflyern in der jeweiligen CI des Unternehmens.

Die Gebührenstrukturen dürften dagegen bei den im Service üblichen Trinkgeldsummen oftmals wohl ein Showstopper sein. Denn eine Grundgebühr fällt zwar nicht an, wohl aber für jede Transaktion 29 Cent pro Zahlung/Gast sowie 10 Prozent der Trinkgeldsumme als Provision. Gedeckelt ist das bei 5 Euro Entgelt brutto pro Zahlung durch den Gast. Aufgehen kann so eine Rechnung nur, wenn nicht jede Person am Tisch einzeln zahlt und dadurch höhere Umsätze zusammenkommen.

Trinkgeld wird oft noch in bar gezahlt ilixe48/bigstock.com

Klar ist aber auch, dass – wie bei vielen anderen ähnlichen Geschäftsmodellen – der Aufwand hoch ist. Das Problem mit den niedrigen Summen und den ungleich hohen Provisionen (der Aufwand und die Provisionen seitens der PSPs werden hierfür ja nicht geringer!) sind nicht neu – und doch dürfte eine Lösung über niedrigere Provisionen nur mit Vehikeln wie dem E-Euro oder anderen CBDC zu realisieren sein. Da tun sich die Mitbewerber leichter, die gleich die ganze Summe inklusive entsprechender Tip-Ausweisung einkassieren.

Hinzu kommt das Erklären der Dienstleistung und der Sachverhalt, dass die anderen Payment-Anbieter ja bereits entsprechende Lösungen am Start haben, zumal das Problem in Europa ja nicht erst seit gestern besteht und die Kunden lieber einmal als zweimal den Painpoint des Payment über sich ergehen lassen. In vielen anderen Ländern ist das deutlich selbstverständlicher gelöst als in Deutsch-land.

Doch immerhin spricht für das System der (zumindest bei Apple Pay und Google Pay) wenig datenhungrige Ansatz. Bei anderen Cases, etwa den Straßenmusikern, die in England ja seit Jahren mit iZettle arbeiten können, funktioniert all das aber irgendwie dennoch. Edrixx jedenfalls erklärt, man habe zunächst die Gastronomie als interessante Zielgruppe ausgemacht, wolle aber auch in Zukunft Cases für andere Dienstleistungsbranchen, in denen Trinkgeld üblich ist, anbieten.tw

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