Anzeige
STRATEGIE24. Januar 2022

European Payment Initiative: Ist die EPI-Party schon vorbei, bevor sie richtig beginnt?

peshkov / Bigstock

Ist die European Payment Initiative (EPI) bereits am Ende, noch bevor sie begonnen wird? Das zumindest legen die aktuellen Nachrichten rund um die beteiligten Banken nahe. Denn auch wenn die Sparkassen immer verzweifelter für die neue europaweite Allianz trommeln, wird es angesichts weniger enthusiastischer anderer Banken immer unwahrscheinlicher, dass aus dem Plan etwas wird. Doch die Mikado-Strategie, die einige Beteiligte hier an den Tag legen, macht es eher unwahrscheinlicher, dass daraus noch etwas wird.

Es sollte eigentlich der große Wurf der europäischen Banken werden – ein System, das sowohl den US-Kreditkartenunternehmen wie Visa und Mastercard etwas hätte entgegensetzen können, aber auch das etablierten Non-banking-Lösungen wie Paypal und Apple Pay die Stirn bieten sollte. Doch aktuell sieht es danach aus, dass – wenn überhaupt – eine deutlich abgespeckte Variante der Planungen noch realisiert wird. Die Rede war ursprünglich von einem EU-weiten Bezahlsystem auf Basis des europäischen Standards für Echtzeit-Überweisungen (SCT Inst). Gerade nach dem anstehenden Ende der internationalen Maestro-Lösungen wäre ein Kartensystem, das bisherige Insellösungen wie die Girocard ersetzen könnte, ebenso entscheidend wie eine Bezahllösung für den E-Commerce mitsamt entsprechender Wallet für Smartphones und Smartwatches.

Doch dass es dazu kommt, wird immer unwahrscheinlicher – aus einer Vielzahl von Gründen. Da ist zunächst die Commerzbank, von der jetzt bekannt wurde, dass sie an dem Milliardenprojekt doch nicht teilhaben will.

Die verbliebene Reichweite (Marktabdeckung) und relativ hohe Anfangsinvestitionen stehen nicht mehr im Einklang – damit sind wesentliche Voraussetzungen für eine strategische Investition nicht gegeben. Deshalb werden wir uns an EPI zum jetzigen Zeitpunkt nicht beteiligen.“

Aus einer Mitteilung der Commerzbank

AlexLMX/bigstock.com

Zu den Gründen machen die Commerzbanker keine näheren Angaben, doch es ist ein offenes Geheimnis, dass die finanziellen Spielräume des Hauses nicht größer geworden sind – und dass jede Bank, die national oder international nicht bei EPI mitwirkt, zum einen dafür sorgt, dass die Investitionssumme für die verbleibenden Geldhäuser noch höher wird und zum anderen die Durchschlagkraft des Projekts nicht besser wird. Ähnlich argumentiert auch die Commerzbank in einem offiziellen Statement: Man halte die Idee zwar weiterhin für richtig im Interesse des europäischen Zahlungsverkehrs, sehe aber, dass auch in den anderen europäischen Staaten einige Banken auf dem Rückzug seien.

Dass man neue Optionen bewerten werde und das Projekt konstruktiv und wohlwollend beobachte, ist da eher ein schwacher Trost und heißt irgendwas zwischen „thanks but not thanks“ und „don’t call us, we call you“.  Gemeint mit den europäischen Partnern sind vor allem die Spanier, die sich lange zierten, die Polen, die vor Weihnachten – damals sollte eine Entscheidung für oder gegen das Projekt fallen – auf Distanz gingen.

Die Zahl der klaren Befürworter wird weniger

In Deutschland von dem Projekt überzeugt sind neben der Deutschen Bank die Vertreter der Sparkassen. Die hatten vor Weihnachten noch ein klares Bekenntnis zu EPI abgegeben, das allerdings so plakativ ausfiel, dass selbst dem wohlwollendsten Beobachter klar sein musste, dass die Lage um die EPI-Akzeptanz sehr ernst sein muss.

DSGV

Wir brauchen EPI auch vor dem Hintergrund, dass die Daten der Bürgerinnen und Bürger nach europäischen Standards gesichert werden. Deshalb ist es wichtig, dass sich die wichtigsten Anbieter in Deutschland zu einer verlässlichen Unterstützung für EPI entschließen.

Dr. Joachim Schmalzl, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied beim DSGV

Auch innerhalb der DZ-Bank, die stellvertretend für die Genossenschaftsanken bei der European Payment Initiative dabei sein soll, mehren sich offenbar die Stimmen, die sich für einen Rückzug stark machen. Entschieden ist hier offenbar noch nichts, aber gut sieht die Stimmung auch hier offenbar nicht aus.

Subventionen aus Berlin? Aktuell schwierig zu rechtfertigen

Sicher ist: Wenn die Phalanx der Genobanken nicht mehr hinter dem Projekt stünde, wird die Luft dünn – und zudem steht die Frage im Raum, in wieweit dann noch seitens der öffentlichen Hand eine finanzielle Mitwirkung erfolgen kann, wenn das Projekt dann eben doch nur noch eine halbherzige Geschichte einiger europäischer Banken ist. Da wird’s dann insbesondere für die neue Bundesregierung schwierig, da diese für eine solche Allianz, die nur aus einzelnen Banken besteht, schon aus wettbewerbsrechtlichen Gründen kaum Fördergelder bereitstellen kann.

So unsicher die Zukunft der EPI-Allianz ist, so klar ist, dass es immer schwieriger wird, die verbleibenden Institute bei der Stange zu halten und die veranschlagten 1,5 Milliarden Euro Startfinanzierung zusammenzubekommen. Zehn Bankengruppen, so rechnen Experten vor, seien in etwa noch dabei, fast genauso viele haben inzwischen einen Rückzieher gemacht, die Übrigen warten ab. Eine Mikadostrategie, die es immer weniger wahrscheinlich macht, dass es zu einem Gegengewicht zu den US-Instituten kommen wird. tw

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert