STRATEGIE26. September 2023

Click to Pay (C2P): Visa zielt mit Check-out-Lösung auf den Einzelhandel und Banken

Visa, Mastercard, American Express, Discover, JCB und China Union Pay haben die neue Check-out-Lösung „Click to Pay“ entwickelt. Visa fokussiert dabei den Einzelhandel. C2P soll nun nach und nach bei Händlern ausgerollt werden. Wer meint, das betreffe nur Onlineshops, der irrt. Volker Koppe, Head of Strategic Initiatives, Central Europe, von Visa erklärt, was Banken damit zu tun haben.

Click to Pay im Online-Shop
Visa

Herr Koppe, ist Click to Pay so etwas wie Amazon 1-Click?

Die Idee ist ähnlich: Wir wollen den Check-out mit der Visa Debit- oder Kreditkarte so einfach wie möglich machen, im Idealfall mit nur einem Klick. Denn einmal für Click to Pay registriert, entfällt bei teilnehmenden Onlineshops die Eingabe der Kartendaten und eines Passworts für das Bezahlen – auch, wenn die Karteninhaber in diesem Shop zuvor noch nie eingekauft haben.”

Der große Unterschied zu Wallets liegt darin, dass wir Click to Pay gemeinsam mit den Banken anbieten.”

Click to Pay ist kein Wallet, für das man eine spezielle App braucht, sondern eine Check-out-Lösung, die über den Browser im Prinzip bei jedem Online-Händler genutzt werden kann. Eine passende Analogie: So wie die kontaktlose Kartenzahlung im Laden soll Click to Pay der Standard für die Kartenzahlung im Internet sein.

Und welche Rolle spielen die Banken dabei?

Damit Karteninhaber über Click to Pay bezahlen können, müssen sie sich registrieren. Das ist über unterschiedliche Wege möglich. Sie können sich direkt über die kartenausgebende Bank oder eine lokale Visa-Webseite registrieren. Oder sie können einfach während des Bezahlens bei einem teilnehmenden Online-Händler ihre Debit-, Kredit- oder Prepaidkarte hinterlegen.

Volker Koppe, Head of Strategic Initiatives, Central Europe, von Visa
Volker Koppe, Head of Strategic Initiatives, Central Europe, von VisaVisa

Unsere Aufgabe und auch die der Banken ist es, Karteninhaber auf die Lösung und ihre Vorteile aufmerksam zu machen. Banken sollten die Registrierung so einfach wie möglich machen. Aktuell arbeiten wir mit den Finanzinstituten daran, eine Funktion zur Registrierung in die Banking Apps zu integrieren. Für die Zukunft ist denkbar, dass Banken die Click to Pay-Funktion automatisch für Karteninhaber freigeben.”

Was verdienen Banken an Click to Pay?

Click to Pay wurde entwickelt, um den Check-out-Prozess zu vereinfachen. Die Zahlung selbst bleibt eine klassische Kartenzahlung, für die kartenausgebende Banken die gleichen Gebühren wie auch sonst im E-Commerce erhalten. Dies ist auch bei Transaktionen über Click to Pay der Fall.

Und warum sollten Banken ihren Kunden und Kundinnen Click to Pay anbieten? Konsumenten können doch eigentlich bei jedem Onlineshop mit Karte zahlen?

Zahlen Karteninhaber aktuell online mit ihrer Debit- oder Kreditkarte, müssen sie in der Regel bei jedem Einkauf ihre Kartendaten neu eingeben und sich bei einigen Onlineshops zusätzlich Passwörter im Bezahlprozess merken. Das macht das Bezahlen unnötig kompliziert.”

Besonders abschreckend ist das für viele, wenn sie zum ersten Mal oder nur sehr selten in einem Shop einkaufen. Aus eigener Marktforschung[1] wissen wir, dass sieben von zehn Kreditkarteninhabern (71 %) selten oder nie bei einem neuen Online-Händler bestellen. Click to Pay verbessert und vereinfacht das Bezahlerlebnis mit Debit- und Kreditkarte für Konsumenten im Internet deutlich. Das kann natürlich dazu beitragen, die Zufriedenheit der Bankkunden zu steigern. Gleichzeitig werden Zahlungen nicht über Dritt-Apps bzw. Anbieter abgewickelt, sie bleiben ganz normale Kartenzahlungen.

Was ändert sich aus technischer Sicht durch Click to Pay am Check-out-Prozess?

Click to Pay ist keine neue Zahlungsmethode. Kunden und Kundinnen wählen eine ganz normale Kartenzahlung aus. Anhand der E-Mail-Adresse wird erkannt, ob diese für Click to Pay registriert ist.”

In manchen Fällen kommt es zu einer Sicherheitsanfrage per Einmalpasswort (OTP). Kunden und Kundinnen sehen dann die Karten, die bei Click to Pay hinterlegt sind, und können die passende auswählen. Dieser Prozess startet komplett automatisch. Die technischen Anpassungen erfolgen auf Seiten des Zahlungsdienstleisters oder auf der Händlerseite. Die Bank erhält eine reguläre Kartenzahlung zur Autorisierung. Daher gibt es aus technischer Sicht keine Änderung am Check-out-Prozess.

Volker Koppe, Head of Strategic Initiatives Visa
Volker Koppe ist als Head of Strategic Initiatives bei Visa in Zentraleuropa (Website)

ver­ant­wort­lich für die Ein­füh­rung von Ser­vices, die ei­nen markt­über­grei­fen­den An­satz er­for­dern oder die noch am An­fang des Pro­dukt­le­bens­zy­klus ste­hen. Hier ste­hen ins­be­son­de­re Be­rei­che wie E-Com­mer­ce, Mo­bi­li­tät & Tran­sit so­wie Di­gi­ta­le Iden­ti­tä­ten im Fo­kus.

Von 2008 bis 2011 hat Kop­pe  bei Vi­sa die Ein­füh­rung von V PAY in Deutsch­land, Ös­ter­reich und der Schweiz vor­an­ge­trie­ben. Seit 2012 liegt sein Fo­kus auf in­no­va­ti­ven Ser­vices, wo­bei er für die Markt­ent­wick­lung und die Ein­füh­rung von Pro­duk­ten und Ser­vices jen­seits der phy­si­schen Kar­te ver­ant­wort­lich ist. In die­sem Kon­text führ­te er un­ter an­de­rem Vi­sa-sei­tig App­le Pay, Goog­le Pay, Samsung Pay und die Zah­lung über Weara­bles bei Fi­nanz­in­sti­tu­ten, die Vi­sa-Kar­ten aus­ge­ben, in ver­schie­de­nen Märk­ten ein.

Vor sei­ner Tä­tig­keit bei Vi­sa war Kop­pe von 2002 bis En­de 2007 Lei­ter Mar­ke­ting Geld­Kar­te bei der EU­RO Kar­ten­sys­te­me GmbH, ei­nem Joint Ven­ture der Deut­schen Kre­dit­wirt­schaft, und bau­te da­vor den Be­reich Mar­ke­ting und Pro­dukt­ma­nage­ment bei der Se­als GmbH auf.

Im Jahr 2005 grün­de­te Vol­ker Kop­pe die In­itia­ti­ve Geld­Kar­te e.V. (heu­te „In­itia­ti­ve Deut­sche Zah­lungs­sys­te­me“), des­sen Vor­stands­vor­sit­zen­der er bis 2008 war.

Wie stellt Visa sicher, dass Click to Pay mit einer Vielzahl von E-Commerce-Plattformen und -Systemen kompatibel ist? 

Click to Pay ist ein Service, den große Schemes, also die internationalen Zahlungskarten-Anbieter, basierend auf dem globalen EMVCo-Standard einführen.”

Wie eingangs erwähnt: Das ist vergleichbar mit der Einführung der chipbasierten und später der kontaktlosen Bezahlmöglichkeit im Handel vor einigen Jahren. Wir gehen davon aus, dass die Anbieter von E-Commerce-Plattformen mit Hilfe ihrer Zahlungsabwickler Click to Pay nach und nach einführen werden.

Gibt es spezielle Integrationstools oder APIs, die Entwickler:innen zur Verfügung stehen?  

Visa unterstützt die Kartenemittenten bei der Implementierung. Wir bieten APIs an, über die Banken die Registrierung in ihr Onlinebanking und ihre mobile Banking App integrieren können.

Die Integration von Click to Pay für Händler erfolgt über Payment Service Provider (PSPs). Diese erhalten von Visa alle notwendigen Dokumente wie die API-Spezifikationen und Integrationsanleitungen.

Und wie kann eine Bank Click to Pay für die Kunden und Kundinnen einbinden? 

Um den Karteninhabern den Zugang zu Click to Pay so einfach wie möglich zu machen, können kartenausgebende Banken sie aktiv bei der Registrierung unterstützen. Dabei haben sie zwei Möglichkeiten: Entweder sie verweisen ihre Kunden direkt auf die Visa-Webseite oder sie binden die Anmeldung über Push Provisioning direkt in ihr Onlinebanking oder ihre Banking App ein. Hierbei unterstützen wir bei Visa unsere Bankpartner aktiv bei der Implementierung.

