ZAHLUNGSVERKEHR26. Juli 2023

Amazon One: Kommt das Bezahlen mit dem Handflächenabdruck bald auch bei uns?

Schon seit Jahren experimentiert Amazon mit den unterschiedlichsten biometrischen Bezahl- und Legitimationslösungen. Die Handfläche als weitgehend fälschungssichere Lösung hat das Handelsunternehmen, das in den USA und einigen anderen Ländern auch Präsenzhandel betreibt, schon lange im Visier. Jetzt hat der Handelskonzern angekündigt, dass man plane, die Bezahlung über Handflächenscanner bis Ende 2023 auf alle US-Filialen seiner Whole-Foods-Supermarktkette auszurollen.

Schon Ende 2019 gab es erste Informationen über einen Patentantrag für die Technologie „Amazon One“, die es dem Unternehmen ermöglicht, Kunden anhand ihrer Handflächen zu identifizieren und auf diese Weise quasi durch Handauflegen auf einen Scanner zuverlässige und sichere Zahlungsabläufe zu gewährleisten. Jetzt sollen bis Ende 2023 alle 500 US-Filialen der Supermarktkette Whole-Foods, die zum Amazon-Konzern gehören, mit speziell entwickelten Handflächenscannern ausgestattet werden.

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Das Verfahren funktioniert so, dass Kunden, die sich für Amazon One entscheiden, zum Bezahlen weder ihre Brieftasche noch ein Telefon mit sich führen müssen. An den Kassenterminals identifizieren und authentifizieren sich die Käufer, indem sie einfach ihre Handfläche über das Amazon-One-Gerät halten – und das sogar kontaktlos. Dabei werden biometrische Merkmale wie Falten, Venen und Knochen erfasst und mit den in einer Datenbank hinterlegten Handscans abgeglichen, um eine sichere Identifikation zu gewährleisten. Wichtig ist, dass besagter Bezahlvorgang nicht versehentlich ausgeübt werden kann – das ist hierbei besser gegeben als bei vergleichbaren anderen Systemen.

Ist das Amazon-One-Profil mit einem regulären Amazon-Konto verknüpft, erfolgt die Bezahlung automatisch über eine hinterlegte Kredit- oder Debitkarte, die Quittierung soll ebenfalls über das Amazon-Konto laufen können, heißt es. Kluger Schachzug des Unternehmens: Indem man die Einkaufsgewohnheiten kennt, ließen sich KI-basiert Abomodelle und automatisierte Kaufvorgänge auf Basis der Kaufhistorie entwickeln.

Zusätzlich profitieren Amazon-Prime-Mitglieder von speziellen Rabatten und Vorteilen bei Verwendung dieser neuen Zahlungstechnologie. Das ist auch nur fair, denn der Handelsriese kommt damit seiner Absicht, möglichst umfassend und regelmäßig (am besten täglich) mit den Kunden in Kontakt zu treten, wieder einen Schritt näher. Und Amazon erfasst auf diese Weise auf zuverlässige Weise natürlich auch die Kaufgewohnheiten und Interessen der Kunden. Gerade dieser Offline-Anteil der Customer Journey ist für viele Händler immer noch eine besondere Herausforderung.

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Amazon One: Einführung in Deutschland noch komplett offen

Derzeit ist Amazon One bereits in rund 200 Whole-Foods-Filialen und weiteren 200 Einzelhandelsgeschäften verfügbar. Bis Ende des Jahres soll die Gesamtzahl der mit den Handflächenscannern ausgestatteten Geschäfte auf über 700 steigen. Bislang wurden bereits 3 Millionen Transaktionen über das System abgewickelt, wie Amazon erklärt.

Seit wir Amazon One in den letzten zwei Jahren in den Whole Foods Market-Filialen eingeführt haben, haben wir gesehen, dass die Kunden den Komfort lieben, den es bietet, und wir freuen uns, Amazon One allen unseren Kunden in den USA anbieten zu können.”

Leandro Balbinot, Chief Technology Officer bei Whole Foods Market

Es bleibt abzuwarten, ob und wann die Technologie auch in den deutschen Handel Einzug findet. Auch Fragen bezüglich möglicher Sicherheitsmängel der Technologie wurden bisher noch nicht geklärt. Die Technologie erfasst neben der Handfläche auch die Venenstruktur und verspricht eine höhere Sicherheit als herkömmliche Zahlungsmethoden. Ob die „eindeutige numerische Vektordarstellung“, also eine Art Handflächensignatur für einen sicheren Identitätsabgleich ausreicht oder ob dies nur bei von Menschen beaufsichtigten Kassen funktioniert, bleibt abzuwarten. Denn bekanntermaßen ist das Venenerkennungssystem noch fehleranfällig, bzw. lässt sich täuschen. Immerhin soll das System auch ohne Amazon-Konto nutzbar sein, indem man sich mit Kreditkarte und Handynummer registriert – ein Faktor, der gerade in einem Lebensmittelgeschäft durchaus relevant ist.tw

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