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STUDIEN & UMFRAGEN27. November 2020

S-Hub-Studie: Wie InsurTechs und Versicherungen den Kurswechsel aktiv gestalten

InsurTechs verändern sich
S-Hub, ZEB, idfabrik

Die neue Studie des Sparkassen Innovation Hub, der Berliner id-fabrik sowie der Managementberatung zeb hat den deutschen InsurTech-Markt unter die Lupe genommen. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass das Hinzukommen der Neo-Versicherungen trotz ihrer Popularität und neuer Angebote noch keine Machtverschiebungen im deutschen Versicherungsmarkt hervorrufen konnte. Hier hat sich einerseits Fast-Following als Unternehmensstrategie etabliert, während BigTechs und neue Plattformen sich anschicken, die Branche in Unruhe zu versetzen. Versicherer und InsurTechs stehen vor der Herausforderung, zukünftig ihre eigene Rolle zu definieren – als Plattformbetreiber oder Technologielieferanten.

Der Sparkassen Innovation Hub, die Berliner id-fabrik sowie die Strategie- und Managementberatung zeb haben eine Studie veröffentlicht, die den Stand des InsurTech-Marktes in Deutschland beleuchtet. Die Autoren widmen sich darin insbesondere den Playern im digitalen Versicherungsumfeld: Da sind einerseits die InsurTechs und die etablierten Versicherungen, zum anderen aber auch die BigTechs und Plattformanbietern der Zukunft.

Im Rahmen der Studie untersuchten die Autoren die Veränderungen im Versicherungsumfeld der letzten zehn Jahre (2010-2020), mehr als 50 InsurTechs sowie die aktuelle und zukünftige Rolle der BigTechs und neuer Plattformanbieter.

InsurTechs verdoppelt
s-hub

Anhand von neun Thesen bringt die Studie eine aktuelle Diskussionsgrundlage und gibt Aufschluss darüber, wie die Versicherungswelt transformiert wird. Die interaktive Studie, die durch Analysen, einzelne Case Studies und externe Expertenstimmen angereichert ist, analysiert in diesem Zusammenhang die wesentlichen Veränderungen und Trends der vergangenen zehn Jahre und erscheint im Rahmen des All-Digital-Thementages der Symbioticon, Hackathon und Tech-Festival der Sparkassen-Finanzgruppe.

Demnach haben die zahlreichen Neo-Versicherungen trotz ihrer neuen Service-Angebote und Popularität noch nicht zu tatsächlichen Machtverschiebungen im deutschen Versicherungsmarkt geführt. Dagegen sind B2B-orientierte InsurTechs als Partner und Dienstleister für Versicherer insgesamt erfolgreicher – Fast-Following hat sich bei Letzteren inzwischen als Unternehmensstrategie etabliert. BigTechs und neue Plattformen bieten auch im Versicherungssegment das Potenzial, die Branche zu verändern. Versicherungsunternehmen und InsurTechs stehen allerdings gleichermaßen der Herausforderung gegenüber, ihre Rolle innerhalb von Ökosystemen zu definieren.

S-Hub

Produktangebot wird breiter und komplexer

Zwei Drittel der zwischen 2010 und 2016 gestarteten InsurTechs hatten mit ihren Services einen Fokus auf den B2C-Bereich. Inzwischen sehen die Studienautoren jedoch eine klare Schwerpunktverlagerung: Gerade einmal jedes dritte der ersten B2C-InsurTechs ist heute noch unverändert aktiv. Das ist nicht ungewöhnlich, auch in anderen Segmenten der Start-up-Szene. Der Anteil der B2B-Anbieter hat sich währenddessen von 28 auf 55 Prozent verdoppelt.

zeb

Die ersten InsurTechs scheiterten teils daran, ihre neuen Service-Angebote für Endkunden zu monetarisieren. B2B-orientierte Start-ups konnten sich hingegen etablieren. Sie skalieren Technologien, um Prozesse ins digitale ‚Heute‘ zu heben. Hierbei treten sie als Partner etablierter Versicherer auf.“

Horst Kleinlein, Senior Partner bei zeb

Auch das Produktportfolio der InsurTechs wird breiter und anspruchsvoller: 40 Anbieter kommen mittlerweile auf 90 Produkte in über 20 Produktkategorien, unter anderem auch in komplexeren Segmenten wie dem Gewerbeversicherungsbereich oder in der Kranken- und Altersvorsorge.

Fast-Following als Unternehmensstrategie etablierter Versicherer

Die Strategie der InsurTechs
S-Hub

Doch die etablierten Versicherer holen auf, steuern zunehmend mit eigenen digitalen Firmenausgründungen dagegen und investieren insbesondere in die Verbesserung der Beratung und in den Ausbau der digitalen Kundeninteraktion. Auch bei der digitalen Produktverfügbarkeit schließt sich die Lücke: Die 25 größten Versicherer bieten mittlerweile mehr als 70 Prozent der wesentlichen Kompositprodukte digital an.

Das Fast-Following hat sich als Unternehmensstrategie für Versicherer etabliert und die erste Hektik hat sich gelegt. Was heute wie eine Entwarnung für die etablierten Anbieter aussieht, kann allerdings auch als Ruhe vor dem Sturm bezeichnet werden. Nicht nur die InsurTechs, sondern auch die erfolgreichen Fast-Follower sind hier Konkurrenten.“

Thomas Kempf, Geschäftsführer der id-fabrik

BigTechs als Partner und Konkurrenz

Ein härterer Einstieg der BigTechs in die Versicherungsbranche sowie der Trend zur Plattformökonomie haben das deutliche Potenzial, die Branche auf- und herumzuwirbeln. Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.

Sparkassen Finanzgruppe

Wer es schafft, die Komplexität aus Produkten und Endkundeninteraktion zu reduzieren, setzt sich auf digitalen Kanälen durch. Was für Sparkassen und Banken gilt, trifft auch auf Versicherungen zu: Das Damokles-Schwert der BigTechs rückt immer näher.“

Jens Rieken, Leiter des Sparkassen Innovation Hubs

Das Bedrohungspotenzial ist indes nicht gleich hoch: Während Microsoft und Facebook eher als Partner auftreten, könnten sowohl Amazon als auch Google in Zukunft eine dominante Vermittlerrolle einnehmen.
Zudem werden Plattformen die Branchen umsortieren. Versicherer stehen deshalb vor der Aufgabe, ihre eigene Rolle innerhalb von Ökosystemen zu definieren. Sie müssen entscheiden, ob sie etwa als zentraler Plattformanbieter, Produkt- oder Technologielieferant agieren wollen. „Sollten es die etablierten Versicherer nicht schaffen, Plattformen mit hohem Kundenmehrwert und Interaktionsquoten zu entwerfen, werden sie in die Rolle reiner Produktgeber zurückgedrängt. Schnittstellenfähigkeit und branchenübergreifende Kooperationen sind existenziell“, so Rieken abschließend. tw

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