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INTERVIEW6. März 2015

Cloud-Dienstleister für FinTechs: Wie viel FinTech-Gen steckt in FI-TS?

Dirk Emminger, Sales Manager beim IT-Provider Finanz Informatik Technologie Service (FI-TS)FI_TS
Dirk Emminger, Sales Manager beim IT-Provider Finanz Informatik Technologie Service (FI-TS)FI_TS
FinTechs sind innovativ – die meisten sogar sehr. Sie denken aus Kundensicht und fordern damit Banken heraus. Etlich planen selber sogar Bank- oder Vollbanklizenz zu beantragen. Wenn es da nicht das Regulierungsthema gäbe.
IT Finanzmagazin sprach mit Dirk Emminger, Sales Manager beim IT-Provider Finanz Informatik Technologie Service, die FinTechs als Kunden gewinnen möchten.

FI-TS – ausgeschrieben Finanz Informatik Technologie Service – ist RZ- und IT-Dienstleister für Banken und Versicherer. Das Unternehmen will sich nun aber auch bei FinTechs ins Spiel bringen.  Dirk Emminger stellte sich unseren Fragen, um herauszufinden ob  FI-TS wirklich offen für FinTechs und deren speziellen Heraus­forder­ungen aus IT-Sicht ist.

Herr Emminger, Sie wollen ja FinTechs als Kunden gewinnen. Hat FI-TS denn auch das FinTech-Gen? Wie sehen Sie FinTechs?

Dirk Emminger: FinTechs sind hochgradig innovativ und verändern den Kontakt zu den Kunden mittels digitaler Technologien. Mit IT-Unterstützung bieten sie Finanzdienstleistungen an, die das veränderte Verhalten der Kunden und deren Wünsche in den Mittelpunkt stellen. Allerdings fokussieren FinTechs nur auf einzelne Angebote und decken nicht die gesamte Dienstleistungspalette einer Bank ab. Das unbestritten große disruptive Potenzial haben auch Banken erkannt und kooperieren mit ihnen wie etwa die DKB und Cringle. Daher ergeben sich auch für uns als etablierter IT-Provider für Finanzdienstleister Ansatzpunkte, um den Dialog aufzunehmen und über eine mögliche Zusammenarbeit zu reden.

Es gibt die großen Player: Paypal, Google, Apple. Wer von denen könnte Banken denn gefährlich werden?

Dirk Emminger: 
Mit Blick auf den deutschen Markt hat sich ja in der Vergangenheit nur Paypal als Herausforder gezeigt. Aus technologischer Sicht haben die schließlich 15 Jahre Vorsprung. Hier ist meiner Meinung nach die deutsche Kreditwirtschaft gefordert, einen eigenen Weg zu finden und eine entsprechende Strategie zu entwickeln. Und das muss schnell geschehen. FinTechs könnten dabei schon eine wichtige Rolle spielen, denn sie bereichern ja den Wettbewerb als Innovationsbringer. Gleichzeitig haben sie umfangreiche Erfahrungen mit kurzen Innovationszyklen, die für das mobile Geschäft besonders wichtig sind. Leider haben aktuell erst wenige Banken die Kooperation mit FinTechs als Chance begriffen.

Das heißt Sie sehen die Kooperation von Banken plus FinTechs als den Königsweg an – den auch die DK gehen sollte?

Dirk Emminger: 
Ja. Banken sollten auf FinTechs zugehen und Kooperationen prüfen. Nur mit strategischen Allianzen haben Banken eine Chance, Innovationen in ihr Geschäftsmodell zu bringen. Diese Meinung vertrete ich aber nicht exklusiv, sondern auch Deutsche Bank Research verweist in der aktuellen Studie „Fintech – The digital (r)evolution in the financial Sector“ darauf. (Anm. d. Red: die genannte Studie finden Sie hier als PDF)

Warum bietet FI-TS überhaupt eine Dienstleistung für FinTechs?