Wie schützt Visa die Click to Pay-Zahlung?

Karteninhaber und Händler können sich bei Click to Pay gleichermaßen auf die für die Kartenzahlung üblichen Sicherheitstechnologien verlassen. Darüber hinaus kommt bei allen Zahlungen über Click to Pay die Token-Technologie zum Einsatz, die vom mobilen Bezahlen bereits bekannt ist.

Hierbei erhält der Online-Händler statt der 16-stelligen Kartennummer der Verbraucher einen digitalen und anonymisierten Platzhalter – den Token. Der ist, sollte es doch einmal zu einem Datenabgriff beim Händler kommen, für Angreifer unbrauchbar.”

Unsere Analysen zeigen: Dort, wo die Token-Technologie in Europa zum Einsatz kommt, sind die Betrugsraten um bis zu 50 Prozent niedriger.

Im Bedarfsfall kommt zusätzlich die bewährte 3D-Secure-Sicherheitsabfrage zum Einsatz. Dabei ist die Bezahlung über ein von der Bank definiertes Verfahren abgesichert, zum Beispiel indem man die Banking App öffnen und dort den Einkauf bestätigen muss.

Das heißt, es werden immer nur eine Art temporäre Hashes übertragen, die nur eine kurze Gültigkeit haben?

Beim Bezahlen mit Click to Pay wird für jede hinterlegte Karte ein Token im Visa-System hinterlegt und für Transaktionen verwendet. Hierfür wird eine Zahlenfolge erzeugt, die sich nicht aus der Kartennummer ableiten lässt. Tokens machen es somit möglich, dass die echte Kartennummer der Verbraucherin oder des Verbrauchers in den sicheren Hintergrundsystemen der Bank beziehungsweise von Visa bleibt und diese nicht verlässt. Die bei einem Händler gespeicherten Zahlungsdaten verlieren somit für Betrüger an Wert, da sie diese nicht entschlüsseln und damit auch nicht an anderer Stelle einsetzen können.

Onlineshops haben temporär extreme Last (wie am Black Friday, Cyber Monday oder eigenen Vertriebsaktionen). Wie skaliert Click to Pay?

Click to Pay mit Visa läuft auf der Visa-Infrastruktur. Diese ist hochperformant und so ausgelegt, dass wir auch Leistungsspitzen abdecken können. Über das Visa System laufen mehr als 260 Mrd. Transaktionen pro Jahr, ohne dass wir in die Nähe unserer Leistungsgrenzen kommen. Auf Seiten der Bank ist keine weitere technische Infrastruktur erforderlich. Es kommen lediglich die sonst auch üblichen Autorisierungssysteme zum Einsatz.

Gibt es einen regelmäßigen Überprüfungs- und Update-Prozess, um sicherzustellen, dass die Plattform stets den aktuellen technologischen und regulatorischen Standards entspricht? 

Wir entwickeln Click to Pay ständig weiter, um technologische und regulatorische Anforderungen umzusetzen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Zuverlässigkeit und Sicherheit des Systems sowie der Komfort für die Karteninhaber. So haben wir in den letzten Monaten beispielsweise noch einmal die User Experience optimiert.

Sind in naher Zukunft weitere Funktionen geplant?

Gemeinsam mit der Branche arbeiten wir zum Beispiel daran, dass Karteninhaber bei der Verwendung von Click to Pay neben den Kartendaten auch die Lieferdaten nicht mehr manuell eingeben müssen. Das spart noch mehr Zeit und macht das Einkaufen im Internet mit Debit- oder Kreditkarte noch einfacher.

Das bedeutet auch, dass Händler zukünftig auch Kunden und Kundinnen, die zum ersten Mal bei ihnen einkaufen, den Check-out ohne Registrierung vereinfachen können.”

Das eröffnet Händlern eine noch breitere Zielgruppe, denn eine aktuelle Visa Studie zeigt: Fast 9 von 10 Onlineshoppern in Deutschland legen nur ungern bei Online-Händlern, bei denen sie selten einkaufen, ein Kundenkonto an und hinterlegen ihre Zahlungsdaten.

Herr Koppe, vielen herzlichen Dank für das Interview.aj

[1] Bevölkerungsumfrage durchgeführt von Vocatus AG im Auftrag von Visa. Im Zeitraum vom 16.11.2021 bis 09.12.2021 wurden 871 Kreditkarteninhaber in Deutschland befragt.

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