STRATEGIE16. Februar 2016

Mobile Payment von Vodafone und PayPal – wer die Zeche zahlt und was sich dahinter verbirgt

Maik KlotzMaik-Klotz
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Vodafone arbeitet beim Mobile Payment mit PayPal zusammen, damit Konsumenten bald mit Ihrem Smartphone am POS über PayPal bezahlen können. Ein Szenario, das Banken aufhorchen lassen sollte – denn es geht PayPal um weit mehr als nur um POS-Services. Den Beweis liefert die Antwort auf die Frage: Wer muss an welcher Stelle zahlen? Uns liegen Insider-Informationen vor, die Licht ins Dunkel bringen.

von Maik Klotz

Noch ist der Kampf um den POS nicht entbrannt. Apple, Google und Samsung zögern. Die Banken wollen mit girocard kontaktlos den Markt besetzen. Und der Online-Payment-Riese PayPal? Der hat eigentlich – so könnte man meinen – keinen Handlungsdruck.
Autor Maik Klotz
Maik ist Consultant bei der KI-Finance GmbH im Bereich Mobile Loyalty, Payment und Banking. Er ist Berater, Sprecher und Autor zu den Themen Banking, Payment und Retail. Seit vielen Jahren berät er Unternehmen zu kundenzentrierten Innovationsmethoden und der Fokussierung auf den Nutzer. Maik ist Jahrgang 1975. Sie finden Maik Klotz auf XING oder Twitter.

Und doch will PayPal unbedingt an den POS. Warum?

So funktioniert die PayPal-Vodafone-Zahlung

PayPal nutzt für das neue Mobile Payment die bestehende Infrastruktur beim Händler. Im Grunde genommen wird die PayPal-Zahlung über die Vodafone-Wallet technisch als kontaktlose Kreditkartenzahlung abgewickelt. Das hat für PayPal den Vorteil, dass man auf die bestehende Infrastruktur zugreifen kann und der Händler benötigt keinen weiteren Vertrag mit PayPal. Und: Der Kunde hat einen einfachen Zugang zum System.

Gebühren nachgerechnet

In der Vodafone-Wallet wird eine Visa bzw. MasterCard der englisches Raphaels Bank hinterlegt (die Vermutung liegt nahe, dass es die Visa-Lösung ist), mit der über PayWave oder PayPass am POS bezahlt wird. Da diese Zahlung sofort mit dem PayPal-Konto verrechnet wird, muss es sich um eine Debitkarten-Lösung handeln. Das wiederum bedeutet – es fällt eine Interchange-Gebühr von 0,2% des Umsatzes an.

Die Transaktion wird sofort gegen das PayPal-Konto gebucht. Wie hoch dabei die Gebühren genau sein werden, kann nur spekuliert werden. Branchenüblich wäre unter 1 Prozent. Exemplarisch gehen wir von 0,9 Prozent pro Transaktion aus.

Visa
Visa

Die durchschnittliche Bon-Größe im Einzelhandel, über alle Branchen, beträgt circa 24 Euro (Quelle) . Die Raphaels Bank nimmt dementsprechend 0,048 € pro Transaktion ein und müsste an PayPal 0,216 Euro zahlen. Das heißt, die Raphaels Bank subventioniert jede Transaktion mit ca. 0,17 Euro. Von 250 Einkäufen pro Kopf und Jahr werden 20 Prozent – also rund 50 Einkäufe – mit Karte bezahlt, was in Summe 8,50 EUR pro Kunde und Konto ausmacht.

Natürlich haben PayPal, Vodafone und die Raphaels Bank Sonderkonditionen vereinbart. Aber wie man die Zahlen auch spielt, irgendwer zahlt am Ende die Zeche. Egal ob PayPal 0,9 Prozent oder noch weniger nimmt. Tragfähig ist das Geschäftsmodell im Moment sicher nicht.

Die Konsequenz: PayPal geht es nicht um den Verdienst – es geht um Strategie

Gut möglich, dass PayPal am Ende nichts verdient. Das Ziel ist vermutlich: PayPal will mit aller Gewalt in den stationären Handel. Eine Art Barter-Deal: PayPal sorgt für Transaktionen, die Raphael Bank bekommt die Gebühren und PayPal ist dafür am POS. Über den Verzicht von Transaktionsgebühren würde sich PayPal im Prinzip in den Handel einkaufen. Oder aber die Gebühren sind bei PayPal so gering, dass sowohl für Raphael als auch für PayPal etwas übrig bliebe.

Ein Modell, das an Apple erinnert

Apple fährt mit Apple Pay ein ähnliches Modell: Dadurch das Apple mit Apple Pay für Transaktionen sorgt, bekommt Apple ein Stück vom Kuchen. Deshalb ist die Transaktionsgebühr für PayPal im Moment vielleicht auch nicht wichtig. PayPal läuft Gefahr, einen wichtigen Markt zu verlieren, und es ist für PayPal deutlich schwerer, auf das Gerät und damit in den Handel zu kommen, als beispielsweise der umgekehrte Weg für Apple. Mit dem In-App Kauf hat Apple mit Apple Pay schon einen Fuß im E-Commerce.

So oder so: Reich wird dabei niemand – außer vielleicht an Erfahrung. Das Beispiel zeigt, wie hoch die Gefahr für die Banken ist. PayPal will zentraler Zahlungsabwickler werden. Was hindert PayPal daran, den nächsten Schritt zu machen?mk

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