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FINTECH25. Mai 2020

Banken und Bitkom fordern Venture-Debt-Initiative

Für viele Startups, insbesondere in der Finanzbranche, sind die Anforderungen der bislang aufgelegten Corona-Hilfen nicht zu erfüllen. Deswegen fordern die Verbände von Banken und IT-Unternehmen eine Anpassung, die jungen Unternehmen eine schnelle Liquiditätssicherung ermöglicht.

BdB und Bitkom wollen die Rollen von Investoren und KfW bei der Liquiditätsbeschaffung für Startups anpassen, damit Banken mehr Kredite genehmigen können.<q>BdB
BdB und Bitkom wollen die Rollen von Investoren und KfW bei der Liquiditätsbeschaffung für Startups anpassen, damit Banken mehr Kredite genehmigen können.BdB

 

Wer zwischen 2017 und 2019 keine Gewinne erzielt hat, fällt von vornherein durch das Raster der bisherigen Corona-Hilfen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Das betrifft alle Startups, die ihren Break-Even noch vor sich haben. Mit einem Start-up-Schutzschild sollte diesen mit einem eigenen Programm Liquidität verschafft werden.

Doch auch dieses Mittel ist nach Ansicht des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) und des IT-Verbandes Bitkom nicht ausreichend. Sie befürchten, dass Startups mit mehreren, zumeist bei der KfW nicht registrierten Investoren nicht schnell genug die Voraussetzungen für das Matching erfüllen können. Sie haben deshalb einen eigenen Vorschlag erarbeitet, der insbesondere für FinTechs eine realistische Chance zur Zukunftssicherung bringen soll.

Venture Debt als Lösung

Die Venture-Debt-Initiative von BdB und Bitkom zielt auf eine leichte Modifikation des ERP-Gründerkredits Universell und des KfW-Unternehmerkredits. Damit sollen die Finanzierungswerkzeuge zu einem Venture-Debt-Programm weiterentwickelt werden, das es Banken ermöglicht, schnell und effizient die erforderliche Liquidität zur Verfügung stellen.

Das größte Problem sei das derzeitige Verfahren zur Risiko-Besicherung. Zwar übernimmt die KfW 80 bzw. 90 Prozent des Risikos. Zusätzliche Sicherheiten müssten allerdings zumindest zum Teil darauf angerechnet werden. Startups ohne positiven Cash-Flow blieben deshalb von diesen Krediten ausgeschlossen.

Als Lösung schlagen die Verbände eine veränderte Unterbesicherungstechnik vor, die zusätzliche Sicherheiten, beispielsweise von Seiten der Investoren, vorrangig der Bank zukommen lässt. Ein solches Programm sichere innovative Unternehmen und deren Arbeitsplätze und senke im Gegenzug das Ausfallrisiko des Staates, rechnen die Autoren der Venture-Debt-Initiative vor.

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Bitkom

„Wir brauchen jetzt umgehend Hilfen, um Startups pragmatisch und schnell zu unterstützen, bevor es zu spät ist. Damit sichern wir zehntausende hochqualifizierte Arbeitsplätze ebenso wie unsere technologische Wettbewerbsfähigkeit nach Ende der Krise.“

Dr. Bernhard Rohleder, Bitkom-Hauptgeschäftsführer

Als ergänzende Maßnahme sollte Banken gestattet werden, das Eigenrisiko durch Syndizierung am Markt zu platzieren, wahlweise als Absicherung auf Basis von Einzelunternehmen oder als Portfolio aller finanzierten Unternehmen.

Flankierende Maßnahmen

Darüber hinaus bedarf es aber noch weiterer Anpassungen. So wird der Finanzrahmen unter anderem durch den Umsatz des vergangenen Geschäftsjahres begrenzt, was für FinTechs, die gerade in der Wachstumsphase sind, zu sehr einengt. Diese Regelung sollte entfallen, die verbliebenen Kriterien – Finanzbedarf der kommenden 12 bis 18 Monate und Deckelung auf 200 Prozent der Personalkosten des letzten Geschäftsjahres – sollten dagegen weiter gelten. Allerdings fordern die Verbände bei den Personalkosten die Möglichkeit, in begründeten Einzelfällen auch Ausnahmen zu machen.

Ebenfalls Änderungsbedarf sehen Bankenverband und Bitkom beim Tilgungs-Mechanismus. Dieser sieht bislang eine tilgungsfreie Zeit, anschließend eine kontinuierliche Tilgung vor. Da sich Startups allerdings nicht aus laufenden Gewinnen finanzieren, die eine Tilgung ermöglichen, sondern über Finanzierungsrunden, schlagen die beiden Verbände vor, dass das Venture Debt komplett tilgungsfrei gestellt wird, allerdings verbunden mit einer Tilgungspflicht bei der nächsten Finanzierungsrunde.

BdB und Bitkom sind sich sicher: Mit dieser Venture-Debt-Initiative könnte die unmittelbare Rettung von Startups durch die Hausbanken erfolgen, die die privaten Investoren mit in die Pflicht nehmen. Die zusätzliche Sicherheit der privaten Investoren sichert (nachrangig) auch die KfW. hj

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