Dirk Emminger: 
IT-Dienstleistungen für Banken, Versicherungen und Finanzdienstleistungen sind unser originäres Kerngeschäft. Hier haben wir sehr viel Erfahrung und deshalb unser Angebot ganz gezielt branchenorientiert ausgebaut. Von daher ist das Herantreten an FinTechs aus meiner Sicht nur ein logischer Schritt. Ebenfalls möchte ich mir persönlich in der Zukunft nicht vorwerfen lassen, „the next big thing“ im Finance-Bereich zu verpassen.

Also auch eine Vorsichtsmaßnahme?

Dirk Emminger: Wenn Kooperationen gemeint sind, sehe ich das mehr als Notwendigkeit und nicht als Vorsichtsmaßnahme. Eine Bank ist in der Regel kein Technologieunternehmen. Im Vordergrund steht bei Kreditinstituten doch immer noch die Finanzberatung und das bankfachliche Wissen der Mitarbeiter. Für innovatives und zeitgemäßes Banking brauche ich aber Technologie, um etwa auf die veränderten Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Und da haben FinTechs häufig einen Wissensvorsprung.

Welche Services bietet FI-TS als Unterstützung an?

Dirk Emminger: 
Wir haben uns bereits frühzeitig mit dem Thema Cloud Computing in der Finanzwelt auseinander gesetzt und entsprechende Lösungen entwickelt. Mit der FI-TS Finance Cloud haben wir seit 2011 frühzeitig ein adäquates Angebot für die Branche in unser Portfolio aufgenommen.
Gleichzeitig sind die Dienstleistungen und auch das Denken der FinTechs absolut cloudzentriert ausgerichtet. Aus meiner Sicht passt unser Angebot gut zu einer möglichen Nachfrage bei diesen Unternehmen.

Bei Cloud meinen Sie aber sicher Private-Cloud-Technologie, richtig?

Dirk Emminger:
 Definitiv ja. Nur mit einer geschlossenen IT-Infrastruktur lassen sich überhaupt die aufsichtsrechtlichen Vorgaben in Bezug auf die Finanz- und Versicherungswirtschaft einhalten. Aber in einigen Teilen werden mittlerweile auch Community Clouds produktiv eingesetzt. Hier sammeln wir gerade mit Landesbanken erste Erfahrungen. Eine solche gemeinschaftliche Cloud-Lösung verbindet die Vorteile der Private Cloud mit denen der Public Cloud. Insbesondere standardisierte Softwarekomponenten wie SAP Rechnungswesen oder Personalwesen eignen sich für den Einsatz aus einer mandantenfähigen Cloud-Umgebung heraus. Aber auch das natürlich unter dem Fokus des Betriebs in geschlossenen Infrastrukturen.

Und worin sehen Sie nun den Vorteil, wenn man als FinTech mit FI-TS statt mit einem lokalen Rechenzentrumsbetreiber zusammenarbeiten würde?

Dirk Emminger: 
Auch für die meisten FinTechs gelten die hohen und umfangreichen aufsichtsrechtlichen Vorgaben der Finanzwirtschaft. Branchenversierte Provider wie FI-TS sind entsprechend zertifiziert und stehen zudem in einem Dialog mit den Aufsichtsbehörden. Hier erhalten wir einen umfassenden Einblick auf die Sichtweise der Aufsichtsbehörde in Bezug auf prüfungsrelevante Sachverhalte. Daher können wir unser Portfolio frühzeitig auf die aktuellen Vorgaben ausrichten.
Zusätzlich bieten wir Zugang in ein exklusives und geschlossenes Netzwerk zur IT in der Finanzwirtschaft. Von unserer langjährigen Erfahrung profitieren letztlich alle unsere Kunden, indem wir unser Wissen mit ihnen teilen beziehungsweise an sie in Form von Dienstleistungen weitergeben.
Hinzu kommt ein noch gänzlicher unterschätzter Punkt. FinTechs benötigen ab einer bestimmten Größe spezielles technologisches Consulting etwa in Bezug auf IT-Security oder Skalierbarkeit. Das können hierzulande eigentlich nur Dienstleister mit dem entsprechenden Branchenfokus leisten.

