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STRATEGIE17. März 2021

Low Code für mehr Agilität in der Produktentwicklung

Andreas Balsiger, Head of Product Management Axon Ivy Axon Ivy

Low-Code-Plattformen sind aktuell im Trend. Der Einsatz einer solchen Entwicklungsumgebung allein führt jedoch nicht zwingend zum Erfolg. Vielmehr kommt es auf ein flexibles Zusammenspiel mit klassischen Programmierwerkzeugen an, um geschäftskritische Applikationen von Finanz- und Versicherungsinstituten effizient und erfolgreich umsetzen zu können.

von Andreas Balsiger, Head of Product Management Axon Ivy

Wir sind bei­na­he mit der Mo­der­ni­sie­rung der Stan­dard-ERP-Soft­ware fer­tig. Nächs­ten Mo­nat soll­ten wir so weit sein.“

So oder ähn­lich lau­tet die ty­pi­sche Ant­wort, wenn IT-Ab­tei­lun­gen ei­nes Fi­nanz- oder Ver­si­che­rungs­in­sti­tuts ge­fragt wer­den, ob Sie sich der­zeit mit der Ent­wick­lung neu­er Ap­pli­ka­tio­nen oder Ser­vices be­schäf­ti­gen. Dies zeigt ein Pro­blem deut­lich auf:

IT-Abteilungen sind mit der Pflege und Modernisierung bestehender Systeme bereits ausgelastet und verfügen nicht über die nötige Kapazität, neue Lösungen für die sich ständig verändernden Anforderungen zu entwickeln.”

Der klassische IT-Ansatz reicht hier nicht mehr aus, denn die IT muss heute „bimodal“ organisiert sein. Das heißt, die Verwaltung von Standardsoftware und die schnelle Entwicklung neuer, agiler Anwendungen für Kunden und Partner existieren als Hauptaufgaben der IT nebeneinander und müssen gleichermaßen abgedeckt werden. Das erfordert in Zukunft eine nahtlose Symbiose von traditioneller und agiler IT. Low-Code-Applikationen werden hier zum entscheidenden Bindeglied für die Finanzbranche, führen aber nur richtig angewendet zum gewünschten Erfolg.

Low-Code-Plattformen allein reichen nicht aus

Alles oder nichts – so lau­tet die De­vi­se vie­ler Low-Code-An­bie­ter. Das hei­ßt, sie bie­ten aus­schlie­ß­lich Low-Code-Funk­tio­na­li­tä­ten und kei­ner­lei zu­sätz­li­che Mög­lich­kei­ten zur Pro­gram­mie­rung an. Das macht die Tech­no­lo­gie nur ein­ge­schränkt ein­setz­bar und für die Ent­wick­lung kom­ple­xer An­wen­dun­gen un­in­ter­es­sant. In Kom­bi­na­ti­on mit ei­ner Pro­zess­au­to­ma­ti­sie­rungs­platt­form kann Low Code hin­ge­gen ein viel grö­ße­res Po­ten­zi­al ent­fal­ten. Da­bei spie­len Pro­zess­aus­füh­rung, Auf­ga­ben­zu­wei­sun­gen, Stell­ver­tre­ter­re­ge­lun­gen mit De­le­ga­tio­nen so­wie die An­bin­dung von Ba­ckend-Sys­te­men über Stan­dard-Kon­nek­to­ren bis hin zu Soft­ware-Ro­bo­tern (Ro­bo­tic Pro­cess Au­to­ma­ti­on, RPA) ei­ne zen­tra­le Rol­le. Die IT wird so bei der Pro­gram­mie­rung von Ba­sis­funk­tio­nen durch Low Code ent­las­tet, oh­ne die Mög­lich­keit zu ver­lie­ren, kom­ple­xe­re Ja­va-Pro­gram­me oder Web-Ober­flä­chen selbst zu schrei­ben. Die Pro­zess­au­to­ma­ti­sie­rungs­platt­form über­nimmt da­bei die Orchestrierung.

Low-Code-Plattformen erleichtern die Produktentwicklung

Agile Prozesse, wie sie bei der Entwicklung von Finanzprodukten zum Einsatz kommen, eignen sich besonders gut für den Einsatz von Low-Code-Plattformen. Der Entwicklungsprozess umfasst typischerweise viele Einzelschritte und erstreckt sich über viele Beteiligte und Abteilungen hinweg.

In der Umsetzung ist deshalb Agilität, wie sie Low Code bietet, elementar, um jederzeit Transparenz und einfache Anpassbarkeit des Prozesses – auch selbstständig durch die Fachabteilung – sicherstellen zu können.”

Neben die­ser durch Low Code er­mög­lich­ten Agi­li­tät muss bei der Aus­wahl der rich­ti­gen Pro­zess­au­to­ma­ti­sie­rungs­platt­form aber auch auf fle­xi­ble Ent­wick­lungs­mög­lich­kei­ten für User-In­ter­faces so­wie In­te­gra­ti­ons­mög­lich­kei­ten in die be­ste­hen­de IT-In­fra­struk­tur und die da­mit ver­bun­de­nen De­v­Ops-Pro­zes­se ge­ach­tet wer­den. Nur so kann ei­ne An­wen­dung über den, durch Low Code ge­bo­te­nen, Stan­dard-Rah­men hin­aus er­wei­tert wer­den. Wei­ter las­sen sich da­durch kom­ple­xe The­men wie die Sour­ce-Code/Pro­jekt-Ver­wal­tung, die Ein­hal­tung von Ap­pli­ka­ti­ons­ent­wick­lungs- und Com­p­li­an­ce-Richt­li­ni­en, sich häu­fig än­dern­de Web-/HTML-Stan­dards, Da­ten­spei­che­rung, Test­pro­zes­se und -au­to­ma­ti­sie­rung abdecken.

