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AUF DEN PUNKT GEBRACHT28. November 2014

Bajorat: Banken haben die Chance besser als jedes FinTech zu sein – wenn sie sich trauen

André M. Bajorat, Geschäftsführer der figo GmbH
André M. Bajorat, Geschäftsführer der figo GmbH
André M. Bajorat ist Geschäftsführer der figo GmbH – die nach eigenen Angaben das Rückgrat für Financial Services der nächsten Generation baut. Bajorat ist aber auch einer der wichtigsten Vordenker der Deutschen FinTech-Szene. Allein über seinen Twitter-Kanal erreicht Bajorat über 2000 FinTech-Interessierte. ITFM fragte den Innovator, wie FinTechs die Beziehung zu Banken sehen – und welche Chancen es für beide Seiten gibt. 7 klare Ansagen.

Wie entwickelt sich die Beziehung zwischen Banken, Sparkassen und FinTechs?
Darauf gibt es keine einheitliche Antwort. Es kommt auf den Bereich an in denen die FinTechs unterwegs sind. Man kann aber davon ausgehen, dass die heutigen Marktführer je Bereich eher verlieren werden. Ist halt so im Wettbewerb.

Welche FinTechs könnten für Banken interessant sein, um sie erfolgreich in ihre Prozesse einzubinden? Oder sogar aufzukaufen?
Wahrscheinlich fast jedes FinTech. Allerdings glaube ich nicht an die Einbindung in die bestehenden Prozesse. Dann ist die Dynamik und meist auch der Erfolg des FinTechs erstickt. Es muss ein Nebeneinander und ggf. im Laufe der Zeit ein Ersetzen des Bestehenden sein.
Aufkaufen kann ein Weg sein um sich noch eine zeitlang die Lästigen abzuschütteln. Ist aber keine langfristige Lösung, da die Kunden weiter bessere Lösungen haben wollen.

Ibrahim Evsan ruft zur Copycat-Strategie.
Ibrahim Evsan ermuntert Sparkassen zur Copycat-Strategie.
Ibrahim Evsan hat auf dem fi-forum vorgeschlagen FinTechs mit einer 41-Mio-Copycat-Strategie anzugreifen. Würden Sie an Stelle der Banken auch so vorgehen?
Bajorat: Nein. Als Bank würde ich meine Stärken betrachten und diese mit den Kundenwünschen matchen. Das Ergebnis dann von neuen Teams umsetzen lassen und dann habe ich besseres als jedes FinTech haben kann. Eine Traumvorstellung – ich weiß.

Was bedeutet für die FinTech-Szene der 200 Mio-Incubator der Deutschen Bank mit IBM, Microsoft und HCL?
Das ist ein Feigenblatt und sicher ein Prozessmonster, wenn sie im bestehenden Denkmuster agieren. Wenn nicht, dann ist es eine Chance, da Geld, Know-How und Markt zusammen kommen.

Ist es so zu verstehen wie der main incubator der Commerzbank oder wird es von den Fintechs eher als Angriff gesehen?

Ich sehe die Aktivitäten der Deutschen Bank nicht als direkten Angriff auf die FinTechs, sondern als Zeichen das man den Wandel ernst nimmt. Das man sich Tech-Expertise dazu nimmt, lässt hoffen das man verstanden hat, dass Bankdienstleistungen vor allem Software sind. Im besten Fall entstehen gute Kooperationen.

Was wäre aus Ihrer Sicht eine kluge Strategie der Banken?
Die Strategie gibt es auch hier wieder nicht. Es kommt auf die heutige Position etc an. Den konsequenten Weg der Fidor Bank zum Softwarehaus via FidorTecs halte ich zum Beispiel für smart.
Auch den Weg der Ersten Bank in Österreich mit Beeone finde ich super, wie auch die Ansätze der LaCaixa oder der Credit Agricole mit Open-APIs.

Wenn ich einen Vergleich ziehen darf, würde ich mich als Banker an Springer und Döpfner orientieren. Ein klarer Schnitt ist hart, aber Grundlage für die Zukunft. Und auf dem Weg muss man ausprobieren dürfen und auch Misserfolge haben dürfen. Die Zeit der 5-10 Jahre Vorhersagen und Planungen ist vorbei.

Und wie steht figo zu Banken?
Wir sehen uns mit figo keineswegs als Gegner, sondern vielmehr als jemand der hoffentlich ein wenig zur Veränderung im Sinne der Kunden beitragen kann. Wir wollen Probleme der Kunden lösen und dabei ist es uns egal was die Banker dazu sagen.

Herr Bajorat – vielen herzlichen dank für den extrem spannenden Einblick.

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