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MEINUNG29. März 2021

„Die Deutschen werden die Kartenzahlung überspringen“ – Interview mit Unzer-COO Robert Bueninck

Robert Bueninck, COO bei Unzer
Robert Bueninck, COO bei UnzerUnzer

Vor vier Wochen hatte der langjährige deutsche Klarna-Chef Robert Bueninck seinen ersten Arbeitstag als Vertriebschef des Heidelberger Zahlungsdienstleisters Unzer. Wir haben mit ihm über seine neue Aufgabe, die neue Vertriebsstrategie und die technologischen Herausforderungen im Payment-Bereich gesprochen – und erfahren, in welchem Payment-Segment die Deutschen eine Sonderstellung einnehmen (werden).

Herr Bueninck, zunächst einmal Glückwunsch zur neuen Herausforderung… wie waren die ersten Tage an Bord, was ist anders als im alten Job?

[B]isher ist mein erster Eindruck von Unzer und meinem Team extrem positiv. Selten habe ich ein Unternehmen kennengelernt, in dem derartig viel Aufbruchsstimmung herrscht. Man spürt wirklich zu jedem Zeitpunkt, dass Unzer Großes vorhat. Ich habe bei Unzer ein sehr engagiertes und erfahrenes Team vorgefunden. Durch die aktuelle Pandemiesituation kann ich leider nicht jeden Mitarbeiter persönlich treffen. Unzer hat jedoch sehr gute digitale Strukturen aufgebaut, so dass ich meine ersten Tage direkt produktiv gestalten und viele Kollegen zumindest virtuell kennenlernen konnte. Trotzdem freue ich mich darauf, alle Kollegen und Kolleginnen hoffentlich bald „in Echt” treffen zu können und nicht nur auf einem Bildschirm.

Was waren überhaupt die Beweggründe für einen Wechsel nach so vielen Jahren? Noch dazu aus einem Unternehmen wie Klarna heraus, das zumindest von außen derzeit spannender wirkt als je zuvor…

Robert Bueninck: Nach fast einem Jahrzehnt Klarna war es einfach Zeit für eine Veränderung. Meine Leidenschaft und auch meine Stärke liegt im Aufbau von Unternehmen, die keine Startups mehr sind, aber noch einen großen Wachstumsschritt machen können und werden. Genau an dieser Schwelle befindet sich Unzer derzeit.

Durch die neue Ausrichtung gibt es ein riesiges Entwicklungspotenzial, sowohl im DACH-Raum, als auch international.“

Durch die neue Ausrichtung gibt es ein riesiges Entwicklungspotenzial, sowohl im DACH-Raum, als auch international. Hier kann ich meine Stärken optimal einbringen. Ein weiterer reizvoller Aspekt für mich ist das breite Produkt- und Service-Portfolio. Damit sind meine Aufgaben facettenreich, ich arbeite mit höchst unterschiedlichen Produkten und Kunden. Und natürlich reizt es mich einfach sehr, Teil dieser deutschen Tech-Erfolgsgeschichte zu sein.

Unzuer

Als Chief Commercial Officer sind Sie verantwortlich für die Vertriebsstrategie bei Unzer. Was wollen Sie da ändern, wo (und wofür) steht das Unternehmen?

Robert Bueninck: Der große, offensichtliche Push ist der in Richtung Internationalisierung. Im deutschen und österreichischen Markt haben wir bereits eine gute Position, die wir natürlich weiter ausbauen wollen und werden. Ich will dabei helfen, Unzer zu einem europäischen Schwergewicht im Payment zu machen. Dabei legen wir den Fokus voll und ganz auf unsere Händler. Was sind ihre Ansprüche und Wünsche? Was braucht der Händler, um erfolgreich zu sein? Kurzum: Wie sieht ihr idealer Partner aus? Perspektivisch gehen unsere Angebote aufgrund der Bündelung der verschiedenen Zukäufe unter der Marke „Unzer“ auch über Payment-Lösungen hinaus – es bleibt also spannend.

Die Umfirmierung von Heidelpay zu Unzer liegt erst einige Monate zurück – was hat sich seitdem geändert?

Robert Bueninck: Es ist ja nicht nur ein neuer Name. Unzer ist nicht „heidelpay 2.0”. Heidelpay war eine von vielen Firmen, die das neue Unzer bilden.

Durch die strategischen Zukäufe sorgfältig ausgewählter Unternehmen und Services können wir jetzt die komplette Wertschöpfungskette des Payments abdecken. “

Wir haben nach und nach noch fehlende Puzzleteile ergänzt. Unzer ist heute ein echter „End-To-End” Merchant Solutions Provider. Damit einhergehend gibt es neue Produkte und Standorte. Und natürlich etliche neue Kollegen. Das Unternehmen hat also noch einmal auch personell ein enormes Wachstum hingelegt.