Unter uns – das klingt alles andere als günstig. Was ist  so eine typische Leistung und was kostet sie?

Dirk Emminger: 
Aktuell haben wir zwei Leistungspakete im Angebot, die sich preislich an Nutzerzahl und benötigtem Speicherplatz orientieren. Einen Secure File Service mit dem Secure Data Room für eine sichere Zusammenarbeit an Dokumenten sowie Filesharing-Komponenten im Dropbox-Stil ab 50 Euro pro Monat. Und Infrastructure-as-a-Service-Leistungen aus der sicheren FI-TS Finance Cloud ab monatlich 250 Euro.

Neben den beiden Paketen wird es vermutlich auch individuelle Lösungen geben?

Dirk Emminger: 
Für FinTechs ist ja im Besonderen Maße eine schnelle Time-to-Market-Spanne von entscheidender Bedeutung. Daher gilt für die Zusammenarbeit: So standardisiert wie möglich und so individualisiert wie nötig.

Nun ticken FinTechs ja grundsätzlich anders – da ist oft das “Du” obligatorisch und über Reaktionszeiten müssen wir gar nicht erst reden. Gibt es bei FI-TS ein eigenes Inhouse-FinTech-Team?

Dirk Emminger: 
Auch unsere Mitarbeiter werden als Teil einer IT-Company gerne geduzt. Zurzeit gibt es noch kein dezidiertes FinTech-Team bei FI-TS, aber beim Thema schnelle Reaktionszeiten verfügen wir über entsprechende Schnittstellen und definierte Prozesse. Denn auch unsere „normalen“ Bankkunden stellen hohe Erwartungen, was etwa die Verfügbarkeit von Systemen angeht. Gerade in den letzten Wochen rufen mich einige FinTechs aber auch einfach mal an. Sie wollen dann eine Idee durchspielen oder fragen nach meiner Meinung zu ihrem Geschäftsmodell.

Kleiner Ausflug in die Technik – welche RZ-Strukturen, Peerings, Server, Zusatzleistungen sind vorhanden, die speziell für FinTechs interessant wären?

Dirk Emminger: 
FinTechs gehen auf der technischen Seite nicht in die Tiefe. Sie fragen nicht nach CPU und RAM, sondern nach einem Gesamtkonzept. Ein wichtiger Aspekt ist dabei das Thema Flexibilität und Skalierbarkeit der Systeme bei steigenden Nutzer- und Zugriffszahlen. Wir bieten unsere Leistungen aus TÜV-zertifizierten Rechenzentren in Deutschland an. Diese sind sowohl MaRisk- als auch Bafin-konform. Hinzu kommt die Anbindung an die bekannten Finanzmarktplätze über dedizierte Netze.

Also selbst wenn es FinTechs nicht so sehr interessiert – mich interessiert zumindest das Peering. Wie sind die Rechenzentren denn nun angebunden?

Dirk Emminger: 
Wir bieten unseren Kunden über dedizierte Netzleitungen eine direkte Anbindung an unser Rechenzentrum. Zusätzlich ermöglichen wir eine direkte Crednet-Anbindung für eine sichere Kommunikation in der Finanzwirtschaft. Und als Internet Service Provider sind wir über diverse Carrier ans Internet angebunden.

Nun ist bei Startups der Exit oft Teil des Konzepts. Wie gut, leicht, günstig können die Leistungen an andere Betreiber übergeben werden?

Dirk Emminger: 
Da wir uns an die vorgegebenen Industriestandards halten, lassen sich Leistungen grundsätzlich sehr einfach zu FI-TS hintransferieren, aber auch wieder wegtransferieren.

Heißt auch, dass Sie sehr kurze Vertragslaufzeiten anbieten?

Dirk Emminger:
Ja. Bei den genannten Secure Dataroom Lösungen drei Monate und bei Serverleistungen einen Monat. Wobei wir die Server-Leistungen aus der Finance Cloud Tag-genau abrechnen und daher im eigentlichen Sinne keine wirklichen Vertragslaufzeiten definiert sind.

Vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit und die interessanten Einsichten.

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