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STRATEGIE5. September 2019

Europäische Mobile-Payment-Vereinigung bläst zum Angriff auf ApplePay & Co.

Sieben Zahlungsanbieter haben sich zur Initiative EMPSA zusammengeschlossen, um einen gemeinsamen europäischen Standard für mobiles Payment durchzusetzen. Sie bauen auf eine solide Basis in ihren Heimatländern auf.

Die EMPSA-Gründung, v.l.n.r.: Claus Bunkenborg (MobilePay), Tiago Bianchi De Aguiar (Sibs/MB Way), Mark Majgaard Wraa-Hansen (MobilePay), Nathalie Vandepeute (Bancontact Payconiq), Gonçalo Amaro (Sibs/MB Way), Philippe Kempeners (Bancontact Payconiq), Christian Pirkner (Bluecode), Georg Schardt (Bluecode), Bjorn Skjelbred (Vipps), Joseph Hajj (Swish), Søren Mose (Twint), Markus Kilb (Twint), Anton Stadelmann (Twint). Quelle: Blue Code International/EMPSA
Die EMPSA-Gründung, v.l.n.r.: Claus Bunkenborg (MobilePay), Tiago Bianchi De Aguiar (Sibs/MB Way), Mark Majgaard Wraa-Hansen (MobilePay), Nathalie Vandepeute (Bancontact Payconiq), Gonçalo Amaro (Sibs/MB Way), Philippe Kempeners (Bancontact Payconiq), Christian Pirkner (Bluecode), Georg Schardt (Bluecode), Bjorn Skjelbred (Vipps), Joseph Hajj (Swish), Søren Mose (Twint), Markus Kilb (Twint), Anton Stadelmann (Twint). Blue Code International/EMPSA

 

Die European Mobile Payment Systems Association (EMPSA) beruft sich bei ihrer Gründung auf die EZB und die Deutsche Bundesbank: EZB-Direktor Yves Mersch hatte vor einem Jahr eine größere Unabhängigkeit Europas von ausländischen Bezahldiensten gefordert, ähnlich äußerte sich Burkhard Balz, Vorstand der Bundesbank.

Die EMPSA mit Sitz in Zürich hat sich zum Ziel gesetzt, genau diese Forderung zu erfüllen. Ihre Lösung soll unabhängig sein von Banken, von neuen Anbietern wie ApplePay und GooglePay, sogar von Kreditkartenanbietern wie Visa und Mastercard.

Christian Pirkner, CEO Bluecode; Quelle: Blue Code International
Blue Code International

Zum Gründungsteam gehören das in Deutschland ansässige Start-up Bluecode, Twint aus der Schweiz, Swish aus Schweden, Vipps aus Norwegen, MobilePay aus Finnland und Dänemark, das belgische Bancontact Payconiq und das portugiesische Sibs/MB Way. Bis auf Bluecode stehen hinter allen Teilnehmern Banken oder Bankenverbände. Gemeinsam haben sie in Europa 25 Millionen Kunden und eine Million Händler unter Vertrag. Weitere Partner sollen folgen und die regionale Abdeckung erweitern.

 

„EMPSA ist die Schlüsselinitiative, um eigene Standards und einen wettbewerbsfähigen, interoperablen Rahmen für Europa zu schaffen und verlorengegangenes Terrain im europäischen Zahlungsraum zurückzugewinnen.“

Christian Pirkner, CEO der Blue Code International AG

Ähnliche technische Basis

Die sieben EMPSA-Gründungsmitglieder verwenden allesamt optische Bezahlverfahren, die mittels Scan eines Barcodes oder QR-Codes am Smartphone (iOS und Android) funktionieren. Die gemeinsame Systeminteroperabilität dieser Verfahren rasch herzustellen, ist zentrales Thema der Vereinigung. Sie hat bereits eine erste Arbeitsgruppe eingesetzt, die unter Leitung von Bluecode und Vipps einen gemeinsamen Standard etablieren soll.

Standardisierung nützt den Kunden

Sobald die mobilen Bezahlverfahren der Anbieter kompatibel sind, können User ihre bevorzugte, lokale Mobile-Payment-Lösung auch im Ausland an den Akzeptanzstellen der anderen EMPSA-Teilnehmer nutzen. Nach dem Scan des Codes an der Registrierkasse des Händlers wird der Einkaufsbetrag einfach vom Girokonto der Hausbank des Zahlers abgebucht. Das im Aufbau befindliche europäische „Instant Payments“ könnte sogar für Echtzeit-Transaktionen genutzt werden.

Der Ansatz soll anhand einer Direktanbindung an das Girokonto des Zahlers funktionieren, ohne dazwischengeschaltete US-basierte Debit- oder Kreditkartensysteme. Optische Verfahren laufen auch auf dem iPhone, da der von Apple für Fremdsysteme blockierte NFC-Chip nicht benötigt wird. Zudem kann das mobile Bezahlen mit Mehrwertservices wie digitalen Kundenkarten und Bonusprogrammen verbunden werden. Dies zeigten bereits existierende Kooperationen der EMPSA-Mitglieder, beispielsweise bei den Bezahl-Apps von Alipay, WeChat und Starbucks.

Europäisches vs. deutsches Projekt

Auch innerhalb der deutschen Kreditwirtschaft gibt es Tendenzen, die starke US-amerikanische Konkurrenz gemeinsam zu bekämpfen, laut Handelsblatt unter dem Namen X-Pay. Dieses neue Produkt soll das bislang wenig erfolgreiche Paydirekt und andere Lösungen ablösen. Man erwäge, die bisherigen Lösungen zu einem neuen Verfahren zusammenzufassen und eng an das Girokonto zu koppeln, bestätigte Thomas Ullrich, Vorstand der genossenschaftlichen DZ Bank, gegenüber der Börsen-Zeitung. Diese Bündelung brauche aber sicherlich noch zwei bis drei Jahre. hj

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