Im Interview: Robert Bueninck, Unzer
Unzuer

Robert Bueninck ist seit März 2021 Chief Commercial Officer bei Unzer, einer modularen Plattform für den internationalen Zahlungsverkehr. Bueninck ist hier für die Geschäftsentwicklung in den Bereichen Sales und Marketing und damit für die Vertriebsstrategie, das Onboarding und die Erweiterung des Kundenstamms von Unzer in ganz Europa verantwortlich. Er war mehr als acht Jahre für den Zahlungsdienstleister Klarna tätig, zuletzt als Geschäftsführer für die DACH-Region.

Ein Thema ist ja die Internationalisierung – wo Sie mit internationalem Hintergrund sicher entsprechende Erfahrungen mitbringen. Was wollen Sie persönlich an Veränderungen umsetzen und wie sehen Sie die Chancen für Unzer in dieser Hinsicht?

Robert Bueninck: Die größte Chance ist, dass nur wenige Anbieter ein so umfangreiches Produktportfolio rund um Payments und Merchant Solutions wie Unzer anbieten können, gerade europaweit. Ich kenne durch meine vorherige Tätigkeit den Markt in Deutschland sehr gut, aber ich stehe – wie Sie richtig vermuten – natürlich gleichzeitig auch für eine internationale Ausrichtung unseres Wachstums.

Der E-Commerce boomt und die Deutschen entdecken zusätzlich die Liebe zum Bargeldlosen. Klingt ja nach einer komfortablen Ausgangslage für einen Payment Service Provider…. Wo fängt man da an und welcher der beiden Bereiche ist aus Ihrer Sicht wichtiger?

Robert Bueninck: Beide sind gleichermaßen wichtig. Denn unser erklärtes Ziel ist es, echten Omni-Channel zu ermöglichen. Wir sind technologisch so aufgestellt, dass es keinen Unterschied macht, ob der Händler on- oder offline agiert. Mit unseren Lösungen lassen sich beide Bereiche gleichermaßen optimal umsetzen. Und ich denke, ohne richtiges Omnichannel-Konzept wird es für Händler in der Zukunft ohnehin schwierig. Die Corona-Krise wirkt hier als Beschleuniger. Aber dennoch: der POS wird jetzt auch nicht aus unserem Alltag verschwinden. Im Gegenteil, wir sehen aktuell ja auch, wie wichtig das stationäre Geschäft für viele Menschen ist und wie sehr sie es auch vermissen.

Was sind insgesamt aus Ihrer Sicht die Trends im Payment-Geschäft, die uns in den nächsten Monaten am meisten beschäftigen werden?

Robert Bueninck: Kontaktloses Bezahlen hatten Sie bereits angesprochen; ich denke, dass die Beliebtheit hier weiter zunehmen wird. Dabei waren die Kartenzahlungen in Deutschland nie so beliebt wie in anderen Ländern, jetzt etabliert sich sogar das Bezahlen mit Handy recht schnell.

Deswegen denke ich, dass die Deutschen die Kartenzahlung im Grunde überspringen und direkt zu Mobile Payments übergehen werden, wie es auch im asiatischen Raum der Fall war. Das wirkt sich auch zu einem gewissen Grad auf Wallet-Lösungen aus.“

Wer an der Supermarktkasse mit Apple Pay bezahlt, nutzt diese Methode auch häufiger online, um alle Ausgaben auf einen Blick zu sehen. Apropos Supermarktkasse: Der POS wird immer smarter, da ist kontaktloses Bezahlen nur der Anfang. Mit dem Selbstscanner und Self Checkout sehen wir das schon jetzt, weitere Lösungen werden hier folgen.

Transaktionsmanagement auf der einen Seite, Acquirer-Bank auf der anderen Seite: Wo sieht sich Unzer da und was ist der Bereich, in dem in Zukunft das meiste Potenzial liegt?

Robert Bueninck: Wir haben nun zwar eine Acquiring-Lizenz, aber das ist nur ein Teil unseres Portfolios. Letztlich bestimmen unsere Kunden, wo der Weg hingeht. Insgesamt denke ich, dass das Transaktionsmanagement insgesamt perspektivisch noch stärker im Fokus sein könnte. Wir bieten beides an – welcher Bereich erfolgreicher sein wird, entscheiden unsere Händler und ihre Kunden.

Herr Bueninck, herzlichen Dank für dieses Gespräch. tw

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