ALLGEMEIN18. April 2024

Bezahlkarte für Geflüchtete: Wer bekommt den Zuschlag und wer ist aus dem Rennen?

(Foto: mcfields / Bigstock).

Es ist ein Auftrag, der nicht nur prestigeträchtig ist, sondern auch als sehr lukrativ für Zahlungsdienstleister sein dürfte: die Entwicklung der Geflüchtetenkarte, die derzeit ausgeschrieben ist. Lange wurde darüber spekuliert, wer hier zum Zuge kommen könnte. Inzwischen ist immerhin bei einigen klar, dass sie den Zuschlag nicht bekommen werden – darunter auch große Namen. Interessanterweise sind es gerade einige kleinere FinTechs, die sich noch gute Chancen ausrechnen können, die Bezahlkarte für Geflüchtete umzusetzen.

Vor einigen Tagen wurde im Bundestag die Bezahlkarte für Geflüchtete beschlossen. Demnach sollen Geflüchtete bundesweit nur noch einen kleinen Teil der finanziellen Mittel in bar bekommen, wohingegen ein Großteil über eine Debitkarte abgewickelt werden soll, die unter anderem verhindert, dass übriges Geld an Verwandte ins Ausland überwiesen werden kann. Auch soll verhindert werden, dass Schlepper längerfristig von deutschem Steuergeld finanziert werden könnten. In Deutschland erhalten laut Bundesministerium für Arbeit und Soziales rund 320 000 volljährige Menschen Asylbewerberleistungen.

Ob die Karte zusätzlich regional oder branchenspezifisch eingeschränkt wird (Stichwort Glücksspiel ausgeschlossen) ist noch unklar. Immerhin soll die Bargeldausgabe an Automaten auf ein Minimum beschränkt werden. Ob all das ein Anreiz für Geschäfte ist, endlich flächendeckend bargeldlose Zahlungen anzunehmen, bleibt abzuwarten.

Zweistelliger Millionenauftrag – pro Jahr

Inzwischen wird vor allem darüber spekuliert, welcher Zahlungsabwickler oder welches Start-up den lukrativen wie prestigeträchtigen Auftrag ergattern kann. Unter anderem die Süddeutsche Zeitung, aber auch einige andere Redaktionen haben hierzu in den letzten Tagen recherchiert. Dabei geht’s um die 14 Bundesländer betreffende Bundeslösung, während in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern andere Lösungen gefunden werden sollen.

Klar ist, dass gut ein Dutzend Anbieter auf die beim Ausschreibungsdienstleister Dataport vorliegenden Ausschreibung beworben hatten, die Frist hierfür endete kurz vor Ostern. Dataport koordiniert solche Ausschreibungen als einer der IT-Dienstleister für öffentliche Verwaltung.

Das Unternehmen hat anhand einer Punkteskala die jeweiligen Bewerbungen gesichtet und so eine Art (nicht-öffentliches) Ranking erstellt. Punkten konnte beispielsweise ein Bewerber, der in den letzten fünf Jahren nachweislich in der Lage war, ein Zahlungssystem einzurichten und dieses zu betreiben. Zusätzliche Punkte gab es insbesondere, sofern der Anbieter bereits Erfahrung mit Aufträgen der öffentlichen Hand hatte. Bewertet wurde auch, ob und wie viele Zahlungskarten der Teilnehmer bei einem seiner letzten Referenzprojekte ausgegeben hatte. Die Bewerber konnten umso mehr Punkte sammeln, je mehr Karten sie ausgegeben hatten.

S-Payment und Solaris kamen nicht weiter

Interessanterweise haben gleich drei durchaus prominente Anbieter die erste Runde nicht geschafft, darunter die Sparkassen, die über die S-Payment im Rennen waren. Auch die Solaris als Banking-as-a-Service-Anbieter für zahlreiche Banken, die ja unter anderem durchaus große Projekte für eine Vielzahl an Banken und FinTechs verantwortet haben, kamen nicht weiter. Ebenso raus ist offenbar das Start-up Viafintech, besser bekannt unter seiner Marke “Barzahlen”.

Wo die Sparkassen gepatzt haben und warum die Sparkassen aus dem Rennen sind, lässt sich freilich nicht sagen – erstaunlich, da etwa die Sparkasse Hannover bereits eine solche Bezahlkarte am Start hat. Der Sparkassenverband in Berlin teilte auf Anfrage mit: Man habe sich an der Ausschreibung auf Grund der hohen politischen Relevanz des Themas beteiligt und wolle eine zukunftsfähige, bundesweit einheitliche Bezahllösung bereitstellen. “Wir hatten kein eigenes Gewinninteresse an einer solchen Ausschreibung”, erklärte der Verband gegenüber T-Online.

FinTechs aus Bayern könnten den Kartenauftrag bekommen

Gute Chancen können sich hingegen laut den Medienrecherchen zwei bayerische Start-ups ausrechnen – zum einen Givve aus München, die unter anderem die im thüringischen Greiz verwendete Karte herausgeben als auch Paycenter, die in Bayern die dort präferierte Sonderlösung gestalten dürfen und hier bereits den Zuschlag bekommen haben.

Außerdem sollen noch vier weitere Bewerber im Rennen sein, die jetzt in den nächsten Wochen ein umfangreicheres Angebot einreichen und um den lukrativen Auftrag pitchen dürfen. Die Nutzer der Bezahlkarte sind damit Kunde bei dem Unternehmen, das laut einem Branchenexperten bei jeder Aufladung und an jedem einzelnen Kunden Geld verdienen wird. Die Rede ist von einem mittleren achtstelligen Budgetvolumen pro Jahr und gegebenenfalls einer Startfinanzierung.tw

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