Flexible User Interface Entwicklung: Mehr als Design von der Stange

Autor Andreas Balsiger, Axon Ivy
Experte für Low Code: Andreas BalsigerSeit über 15 Jahren ist Andreas Balsiger in der IT-Branche tätig und seit 2010 Head of Product Management der Schweizer Axon Ivy AG (Webseite). Er erkannte bereits früh, dass ihn die Schnittstelle zwischen IT und Fachabteilung interessiert. Dies führte ihn zum Studium der Wirtschaftsinformatik mit Diplomabschluss an der Fachhochschule Luzern sowie zum EMBA Studium General Management mit Diplomabschluss an der Berner Fachhochschule.

Um ma­xi­ma­le Nut­zer­freund­lich­keit („Usa­bi­li­ty“) zu er­rei­chen, ge­nügt es nicht, ein mo­der­nes Web­de­sign „out of the bo­x“ mit we­ni­gen Klicks zu ge­ne­rie­ren. Ei­ne Pro­zess­au­to­ma­ti­sie­rungs­platt­form muss auch die Mög­lich­keit ge­ben, al­le Be­rei­che und Ele­men­te des User In­ter­face punkt­ge­nau de­fi­nie­ren zu kön­nen, so­dass An­wen­dern nur die In­for­ma­tio­nen dar­ge­stellt wer­den, die sie be­nö­ti­gen. Zu­sätz­lich soll­ten al­le Dia­lo­ge und Ein­ga­be­mas­ken auch mit Hil­fe von vor­ge­füll­ten Aus­wahl­fel­dern (via Da­ten­in­te­gra­ti­on/Shared Ser­vices) und um­fas­sen­den Va­li­die­run­gen von Ein­ga­ben hin­sicht­lich ih­res Feh­ler­po­tenzi­als op­ti­miert wer­den. Als Er­geb­nis er­hal­ten An­wen­der in­tui­tiv be­nutz­ba­re Be­nut­zer­ober­flä­chen oh­ne gro­ßar­ti­ge Schu­lungs- und Do­ku­men­ta­ti­ons­not­wen­dig­keit. Das er­höht Ge­schwin­dig­keit und Qua­li­tät und senkt gleich­zei­tig Pro­zess- und Personalkosten.

IT-Infrastruktur: Die Definition des Datenmodells als Grundlage

Basis für die agi­le und sinn­vol­le In­di­vi­dua­li­sie­rung ei­nes spe­zi­fi­schen Ge­schäfts­pro­zes­ses wie der Pro­dukt­ent­wick­lung mit­tels ei­ner Pro­zess­au­to­ma­ti­sie­rungs­platt­form ist die De­fi­ni­ti­on ei­nes Da­ten­mo­dells, das so­wohl für die In­te­gra­ti­on in die be­ste­hen­de IT-In­fra­struk­tur, die Dar­stel­lung im User In­ter­face, als auch für die Da­ten­spei­che­rung her­an­ge­zo­gen wird. Die Da­ten-Per­sis­tenz-Funk­tio­na­li­tät der Platt­form soll­te die nötige Fle­xi­bi­li­tät bie­ten, so­wohl klas­si­sche re­la­tio­na­le Nor­mal­fall-Sze­na­ri­en (SQL) wie auch No-SQL und be­ste­hen­de Da­ta-Wareh­ou­se-An­sät­ze be­die­nen zu kön­nen. Shared Ser­vices schaf­fen die an­ge­streb­te zen­tra­le Ver­wal­tung und Wie­der­ver­wend­bar­keit auch für Pro­zes­se au­ßer­halb der Produktentwicklung.

Dank Low-Code-Un­ter­stüt­zung bie­tet ei­ne ge­eig­ne­te Pro­zess­au­to­ma­ti­sie­rungs­platt­form Stan­dard-Kon­nek­to­ren, wie Chat-/VOIP-In­te­gra­ti­on, E-Mail-/Of­fice-Kon­nek­to­ren, Ver­knüp­fun­gen zu DMS-/Ar­chiv­sys­te­men und ERP-Sys­te­men so­wie Iden­ti­ty Ac­cess Ma­nage­ment und HR-An­bin­dun­gen. Die­se sor­gen da­für, dass In­te­gra­ti­ons­the­men wie Da­ten­map­ping, Da­ten­trans­for­ma­ti­on, Feh­ler­be­hand­lung, Tes­ting und Ca­ching schnel­ler und ein­fa­cher um­ge­setzt wer­den kön­nen. Aber auch hier ist auf ent­spre­chen­de tech­ni­sche Leis­tungs­fä­hig­keit, of­fe­nen Ar­chi­tek­tur­an­satz inkl. Er­wei­ter­bar­keit durch Code und Un­ter­stüt­zung von we­sent­li­chen Markt-Stan­dards wie REST, SOAP, Open­API, ODa­ta, OA­uth, zu achten.

Low Code als Teil des großen Ganzen

Für den langfristigen und strategischen Erfolg beim Einsatz einer Low-Code-Technologie ist entscheidend, dass IT-Fachkräfte und Entwickler nicht durch eine „Blackbox“-Plattform eingeschränkt oder ausgegrenzt werden, sondern die Low-Code-Umsetzung den klassischen IT-Ansatz ergänzt und unterstützt.”

Dann kann die Technologie Finanz- und Versicherungsinstituten neuen Handlungsspielraum verschaffen. Als Teil einer Prozessautomatisierungsplattform birgt Low Code das große Potenzial, die Ansätze der bimodalen IT miteinander zu verbinden und die Grundlage für ein agiles und flexibles Arbeiten zu schaffen – sowohl für Fach- als auch für IT-Abteilungen.Andreas Balsiger, Axon Ivy

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