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MEINUNG28. Mai 2024

T+1 in Nordamerika erfordert auch eine Revolution der internen Datenverarbeitung europäischer Banken

Ab dem 28. Mai müssen Finanzinstitute in den USA und Kanada, die Wertpapier- und Devisengeschäfte für ihre Kunden abwickeln, das Geschäft am Folgetag abgeschlossen haben. Das hat auch Folgen für das europäische Bankgeschäft. Welche Auswirkungen diese Umstellung auf T+1 für europäische Banken hat und welche Schritte Sie deswegen ergreifen müssen.

von Frank Striegel, Head of Banking & Financial Services für Zentraleuropa bei Cognizant

Frank Striegel, Cognizant
Frank Striegel ist ein Unternehmensberater, der sich auf Finanzdienstleistungen und Kapitalmärkte spezialisiert hat. Als Leiter des Bereichs Banking & Financial Services (BFS) für Zentraleuropa bei Cognizant ist Frank Striegel für die Förderung von Wachstum und Innovation in diesem wichtigen Sektor in der gesamten Region verantwortlich. Vor seiner Tätigkeit bei Cognizant setzte Striegel seine umfassende Expertise im Finanzsektor in Führungspositionen bei IBM, Infosys, Deloitte und Accenture ein.
Am 28. Mai 2024 ist es so weit: Das Wertpapier- und Devisengeschäft muss in den USA und Kanada am Folgetag abgeschlossen werden. Dafür steht die Regel mit dem Kürzel T+1. Für Banken und andere Institute bedeutet der Wechsel von T+2 zu T+1 nichts weniger als die Revolution ihrer internen Datenverarbeitung. Sie müssen ihre Workflows vollständig überdenken, zentralisieren und neu aufsetzen. Obwohl die neue T+1-Regelung in erster Linie auf die USA und Kanada abzielt, wird sie Auswirkungen auf alle Finanzinstitute weltweit haben, die in diesen Märkten tätig sind. Heutzutage sind die operativen Post-Trade-Prozesse sehr arbeitsintensiv und erfordern einen hohen Datenfluss, insbesondere bei internationalen Transaktionen, die an nordamerikanischen Börsen gehandelt werden und ihren Ursprung in Europa oder Asien haben. Die verschiedenen Zeitzonen verschärfen diese Anforderungen nochmals.

Der Gesetzgeber lässt den Finanzinstituten dabei keine Wahl: Sie müssen sich den neuen Vorgaben stellen. Für Banken bedeutet das, dass sie ihre Prozesse und Automatismen deutlich beschleunigen müssen. Es ist daher entscheidend, dass die Finanzinstitute die Schlüsselbereiche verstehen, auf die sie sich bei der Umstellung konzentrieren sollten. Beispielsweise müssen sie die Art und Weise, wie sie den Abgleich und den Abrechnungsstatus von Transaktionen über verschiedene Vermögenswerte hinweg verfolgen, grundlegend ändern, die Datenqualität verbessern, wichtige Schritte automatisieren und verstehen, wie sich die Geschäftsmodelle wie die Wertpapieranleihe ändern werden.

Die Umstellung bietet aber auch Chancen. Da auch die europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) aktiv ist und T+1 zur Vorgabe werden könnte, sollten sich Banken und Versicherungen auch in Europa fragen, ob sie ihre Prozesse, IT-Landschaft und Datenverarbeitung ebenfalls direkt auf T+1 umstellen. Das hätte auch den Vorteil, dass sie damit der Konkurrenz einen entscheidenden Schritt voraus wären und sich damit gegenüber Kunden als technologisch führend positionieren könnten. pp

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