STRATEGIE18. März 2024

Visa-Wachstum: Ein fragwürdiges Zahlenwerk …

Visa Wachstum: Ein fragwürdiges Zahlenwerk - Der Kommentar von Frank Braatz, ChR Source-Magazin
Frank Braatz, Chefredakteur SourceSource

Die Zahlen, mit denen Visa das beeindruckende Wachstum in Deutschland untermauern will (hier), sind durchaus fragwürdig – und dies gleich an mehreren Stellen.

Kommentar von Frank Braatz, ChR Source-Magazin

Wenn sowohl zum Umsatz als auch zu den Transaktionszahlen das Wachstum nur in Prozentwerten angegeben wird, dann sind das einfach nur Behauptungen ohne nachvollziehbaren Beleg. Solche Zahlen sind doch ziemlich wertlos und – nicht nur für Journalisten – äußerst unbefriedigend.

Die einzige Aussage, die sich daraus ableiten lässt: Bei einem Plus von 33 Prozent bei der Zahl der Debitkarten erscheinen die Wachstumsraten bei Transaktionen und Umsatz längst nicht mehr so beeindruckend wie auf den ersten Blick.

Bei der Zahl der Debitkarten, die immerhin konkret beziffert wird, fehlt der Hinweis darauf, dass allein rund die Hälfte davon auf die Konten von ING und DKB gehen.

Beim Rest dürfte es sich vermutlich weitgehend um girocards mit Visa Debit Cobadging handeln. Aussagekräftige Angaben dazu: Fehlanzeige.”

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Wenn Visa behauptet, die Zahl der Akzeptanzstellen „im stationären Handel“ sei um 20 Prozent auf 1,27 Millionen gestiegen, dann steht das in krassem Wiederspruch zur Studie „POS-Systeme 2024“ des EHI, die eine rückläufige Zahl an Kassen im deutschen Einzelhandel konstatiert. Das Institut nennt für 2023 eine Zahl von 931.000 Kassen (2022: 976.900 Kassen) und hat dabei schon den „Handel“ im weiteren Sinne erfasst, wozu unter anderem auch Bäckereien, Tankstellen und Friseure gehören.

Dies legt die Vermutung nahe, dass Visa hier unter anderem auch Hotels, Restaurants, Autovermieter, Bahn- und Fluggesellschaften, Lieferdienste sowie Fahrkarten-, Verpflegungs- und Geldautomaten zum „stationären Handel“ zählt. Böse Zungen sollen gar behaupten, Visa hätte auch noch alle Leihfahrräder und E-Roller mitgezählt.

Wenn Albrecht Kiel sich dann – peinlichst darauf bedacht, die girocard nicht beim Namen zu nennen – zur Zahl der Terminals äußert, dann sollte man doch tunlichst nicht den Realitätsgehalt seiner Behauptung anzweifeln, sondern vielmehr die großartige Kreativität Derjenigen bewundern, die ihm dieses Zitat – vollkommen überflüssigerweise – in den Mund gelegt haben.

31.03.2024: Ergänzung und Berichtigung zu Visa Debitkarten

Nach Auskunft von Visa handelt es sich bei den im Rahmen der Jahrespressekonferenz genannten 16 Millionen Debitkarten ausschließlich um reine Visa Karten ohne Cobadging. Zu den Herausgebern dieser Karten gehören neben DKB und ING unter anderem comdirect, Consorsbank, HypoVereinsbank, Santander und Targobank. Bei den meisten Banken ersetzt die kostenlose Visa Debitkarte die bisherige girocard, die zum Teil noch auf Kundenwunsch gegen Gebühr angeboten wird. Eine Ausnahme bildet die HypoVereinsbank, die die Visa Debitkarte zusätzlich zur girocard ausgibt.Frank Braatz, Chef­re­dak­teur Sour­ce

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